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Gastbeitrag von Mario Gavazzi

Über den Autor:

Mario Gavazzi
(*1958) ist gelernter Kaufmann. Er ist seit deren Gründung Mitglied der Dampferfreunde und des Landschaftsschutz Verbandes Vierwaldstättersee (LSSV). Mario Gavazzzi publiziert seit 30 Jahren Jahren über den Öffentlichen Verkehr und gilt als einer der besten Kenner der Dampfschiffahrt auf Schweizer Seen.

Bild: Herbert Fischer

21.06.2018

Die heutige «Stadt Luzern» ist das dritte Dampfschiff mit diesem Namen

Grosskampftag der Dampferfreunde: Am Samstag (23. Juni) veranstalten sie einen Aktionstag, um ihre Sammlung zu starten, die vier Millionen Franken an die Renovation des Dampfschiffes Stadt Luzern beisteuern soll. Darüber schreibt Dampfschiffexperte Mario Gavazzi.

Das Dampfschiff Stadt Luzern im Urnersee auf voller Fahrt.

Diese Foto entstand bei der Einweihungsparade für das frisch renovierte Dampfschiff Unterwalden am 7. Mai 2011; das Flaggschiff steht mit den anderen Dampfern Spalier für den frisch renovierten Dampfer Unterwalden.

Bilder: Mario Gavazzi

Sie ist das jüngste für ein Schweizer Gewässer gebaute Dampfschiff im öffentlichen Verkehr und wird doch 90jährig. Am Samstag 23. Juni 2018 ist es so weit und das soll ein gutes Omen sein für die Zukunft dieses Raddampfers. Er ist ein wichtiger Teil der Schifffahrtsgeschichte der Schweiz im Maschinenbauzeitalter. 

Ein weltweites Unikat

Die dreizylindrige Maschine ist weltweit ein Unikat und auch mit den Innenräumen stellt das Schiff eine Ausnahme dar. Es wurde in Deutschland gebaut und ging 1928 ein erstes Mal in Betrieb. Die fehlerhaft konstruierte Maschine ging kurze Zeit danach schadensbedingt ausser Dienst. 

Die Firma Gebrüder Sulzer in Winterthur lieferte die heutige Anlage. Seit 1929 ist das Schiff nahtlos unterwegs und bis heute hat es gute Dienste geleistet. Es machte Schlagzeilen, als 1940 General Henri Guisan die höchsten Truppenkommandanten auf diesem Schiff zum «Rütli-Rapport» befahl. Und am 2. Mai 1980 reiste Queen Elizabeth mit diesem Schiff während ihres Staatsbesuches zur Wiege der Schweizerischen Eidgenossenschaft, die bekanntlich seit 1291 auf dem Rütli wurzelt. 

Ein Schiff für alle

So nobel das Schiff daher kommt: Immer stand es allen Menschen offen und das wird auch künftig so sein. Man kann in erster oder zweiter Klasse mit allen zugelassenen Billetten und Abonnements des öffentlichen Verkehrs (GA, Swisspass, Halbtaxabonnement) auf Kursfahrten Seefahrtatmosphäre erleben. Das soll auch nach der Renovation (die Ende 2018 beginnt) so sein, wenn der Raddampfer in neuem Glanz wieder in Fahrt kommen wird; voraussichtlich im Jahr 2022. 

Die Dampferfreunde helfen mit bei der Beschaffung der insgesamt voraussichtlich 12,5 Millionen Franken teuren Revision. Ihr Ziel ist es, vier Millionen Franken an Spendengeldern zu generieren. Dazu soll die Sonderfahrt am Samstag 23. Juni eine Art Motivation sein. Das genaue Programm einschliesslich eines Dampferfestes auf dem Europaplatz vor dem KKL kann auf der Website www.dampfschiff.ch nachgelesen werden. Spenden aller Art und Höhe sind wichtig und willkommen. Es gilt der Grundsatz: Ob ein Kind seinem Sparsäuli einen Fünfliber entnimmt und der Stadt Luzern schenkt, ist das genau so wichtig wie wenn jemand eine drei- oder vierstellige Summe beisteuern kann. 

Ein Name mit Geschichte

Das DS Stadt Luzern war in seiner Weiterexistenz eigentlich nie gefährdet. Nach 1945 führte, fast weltweit, die Entwicklung der Schifffahrt weg von der Dampftraktion hin zu den Dieselmotoren, teilweise auch zu dieselelektrischen oder neustens gar Hybridantrieben. Die personalintensiveren Dampfschiffe hatten nur schon kostenmässig ein Handicap und die Menschen wollten nach Jahren von Krise, Krieg und Entbehrungen in der Zeit vor 1945 das Neue dem Alten voranstellen. 

Um 1970 stand die Ausrangierungswelle der sechs mit Schweröl gefeuerten SGV-Dampfer bevor, nachdem bis 1969 alle Veteraninnen mit Kohlefeuerung ausser Dienst gesetzt worden sind. Die SGV schenkte sich und ihren Fahrgästen zum Hundertjahrjubiläum des Unternehmens ein neues Motorschiff. Das Motorschiff MS9 Gotthard bot allen Komfort der damaligen Zeit und das war das Ende des DS Wilhelm Tell. Dieses Schiff existiert heute als schwimmendes Restaurant am Luzernerhof. Die damalige Zeitung LNN (Luzerner Neuste Nachrichten) lancierte eine Petition für die Erhaltung der Dampfer und das mündete zwei Jahre später in die Gründung der Dampferfreunde-Vereinigung (www.dampfschiff.ch). Ihr ist es gelungen, auch in Zusammenarbeit mit der SGV, die fünf verbliebenen Veteraninnen zu retten und schrittweise sanieren zu lassen. 

Die dritte Version mit gleichem Namen

Das heutige Flaggschiff ist das dritte Schiff gleichen Namens: DS Stadt Luzern I hatte 1837 die Dampfschifffahrt auf dem Vierwaldstättersee eröffnet. 1872 ging sie ausser Dienst und zum 50-Jahr-Jubiläum hat die damalige Unternehmung ein zweites, höchst luxuriöses Schiff mit diesem Namen in Fahrt gesetzt. Dabei wurde an nichts gespart und das sollte sich schon bald rächen! Mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs versiegte der Touristenstrom und nacheinander mussten die grossen und im Betrieb teuren Salondampfer älterer Jahrgänge stillgelegt werden. In den folgenden Jahren rostete und faulte DS Stadt Luzern II dahin und als es um 1925 darum ging, die eingemotteten Schiffe entweder wieder aufzufrischen oder auszurangieren, kam das Aus für diese Einheit. Ihre Ausrangierung machte Platz für das heutige DS Stadt Luzern.

Alle Dampferfreunde sind aufgerufen, zu spenden

Die Dampferfreunde Vereinigung ruft auf, die Spendenaktion kräftig zu unterstützen. Das Schiff selbst wird noch bis Ende der Sommer-Herbstsaison 2018 regelmässig in Dienst sein. Die Website der SGV (siehe unter «Links») Auskunft darüber, wann und au welchem Kurs das Dampfschiff Stadt Luzern fährt. 

Mario Gavazzi, Luzern 


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