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Gastbeitrag von Ronald Joho

Über den Autor:

Ronald Joho-Schumacher
(*1955) ist geschäftsführender Inhaber der akomag Kommunikation & Medienmanagement AG in Stans und Luzern. Die Agentur ist seit 1988 am Markt und berät und betreut Unternehmen und Institutionen in allen Belangen der Kommunikation. Vor seiner Tätigkeit als Kommunikationsberater war Ronald Joho Redaktor am «Luzerner Tagblatt». Als freier Journalist war er für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften tätig. Er schätzt das breite Angebot des maz auch für die Kommunikationsbranche und ist überzeugt, dass diese Journalistenschule für den Kommunikationsstandort Luzern von Bedeutung ist.

01.03.2011

Flau, lau, wer?

Eigentlich müsste sechs Wochen vor dem Wahlsonntag die Post abgehen. Doch still ruht der See.

Am 10. April 2011 werden im Kanton Luzern Legislative und Exekutive neu bestellt. Für die 120 Sitze im Luzerner Kantonsrat bewerben sich 575 Kandidatinnen und Kandidaten – 57 mehr als vor vier Jahren. Acht Neulinge (17 Listen) wollen in den Regierungsrat. Da sollte eigentlich Zug im Kamin sein. Mitnichten. Sechs Wochen vor der Weichenstellung ist von einem Wahlkampf nichts zu spüren.

Was ist los? Fasnacht? Es ist schon Narretei, den Auftakt zur (sogenannten) heissen Phase dermassen zu verschlafen. Die paar Plakate, die auszumachen sind, wenn man gezielt Ausschau hält, sind mehrheitlich überladen. Oft fehlt die zentrale Botschaft, oder es ist nicht auf die Schnelle auszumachen, wer Absender ist. 

Beispiele? Die FDP fährt national den Slogan «Aus Liebe zur Schweiz». Für die Luzerner ist es – richtig: «Aus Liebe zu Luzern». Nur: Welche Liebe? Zur starken Gesellschaft und zu einem sicheren Lebensraum (!) oder zu tieferen Steuern und mehr Arbeitsplätzen? Die FDP will zu viel auf dem Plakat, das nur eine Aufgabe hat – kurz und präzis zu kommunizieren. 

Ach, hätten die Liberalen doch ihren Namen behalten. Dann bräuchten sie das, was sie seit über 150 Jahren auszeichnet, nicht ins zweite Glied zu stellen. Apropos Liebe: Die Gretchenfrage der BDP, «Kanton Luzern – Lust auf Neues?», stünde wohl eher einem Eroscenter an. Und bitte: Keine Fragezeichen in die Headline. Parteien sollen Fragen beantworten, Lösungen generieren.

Das will die CVP. Lösungen statt Blockaden. Wer will das nicht? Übrigens: Luzerner wählen SVP, pardon CVP. Die SVP verkündet seit bald einem Jahr: Schweizer wählen SVP. Die CVP kupfert ab und verkauft das Plagiat als bewusst gewählte Marketingstrategie. Freiherr zu Guttenberg könnte bei der CVP Luzern ein NDS absolvieren. Auch die Grünliberalen sind am Laborieren: «Die kluge Wahl! Grün und liberal» reimen die Strategen, die gemäss ihrer Kolumnistin auf lu-wahlen.ch «erst am Anfang unserer politischen Arbeit stehen». Nicht nur gemäss ihr, wäre zu ergänzen. Und die SP? «Gemeinsam vorwärts». Aha! Klare Botschaft – könnte von der Volkswandergruppe Grosswangen stammen. Präzis, professionell, weil zielgruppenadäquat und stark in Szene gesetzt: die Botschaften der Grünen: «Die Zeit ist reif für grün». Da gibt es nix zu bemängeln.

Zum Internet: Die Topsite gibt es nicht, die dem, der spätabends durch die virtuelle Parteienlandschaft surft, den ultimativen Kick verabreicht. Gut, man spürt die Mühe, die da waltet, im Worldwide Web präsent zu sein. Aber es ist halt alles zu brav: ellenlange Elaborate, nichtssagende Bilder und Bildchen, gestelzte Videobotschaften, Convenience-Food eben. Spannend übrigens ein Besuch der Homepage der CVP des Kantons Luzern. Unter «Wahlen 2011» können Suchbegriffe und Themen eingegeben werden. Wer dies tut, dem sollen sich Kandidaten und Themen offenbaren – sofern das gelingt. Meinem Versuch mit den Stichworten «Arbeitslosigkeit» und «Steuerwettbewerb» war kein Erfolg beschieden.

Es fällt auch auf, dass die «Social Media» Parteien und Kandidaten gleichermassen zu irritieren scheinen – sie verhalten sich wie das Kaninchen vor der Schlange. «Social Media» erfordern das Managen des «digitalen Fussabdrucks». Das braucht Zeit, Geduld und die richtige Herangehensweise. Es reicht nicht, auf der Homepage über Icons wie Facebook und Twitter zu verfügen – es muss auch damit gearbeitet, um die Community gebuhlt werden. Parteien und Kandidaten müssen bereit sein, den Leuten, denen sie online begegnen, zuzuhören und nicht nur selbst zu reden – für Politiker von Natur aus ein eher schwieriges Unterfangen. 

Kurz: Es braucht ein aktives Engagement und einen Dialog mit allen Online-Stakeholdern. Wie weit der YouTube-Beitrag des Anian Liebrand (SVP, Wahlkreis Sursee) die Rapper-Szene aufmischt, Victor Giacobbos Nachtprogramm bereichert oder den Jungspund in den Polit-Himmel katapultiert, lässt sich erst am 10. April, abends, endgültig klären.


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