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Gastbeitrag von Ruedi LötscherÜber den Autor:01.04.2011 Ein neuer Gesellschaftsvertrag für neue HerausforderungenEine Utopie begibt sich in der Schweiz auf den Weg in die Wirklichkeit. Es ist die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens (bGE).Das bGE ist ein zukunftstauglicher Gesellschaftsvertrag. Es garantiert die Existenzsicherung aller in der Schweiz lebenden Menschen. Es ist so bemessen, dass eine kulturelle Teilhabe (Siehe Abschnitt: «Kulturelle Teilhabe») ermöglicht wird. Dadurch werden andere Sozialversicherungen weitgehend überflüssig. Wozu braucht es ein Grundeinkommen?Die Zeiten haben sich grundlegend geändert. Während früher so viele Güter wie möglich erzeugt werden mussten, um wenigstens den dringendsten Bedarf der Menschen zu decken, muss heute so viel wie möglich verbraucht werden, um unsere Arbeitsplätze einigermassen zu sichern; der Arbeitsmarkt kann immer weniger Mitwirkende aufnehmen – Konsumenten aber braucht er dringend. Deshalb muss den vom Arbeitsmarkt verschmähten Menschen, gerade auch im Interesse von Industrie und Dienstleistern, unbedingt ein Grundeinkommen ausbezahlt werden. Ehrenamt statt LohnarbeitDa mit dem bGE Arbeit und Einkommen teilweise voneinander entkoppelt werden, wird der Wert einer Arbeit nicht mehr vor allem am Lohn gemessen, sondern an der Nützlichkeit und dem Sinn der Arbeit. Das wertet die ehrenamtliche Tätigkeit auf. FamilienpolitikBefreiend wirkt das Grundeinkommen auch auf Familien. Kinder sind kein Armutsrisiko mehr. Paare, die sich trennen, haben kaum noch Alimentenstress, denn das Grundeinkommen ist an die Kinder gebunden, wo auch immer sie leben. Geld und MenschenwürdeGeld ist heute für ein Leben in Würde ebenso unerlässlich geworden wie Luft und Wasser. Ohne Geld geht gar nichts mehr. Ein menschenwürdiges selbstbestimmtes Leben kann in unserer Zeit deshalb nur gewährleistet werden, wenn sämtlichen Menschen im Land ein Einkommen zur Verfügung steht. Diese Leistung erbringt das bGE. Die zwei Funktionen des GeldesGeld hat zwei wesentliche Funktionen. Zum einen ist es das beste Tauschmittel der Geschichte; zum andern kann es auch für Schneeballsysteme missbraucht werden. Spekulanten und Finanzhaie haben die Wirtschaft vor kurzer Zeit mit solchen Schneeballsystemen an die Wand gefahren. Nur Staatshilfe konnte das Schlimmste verhindern. Die Lohnempfänger müssen nun dafür geradestehen: durch tiefere Löhne oder Arbeitslosigkeit. Deshalb brauchen sie einen Fallschirm; nicht einen goldenen wie die CEOs – aber einen existenzsichernden zumindest. Diese Leistung erbringt das bGE. Konkurrenzfähigkeit und EmanzipationDas bGE schafft auch Gerechtigkeit. Da es nicht zusätzlich zum Lohn ausbezahlt wird sondern von unten in diesen hineinwächst (siehe Datei: «Wie das bGE von unten in den Lohn hineinwächst»), schafft es gleiche Augenhöhe zwischen den verschiedenen Teilnehmenden auf dem Arbeitsmarkt. Bisher schlecht bezahlte, so genannt «niedere Arbeiten» werden besser bezahlt oder automatisiert – oder von den Nachfragenden selbst erledigt. Das bGE führt so zu einer neuen Verhandlungsbasis mit besseren Chancen der Arbeitnehmenden; vor allem im Niedriglohnsektor. Aber auch die Arbeitgeber haben einen Vorteil. Aus dem gleichen Grund (weil eben das bGE nicht zusätzlich zum Lohn ausbezahlt wird sondern, in diesen «hineinwächst») ergeben sich Lohnersparnisse – sofern attraktive Arbeitsplätze angeboten werden. Das heisst also: 1. Die Konkurrenzfähigkeit des Werkplatzes Schweiz steigt2. Unattraktive, geisttötende Arbeit wird besser bezahlt oder kann ohne Skrupel automatisiert werden (die Entlassenen werden ja nicht in die Not getrieben sondern «schlimmstenfalls» in die aufgewertete ehrenamtliche Tätigkeit «verschoben»; siehe vorangehenden Absatz). Das gibt einen starken Impuls für innovative Arbeitsabläufe.3. Attraktive Arbeit wird finanziell eher günstiger erledigt, weil eventuelle finanzielle Einbussen vom bGE abgefedert werden.Als Gegenargument wird oft ins Feld geführt, ein bGE sei nicht finanzierbar. Das stimmt deshalb nicht, weil das bGE nicht zusätzlich zum Lohn dazukommt, sondern eben in den Lohn hineinwächst. Es ändert sich ökonomisch nicht sehr viel gegenüber dem Jetztzustand. Sozialhilfe sichert ausschliesslich das Existenzminimum. Ein bedingungsloses Grundeinkommen ist höher, ermöglicht kulturelle Teilhabe. Der Begriff meint: • Bei einer Einladung eine Flasche Wein mitbringen • An einen Fussballmatch gehen • Eine Bekannte spontan zu einem Kaffee und Gipfeli einladen • Eine Zeitung abonnieren • Die Kinder in den Musikunterricht schicken • Ein Konzert besuchen • Eine Kunstaustellung besuchen • Ein Haustier halten • Mit den Kindern in den Zirkus gehen • Sich TV und Internet leisten können --- |