srf.ch zeigt Kurt Frühs Meisterwerk «Dällebach Kari»
Der Berner Coiffeurmeister Karl Tellenbach, genannt Dällebach Kari, brachte die Leute mit seinem Humor zum Lachen, und lenkte so von der Tragik ab, die ihn selbst umgab. Regisseur Kurt Früh setzte dem Querkopf 1970 ein fulminantes filmisches Denkmal. In der Hauptrolle brillierte Walo Lüönd.
Sommer 1931. Nachts auf der Aarebrücke machen zwei Berner Polizisten eine befremdliche Entdeckung. In einem Paar Schuhe, das am Geländer hängt, finden sie den Abschiedsbrief von Kari Dällebach (Walo Lüönd), dem Coiffeur aus der Neuengasse. Der stadtbekannte Sprücheklopfer und Witzereisser hat sich umgebracht. Im Rückblick wird klar, wie vereinsamt das Original war, das seine Hasenscharte zeitlebens so wenig vergessen konnte wie Annemarie (Franziska Kohlund), seine unglückliche Jugendliebe. Deren Eltern (Margrit Winter und Erwin Kohlund) sind gut betuchte Fabrikanten, die sich einen Frisör als Schwiegersohn nicht vorstellen mögen.
Zwar gibt es Leute, mit denen sich Kari gut versteht, die Wirtin Jenny (Annemarie Düringer) etwa oder auch den Schwager Hermann (Fritz Nydegger), der mit ihm den kleinen Salon betreibt. Sein bester Tröster aber bleibt die Weinflasche.
Annemarie heiratet einen anderen, wird bald schon Witwe und arbeitet für eine Organisation, die sich mit Alkoholproblemen befasst. Sie will Kari treffen, doch unglückliche Zufälle verhindern die Begegnung. Das führt endgültig zur Verzweiflung. Gezeichnet von einer unheilbaren Krankheit geht der Coiffeur Dällebach in die Aare.
«S'isch einisch eine gsy, dä het vo früech a drunder glitte, das ihn die andre gäng usglachet hei. Am Aafang het är grännet, het sech mit de andre gstritte, s'nützt nüt, das isch ja nume, was sie wei.» Mit diesen Worten beginnt Mani Matters Ballade aus dem Film «Dällebach Kari». Treffender könnte man die traurige Geschichte des legendären Coiffeurmeisters kaum zusammenfassen.
Der echte Kari Dällebach wurde am 6. April 1877 als Karl Tellenbach in Walkringen im Emmental geboren. Schon als Kind hatte der Sohn eines Landwirts wegen seiner Hasenscharte, die einen Sprachfehler bewirkte, unter dem Gespött der Leute zu leiden.
1891 trat Kari in Worb eine Coiffeurlehre an und schloss sie 1894 mit Auszeichnung ab. 1896 zog er nach Bern und übernahm am 1. Juli 1900 ein kleines Coiffeurgeschäft an der Neuengasse 6. Dällebach galt ab etwa 1910 als Stadtoriginal. Wegen seiner körperlichen Behinderung und einer glücklosen Liebe entwickelte er sich zum humorigen Eigenbrötler. Nach einer schweren Krankheit beging Dällebach Selbstmord. Er hinterliess viele echte und nacherzählte Anekdoten.
Seine Lebensgeschichte wurde 1970 von Kurt Früh verfilmt. Der Regisseur und Drehbuchautor stützte sich dabei auf die Biografie von Hansruedi Lerch sowie die Mitarbeit des Schriftstellers Kurt Marti und des Mundartdichters Ernst Eggimann. Die Hauptrolle besetzte er mit Walo Lüönd, einem Schauspieler aus Zug, der bis dahin vor allem in Deutschland gespielt hatte. Lüönd, dem Original auch äusserlich ähnlich, wurde dafür von der Presse gerühmt und vom Publikum zum neuen Schweizer Star erkoren.
Für den Filmsoundtrack schrieb der Berner Troubadour Mani Matter eine seiner schönsten Balladen.
«Dällebach Kari»: Samstag, 26. November 2022, 14:05h bis 16:00h, SRF 1.
(red)
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