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Die Redaktion empfiehlt

25.04.2017

«Tagesanzeiger» - Peter Wettler war einer der profiliertesten Journalisten der Siebziger und Achtziger Jahre

Erst 71-jährig ist in Dietikon im Limmattal Peter M. Wettler gestorben. Er war einer der Gründer der Gewerkschaft SJU, Bundeshausredaktor der Basler «National Zeitung» und (nach Roger Schawinski) Leiter des «Kassensturz».


Im «Tagi» ist heute Dienstag ein Nachruf erschienen, der den Verstorbenen treffend beschreibt und würdigt (siehe unter «Dateien»).

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Peter M. Wettler gehörte 1970 zusammen mit Toya Maissen, Linda Stibler, Frank A. Meyer, Heinz Däpp, Max Jäggi, Anton P. Schaller und Ludwig A. Minelli zu den GründerInnen der Schweizerischen Journalisten Union (SJU), einer eigenen, gesamtschweizerischen Sektion des VPOD (Verband des Personals Öffentlicher Dienste). VPOD-Generalsekretär war damals der legendäre Max Arnold, eine der prägenden Figuren der gewerkschaftlichen und sozialdemokratischen Bewegung in der Schweiz nach dem Zweiten Weltkrieg, dessen politische Karriere übrigens im Kanton Nidwalden und zwar beim Bundesamt für Militärflugplätze gewurzelt hatte.

Wettler verstand seinen Beruf als Journalist stets als hochpolitische Aufgabe, als Dienst an der Res publica, weshalb er sich vehement für unabhängige Medien und ihre MacherInnen engagierte. Obschon selber während vieler Jahre eingeschriebenes SP-Mitglied, legte er stets grössten Wert darauf, auch von ihr unabhängig zu sein und sich keinerlei Maulkörbe umhängen zu lassen, wenn ihm deren Positionen missfielen. Oder wenn ihm in deren Reihen Leute begegneten, die für ihn keine Garanten für die Reinheit der Lehre, sondern schlichtweg KarrieristInnen waren. 

Dann konnte er bitterböse, ja verletzend werden. Als es beispielsweise darum ging, 1983 die Nachfolge für Willy Ritschard im Bundesrat zu nominieren, frotzelte er, und zwar so, dass es alle hören mussten:

«Wie steigert man eigentlich das Wort Missbehagen»?

«Keine Ahnung! Wie denn?»

«Missbehagen, Unbehagen, Uchtenhagen».

Liliane Uchtenhagen war die offizielle Kandidatin für die Ritschard-Nachfolge. An ihrer Stelle wurde aber Otto Stich Bundesrat, was parteiintern während Monaten wüste Folgen hatte.

Das war Wettler pur, dessen lockere Lippen ihm mitunter auch Feinde schufen; dies, obschon er eigentlich ein gemütvoller und herzlicher Mensch war, der Leuten mit anderen Ansichten respektvoll begegnete. Es war – dies zeigt auch die heutige Würdigung von Helene Arnet im «Tagi» – für ihn kein Problem, Anderen zu helfen, ihre eigenen Positionen zu kommunizieren, wenn ihnen dafür die eigenen Formulierungskünste fehlten.

Seit etwa 25 Jahren wirkte Peter M. Wettler höchst erfolgreich als Kommunikationsberater, wobei, wenn man ihn aus den frühen Siebziger Jahren und eben aus seinen Jahren als leidenschaftlicher Journalist gekannt hatte, der Eindruck nie ganz verschwand, eigentlich sei er in seinem Innersten stets genau das geblieben. 

Wie auch immer: wieder ist einer gegangen, der «Nägel mit Köpfen» gemacht hatte; der gesagt hatte, was ist und warum «es» – aus seiner Sicht jedenfalls – «so ist»; erst recht auch, wie «es sein sollte»; einer, der den aufrechten Gang nie hatte lernen müssen, der sich nie beugte und der sich schon gar nicht biegen liess; einer jener immer rareren Spezies von «Journis», die ausstirbt und für die kaum Nachwuchs heranreift.

Es tut weh, diesen kantigen Kollegen für immer loslassen zu müssen. Und zu wissen, dass – wie alle Unikate  auch er nicht ersetzbar ist.

Herbert Fischer, Redaktor lu-wahlen.ch, Luzern 

Die Trauerfeier findet am Donnerstag, 27. April 2017, um 14.00 Uhr in der Reformierten Kirche Dietikon statt.

Siehe unter «Dateien»: die Todesanzeige der Angehörigen.