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Gastbeitrag von Beda M. Engel

Über den Autor:

Beda M. Engel
(* 1994) wohnt in Meggen. Er hat im Sommer 2014 an der Kantonsschule Alpenquai in Luzern die Matura bestanden und nachher die RS absolviert. Beda M. Engel ist parteilos.

Bild: Herbert Fischer

29.01.2015

«Pegida» ist offenbar bereits am Ende, aber die Probleme, die sie aufzeigt, sind deswegen nicht vom Tisch

Es ist an der Zeit, «Integration» neu zu definieren und fundamentalistische Kräfte in anderen Religionen, namentlich im Islam als solche zu erkennen, statt ständig sie offensichtlichen Fehlentwicklungen zu beschönigen.

Unter grossem Protest ging seit Ende Oktober nahezu jeden Montag im ostdeutschen Dresden eine wachsende Zahl wütender Bürger auf die Strassen. Als «Pegida» (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes) bezeichneten sie sich selber. Von ihren Gegnern als Rassisten, islamophobe Angstbürger und Rechtsaussen abgetan, von linken Gegendemonstranten angegriffen, von deutschen Spitzenpolitiker (fast) aller Couleurs angefeindet, von Flüchtlingswerken, Medien und Gewerkschaften vorverurteilt, wuchs die Zahl der Demonstranten von Woche zu Woche. Zwischen 25 000 und 40 000 waren es bei der Kundgebung am Montag nach dem Anschlag auf «Charlie Hebdo».

Eine Woche später ist «Pegida» abgesagt. Die Dresdner Polizei untersagte die angekündigte Kundgebung vom 19. Januar. Der Grund dafür seien islamistische Terrordrohungen, welche man ernst nehmen müsse. Diese kommen zum richtigen Zeitpunkt. So ist es bei den zahlreichen Gegendemonstrationen gegen «Pegida» in diversen Städten immer wieder zu Ausschreitungen von Linksextremen gekommen und das Polizeiaufgebot musste in Dresden von Woche zu Woche ausgebaut werden. «Pegida» hat nun also allem Anschein nach ein (zumindest vorübergehendes)  Ende. 

Zu hoffen ist aber, dass man sich endlich mit ihren Forderungen glaubwürdig auseinandersetzt und dies obwohl unter den tausenden «Pegida»-Demonstranten einige zwielichtigen Gestalten waren (wie dies bei fast jeder grösseren Demonstration der Fall ist)

Der Umgang mit dem Islam in Europa scheint eine grosse Zahl Deutscher, aber auch Bürger anderer Europäischer Staaten zu erzürnen. Dieses Unbehagen sollte berechtigterweise nicht die Muslime treffen, sondern die Regierenden der westlichen Länder. Jene also, welche nach dem Anschlag auf Charlie Hebdo heuchlerisch in eine Nebenstrasse vom französischen Präsident Hollande zum grossen Fototermin geladen wurden; in den Medien anfänglich so inszeniert, als wären sie Teil oder gar Spitze der grossen Gedenkfeier auf der Place de la République gewesen. An diesem Tag spielten die politischen Eliten die Empörten. Man tat so, als sei  aussergewöhnlich und unerwartet, was passiert ist. Man inszenierte sich als Verfechter der Meinungsfreiheit, der Freiheit überhaupt und ruft gleichzeitig zu Toleranz auf. Doch Toleranz ist das Unwort, mit welchem man solche Auswüchse möglich gemacht. 

Toleranz ist der Begriff, welcher «Multikulti» rechtfertigen soll. Jene Silben mit welchen all jene, die an diesem seit den 60er-70er-Jahren eingeführten Experiment Kritik üben, zu Bösen, Ewiggestrigen abstempelt werden.

Jene die wie die Leute von «Pegida», der ehemaligen SPD-Spitzenpolitiker Thilo Sarrazin, der  türkische Migrantensohn Akif Pirinçci, oder die niederländisch somalisch stämmige Ex-Muslimin Ayaan Hirsi Ali, die sich getraut hatten, die falsche Toleranz zu kritisieren. 

Denn das einzige Rezept, welches die politischen Eliten im Westen gegen die unintegrierten Massen in den Vorstädten haben, ist noch mehr Toleranz von Seiten der Einheimischen und noch mehr angepasste Bildung. Im Elsass wurde nach den Anschlägen auf «Charlie Hebdo» ein Kunstlehrer suspendiert, weil er mit seiner Klasse über die Mohammed-Karikaturen und Pressefreiheit diskutieren wollte. In Vorortsschulen in Frankreich und Grossbritannien wird allem Anschein nach, der Holocaust von der Liste des zu Unterrichtenden gestrichen, weil unter vielen muslimischen Secondokindern in diesen Staaten ein ausgeprägter Antisemitismus vorherrscht. Davon zeugt auch, dass von Frankreich, wo nebst Grossbritannien die meisten europäischen Juden leben, zahlreiche Juden massenhaft nach Israel auswandern. Die Tugendhaften müssen endlich einsehen, dass die «rechtspopulistischen, rechtsextremen, fremdenfeintlichen oder reaktionären Stimmen» mit ihrer Kritik am Multikulturalismus eventuell nicht gänzlich falsch lagen. Sie sollten endlich ihre «Rezepte» überdenken. Mit dem Abbau von Staatskunde, Weihnachtsfeiern an Schulen, dem Umbenennen von Weihnachtsmärkten in Wintermärkte, der Zulassung von Kopftüchern im Unterricht, Geschlechter getrenntem Schwimmunterricht und was es sonst noch für Massnahmen der vermeintlichen Toleranz in jüngerer Zeit gab, wird das Gegenteil von dem erreicht, was das Ziel sein sollte. 

Denn der Islam hat einen Platz in Europa. Viele Muslime beweisen dies tagtäglich. Sie akzeptieren und tolerieren die abendländischen Traditionen ihrer neuen Heimat nicht nur, sondern nehmen aktiv daran Teil und machen sie sich gar zu eigen. Was wir in Europa, in Deutschland, in Grossbritannien, der Schweiz brauchen, ist nicht mehr Toleranz für das Fremde, sondern mehr Stolz für das Eigene. Wir müssen unsere Werte, Traditionen leben und unsere Geschichte pflegen.

Weshalb die Integration oft nicht mehr klappt und die «Neuen» teils als Bedrohung wahrgenommen werden, liegt wohl im wesentlichen daran, dass wir den Verlust des Eigenen den «Neuen» zuschreiben, obwohl wir die Pflege des Eigenen aus falscher Rücksicht auf die «Neuen» aufgegeben haben! 

Unter dem Schlagwort Toleranz werden Traditionen aufgegeben, einst logische Ansprüche an Zuwanderer aufgehoben. So kann doch eine Desintegration oder Nichtintegration Einiger nicht überraschen.  Wenn linke Politiker beispielsweise kritisieren, dass viele Schweizer zahlreiche Fragen von Einbürgerungstests nicht beantworten können und diese deswegen unfair seien, sollte doch die konsequente Schlussfolgerung daraus sein, dass wir Schweizer selbst unseren Kindern vieles über die Schweiz nicht mehr beibringen. Schweizer Geschichte wird aus den Universitäten und Schulen verbannt. In Geographie beschäftigt man sich Jahr für Jahr mit dem Leid in der Dritten Welt, während viele Schüler die Hauptorte der Nachbarkantone nicht kennen oder noch nie das Luzernerhinterland besucht haben. Stattdessen macht man mit den Schülern im Ethikunterricht einen Besuch auf einem veganen Bauernhof.

Es ist an der Zeit, zu fordern und zu fördern. Fördern mit den bestehenden staatlichen und zivilen Einrichtungen und nicht mit immer noch mehr Integrationsindustrie, welche heute schon über 55 Millionen auf Bundesebene verschlingt. Fordern ist ebenso ein wichtiges Stichwort. Als meine Grossmutter Ende der 50-er-Jahre in die Schweiz einwanderte, lernte sie innert zwei Jahren Mundart. Von der Flüchtlingswelle aus der Tschechoslowakei spricht heute niemand mehr, weil sich die paar tausend Opfer des Kommunismus ohne grosse Probleme integriert haben. Damals forderte die Gesellschaft, dass die Neuankömmlinge sich integrieren müssen, wenn sie hier bleiben wollen. Dies ist auch heute angesagt! 

Religionsfreiheit ist ein Menschenrecht, aber durch diese Hintertür sollte niemandem das Recht gegeben werden, sich nicht an die neue Kultur anzupassen.

In der Schweiz, in Deutschland, Frankreich und zahlreichen anderen europäischen Ländern ist die Gleichstellung von Mann und Frau in der Verfassung, man darf homosexuell sein und man darf Karikaturen über alles machen auch, wenn diese geschmacklos sind. Die Meinungsfreiheit gibt jedem das Recht von solchen Dingen persönlich zu halten was er möchte. Über die Demokratie hat man die Möglichkeiten, gewisse Grundrechte in der Öffentlichkeit einzuschränken. Gewalt hat hier keinen Platz, ob im Namen Allahs, der Überwindung des Kapitalismus oder in einem anderen übergeordneten Sinn. 

Toleranz ist hier das falsche Wort. Eine Betonung unserer Werte und unserer Sitten, dazu sollten uns das Attentat in Paris und die unzufriedenen Bürger von «Pegida» uns. Wenn diese wieder allgemeiner akzeptiert besser vermittelt und stolzer präsentiert sind, muss sich die europäische Politelite auch nicht mehr in einer abgesicherten Nebenstrasse verkriechen.

Beda M. Engel, Meggen


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