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Die Redaktion empfiehlt16.01.2022 «Süddeutsche Zeitung» - «Radikalen-Erlass» und «Berufsverbot»: Die Opfer müssen rehabilitiert werdenEin böses, ein giftiges Wort hat Jubiläum: das Wort «Berufsverbot»; es wird fünfzig Jahre alt. Es ist ein Wort, bei dem ein aufrechter Demokrat Pickel, Ausschlag und Krätze kriegt. Mit Berufsverboten ist vor Jahrzehnten eine ganze Generation junger Menschen traktiert worden.Sie durften nicht Lehrer, Lokführer oder Postbote werden, weil sie irgendwann bei irgendeiner angeblich anrüchigen Demonstration, etwa gegen den Vietnam-Krieg, dabei gewesen waren. Grundlage für das Berufsverbot war der «Radikalenerlass» vom 28. Januar 1972. 1972, schwarzer Freitag Viele bewarben sich erst gar nicht. Ein vergiftetes gesellschaftliches Klima entstand. Von einer «Hexenjagd auf junge Menschen» sprach nach ein paar Jahren besonders unguter Praxis in Bayern Karl-Heinz Hiersemann, der damalige Chef der SPD-Landtagsfraktion. Die ARD zeigt am morgigen Montag (17. Januar), nachts um 23.20 Uhr, zum Hexenjagd-Jubiläum einen Film des Regisseurs Hermann Abmayr. Opfer des Radikalenerlasses kommen darin sinnierend und nachdenklich zu Wort. Einige hat der Radikalenerlass aus Bahn geworfen; andere haben sich irgendwie arrangieren können. Winfried Kretschmann, der heutige Ministerpräsident von Baden-Württemberg, war damals, zu Berufsverbotszeiten, Maoist. Er hatte unverschämtes Glück - beinah hätte es ihn auch erwischt. In einem bemerkenswerten Interview mit Abmayr beschreibt er dieses Glück; er redet über die Macht von Ideologien, über Großmäuligkeit, revolutionäres Gehabe und darüber, wie der Staat darauf reagieren soll. Ich selber bin für diesen Film auch interviewt worden - und werbe dafür, die Opfer der Berufsverbote zu rehabilitieren. Heribert Prantl, Kolumnist Süddeutsche Zeitung, München
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