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Gastbeitrag von Michel Ebinger

Über den Autor:

Michel Ebinger
(* 1961) ist aufgewachsen in Rotkreuz in der Gemeinde Risch ZG). Er studierte Rechts-wissenschaften, wurde Rechtsanwalt und Notar. Ebinger arbeitete zuerst in der Kanzlei Schweiger und Wild in Zug, bis er sich 1995 selbständig machte. Von 1998 bis 2004 vertrat er die FDP im Zuger Kantonsrat. Beim Attentat auf das Zuger Parlament am 27. September 2001 erlitt er lebensgefährliche Verletzungen, die ihn seither stark einschränken. Inzwischen ist er Sekretär der Grünliberalen Partei des Kantons Zug (glp).

03.12.2011

Wie verläuft ein durchschnittliches Leben?

Ich habe mir mal Gedanken gemacht über das Leben, nachdem ich in den letzten Tagen in meiner näheren Umgebung gleich mehrere Schicksalsnachrichten zur Kenntnis nehmen musste. Wie verläuft ein durchschnittliches Leben?

Bis 50 gibt uns das Leben immer Neues in den Rucksack: Erfahrung, Freunde, Bildung, Enttäuschungen, Partner, Kinder. Wir nennen dies wie folgt: «Wir tragen unseren Rucksack des Lebens mit».

Das Leben gibt uns alles in Hülle und Fülle, es bereichert uns, aber es belastet uns auch. Der Rucksack beginnt zu schmerzen, er verleiht uns eine gebückte Haltung. Wir werden vorsichtig, vielleicht übervorsichtig und überlegen alles mehrmals, bevor wir handeln. Die jugendliche Freude (auch Leichtsinn genannt) entschwindet. Ab 50 nimmt uns das Leben vieles wieder weg: Partner, Freunde, vielleicht Kinder, Gesundheit, berufliche Erfüllung. Wir werden ganz einfach alt und vielleicht gebrechlich.

Wir können dies bedauern, aber warum sehen wir es nicht so, dass uns das Leben den Rucksack wieder leichter macht? Das Leben entlastet uns vor Verantwortung, zeigt uns die Grenzen auf und zwingt uns zur Gemächlichkeit.

Es erlaubt uns endlich den Müssiggang. Wir laufen zwar gebückt, aber nicht mehr wegen des Rucksackes. Wir dürfen vielleicht Enkelkinder hüten, aber die Verantwortung für sie liegt bei unseren Kindern. Wenn wir den Mut haben, können wir uns von den Konventionen lösen und den verrückten Alten spielen. Man verzeiht uns mehr als zum Zeitpunkt, als wir Verantwortung hatten.

Wenn wir Glück haben, ist unser Rucksack am Ende des Lebens wieder so leicht und leer wie zu Beginn.

Dann hat sich der Kreis geschlossen und wir haben unsere Aufgabe erfüllt und wenn wir etwas aus unserem Leben gemacht haben, sind viele andere Rucksäcke positiv gefüllt worden: Mit unseren Taten, Gedanken und wir stehen zufrieden mit unserem leeren Rucksack da, bereit zu gehen ins neue Abenteuer.

Und noch ein anderer Gedanke: Man könnte auch Gefallen an den Gedanken finden, dass das Schicksal den Dement-Kranken die Gnade des leeren Rucksackes schon lange vor dem Ende gibt. Sie sind glücklich, nur wir leiden. Es ist alles Einstellungssache!

Michel Ebinger, Rotkreuz


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