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Kolumne der Redaktion

26.06.2019

Acht Persönlichkeiten erinnern sich an Roman Bussmann: «Er war Vorbild und Wegweiser»

Auf Einladung der Redaktion lu-wahlen.ch erinnern sich Weggefährten an den Politiker, Sportler und Journalisten Roman Bussmann. Er ist am 13. Juni in Sursee im Alter von 91 Jahren gestorben.


Redaktor Roman Bussmann ist am 13. Juni in Sursee im 91. Altersjahr gestorben. Er war unter anderem Gründer der ersten Fachzeitschrift für den Orientierungslauf, «Erfinder» des Stadtlaufes sowie Autor unzähliger Publikationen über die Geschichte der Parlamente und der Exekutiven im Kanton Luzern. Zudem vertrat er den Landesring der Unabhängigen während 28 Jahren im (damaligen) Grossen Rat.

Bild: Eveline Beerkircher

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Ruedi Meier, Luzern:

Roman Bussmann hätte mein Vater sein können. Erstmals und dann lange Zeit immer wieder bin ich ihm als eben solche Autorität begegnet, als Fachautorität genauer. Er war DER Sportjournalist und ich ein Zeitungskonsument, der – kaum konnte er lesen – die Sportseiten täglich fast auswendig gelernt hat. Das war in den späten Fünfziger und frühen Sechziger Jahren.

Ich ein sportbegeistertes «Landei» aus Rotkreuz – er der Journalist aus der Stadt. Später dann lernte ich ihn persönlich kennen. Das sei nun «der Bussmann», hiess es auf der Allmend, auf dem LSC-Sportplatz, wo wir als Schüler der Zentralschweizerischen Verkehrsschule Luzern (ZVL, Schülerinnen gab es dort zu dieser Zeit übrigens noch keine) Leichtathletik betrieben und Fussball gespielt haben.

 Als ich dann ab 1979 dem Grossen Rat des Kantons Luzern angehörte, lernte ich eine andere Bussmann-Seite kennen, die politische. Wir von der POCH (Progressive Organisationen der Schweiz) machten damals ziemlich Dampf und liefen dem Landesring der Unabhängigen (LdU), den Roman im Grossen Rat vertrat, den ersten Rang als Opposition ab; für den LdU nicht einfach.

Aber Roman war zum einen sein eigenes, individuelles Programm: liberal und offen. Und zum anderen eben unabhängig. Und diese Qualitäten reichten dann zuweilen für eine Unterstützung des einen oder anderen Anliegens, das von unserer Seite ins kantonale Parlament eingebracht worden war. Es brauchte damals angesichts der «schwarz-roten» Front von FDP und CVP durchaus Mut, zusammen mit den «PöchlerInnen» aufzustehen und in ihrem Sinn abzustimmen.

Und ja, er als Journalist und hochkompetenter und bestens dokumentierter Laienhistoriker und ich als Geschichtsstudent und später als Historiker mit einem Fachschwerpunkt «Luzern im 19. und 20. Jahrhundert»: Das brachte uns bezüglich der beruflichen Interessen zusammen. Wenn eine Frage noch nicht ganz klar war, oder wenn es darum ging, eine Fährte noch weiter zu verfolgen, so hiess es in den Archiven oder in der Zentralbibliothek nicht selten: «Da musst du Bussmann fragen!».

Fragen kann man ihn nun nicht mehr. Aber seine Schriften konsultieren. Und den Weg im Jenseits – falls es dieses denn gibt – findet er sicher. Er versteht den Orientierungslauf bestens, seine Passion der ersten Stunde.

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Christoph Fellmann, Luzern:

Als junger Journalist lernte ich Roman Bussmann auf der Redaktion der LNN kennen. Ich schrieb viel über regionale Politik, und ohne die Erfahrung und das Wissen älterer Kolleginnen und Kollegen wäre das ungleich schwieriger gewesen - zumal in den Zeiten vor dem Internet.

Roman Bussmann konnte man jederzeit anrufen, wenn man etwas genau wissen musste, er hatte ja sozusagen alles archiviert. Er hatte die richtigen Statistiken und die besten Anekdoten. Und was mich besonders beeindruckte: Er teilte sein Wissen sehr gern und half, wo er konnte. Er war ein Kollege, wie man ihn sich als junger Journalist nur wünschen konnte. Ein bescheidener und menschenfreundlicher Grand Old Man.

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Hugo Schmidt, Luzern:

Roman Bussmann habe ich während gut 60 Jahren vielseitig erlebt: In der Jugend als Leichtathletik-Ratgeber; als Sportjournalist und als immer dienstbereiter Kollege; als Organisator und als freiwilliger Helfer; im Grossen Rat als ideenreicher Kollege mit ähnlichen Themen; als Präsident und treues und aktives Mitglied.

Roman Bussmann gehört in seinem Stammclub LSC (Luzerner Sportclub) auf die gleiche Ebene wie Hans Erni, Paul Erni, die beiden «Strebis» und Hans Hellmüller (späterer Chef des Zürcher Leichtathletik-Meetings).

Roman stand mitten und bescheiden im Leben, immer auf erfolgreiche Zentimeter oder Sekunden (in der Leichtathletik), auf Ziele (im OL und in der Politik) ausgerichtet. Lob hat er jeweils errötend angenommen. Roman war Vorbild und Wegweiser.

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Ottavio Bovo, Luzern:

Roman Bussmann wird mir als treuer Begleiter und als Vorbild aus meiner Zeit als Sportjournalist in Erinnerung bleiben.

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Hans Moos, Ballwil:

Ich hatte mit Roman Bussmann vor allem während meiner Zeit als Redaktor der Luzerner Zeitung zu tun. Wenn es um neuere Kantonsgeschichte ging, war er eine Anlaufstelle ersten Ranges.

Er beschränkte sich aber nicht bloss auf lexikalisches Wissen, sondern setzte sich kritisch und mitunter auch leidenschaftlich mit der luzernischen Geschichtsschreibung auseinander.

Ich erinnere mich daran, wie sehr ihm die Publikation seines Buches «1831 – Das Ende einer Geschichtslüge» (Verlag Brunner AG, 2000) am Herzen lag. Noch jüngst durfte ich dank seiner Lebenspartnerin Ruth Schneider lokalgeschichtliche Unterlagen aus seinem gewaltigen Fundus beziehen. Ich werde Roman in guter Erinnerung behalten.

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Beat Fischer, Sempach:

Als junger OL-Läufer lernte ich Roman Bussmann in der Orientierungslauf-Vereinigung Luzern als versierten und erfahrenen Kameraden kennen – immer bereit, uns Jungen mit Rat und Tat beizustehen. 1955 gründete er für den Schweizerischen OL-Verband die OL-Fachschrift, die er als Redaktor über 25 Jahre lang mit grosser Freude und viel Herzblut redigierte.

1996 wurde Roman für sein jahrzehntelanges Wirken und für seine Pionierarbeit für den Verband mit der Ehrenmitgliedschaft ausgezeichnet. Auch in späteren Jahren war jedes Treffen mit Roman eine Bereicherung.

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Bruno Affentranger, Luzern:


Mit Roman Bussmann habe ich einst in den «LNN» als Journalist zusammengearbeitet. Erst viele Jahre später jedoch habe ich erfahren dürfen, welche zahlreichen Facetten Roman Bussmann hatte, die ich in den immer kurzen, flüchtigen und eigenartigen Begegnungen nie gesehen und erahnt hatte.

Ich las – selber als Spurensucher der Klubhistorie des Luzerner Sportclubs – die Berichte, die er während Jahrzehnten als treuer LSCl-er und Leichtathlet verfasst hatte, seine minutiösen, präzisen Wiedergaben; die Schilderungen von Weggefährten über seine Verhandlungen und sein tatkräftiges Voranschreiten: hörte von wagemutigen Vorstössen, die eine Leichtathletik-Abteilung vor dem Untergang rettete. Von Plänen, die rasch umgesetzt wurden, wie zum Beispiel jene, die zur Gründung des Luzerner Stadtlaufs führten; von seiner Ausdauer und dem langen Atem des Langstrecken- und Crossläufers, der nötig war, wenn es um Platzbauten und Verhandlungen mit der Stadt ging.

Ich erfuhr von Politdebatten und Vorstössen, von seinem langjährigen Dienst als Volksvertreter. Die Energie dieses Mannes liess sich ablesen. Die Spuren waren offensichtlich. Erst in den letzten Jahren durfte ich Roman Bussmann auf diese Weise näher kommen – in grosser Distanz von Zeit und Raum und ohne ihm leibhaftig zu begegnen.

Ich wünsche seiner Lebenspartnerin Ruth Schneider und allen Nahestehenden Kraft und die Freude, ihn in Erinnerung zu behalten.

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Stephan Zopfi, Luzern:

Meine erste (bewusste) Begegnung mit Roman Bussmann fand im Jahr 1972 statt. Als junger Teenager, dessen Vater eben verstorben war, fand ich im Sport Halt und grossartige Trainer, die wohl auch eine Art Vaterersatz bedeuteten. Ich reiste alleine ans Leichtathletik-Meeting nach Willisau und bestritt dort in meinem ersten Bahnrennen überhaupt als Mitglied des Stadtturnvereins Luzern den 3000m-Lauf. Mein Vater, selbst immer sportlich unterwegs, hätte wohl seine helle Freude gehabt und mich beim Start betreut.

Der Starter rief die über ein Dutzend Jungs auf die Startlinie, ich band noch meine Rennschuhe fester und da geschah das Missgeschick. Es riss ein Schuhbändel, an einen Start war so nicht zu denken. Einer bemerkte das, rannte (verbotenerweise) zum Starter in den Innenraum der Leichtathletikanlage und intervenierte. Es war Roman Bussmann, der als Trainer des Luzerner Sportclubs zwei Läufer im Feld betreute. Ihm entging kein Detail und er war immer ein aufmerksamer Beobachter. Er beruhigte mich, wünschte mir ein gutes Rennen und gab beim Starter erst Entwarnung, als mein Schuh wieder satt am Fuss lag.

Am Ziel des für mich sehr erfolgreichen Laufes erkundigte sich Roman dann, ob das Flickwerk an meinem Schuh gehalten hätte und ob ich schon länger beim STL trainiere. Er war, wie andere erfolgreiche Trainer, immer auf Talentsuche.

Später haben sich unsere Wege immer wieder gekreuzt. Sei es beim «Kilometer von Luzern», den er für uns LäuferInnen auf der LSC-Aschenbahn jedes Jahr organisierte; oder als Mitbegründer des Luzerner Stadtlaufes, den ich im Gründungsjahr 1978 erstmals absolvierte; oder an einem der vielen OL-Wettkämpfe, die er organisierte. Als junger Sportjournalist konnte ich auf seine umfassenden Leichtathletik-Statistiken und Jahrbücher zurückgreifen und er stand immer für Auskünfte zur Verfügung. Es ging ihm dabei immer um die Sache des Sports, nicht um seine Person. Nach und nach erfuhr ich, was Roman im Sport alles geleistet hat. Von der Organisation des Langstrecken-OL von Zürich nach Lausanne zur Expo 1964 über die Festschrift «50 Jahre LSC» (zusammen mit Kunstmaler Hans Erni) bis zur Seele der ehemaligen Leichtathletikabteilung des Luzerner Sportclubs.

Und Roman Bussmann war seiner Zeit voraus. Die in Eigenregie gegründete «Fachzeitschrift für OL» konnte schon im zweiten Jahr ihres Bestehens für den Luzerner OL einen Sponsor vermelden, der dann auch in seinem Blatt Werbung schaltete. Das führte zu Diskussionen, ob das angebracht sei, denn Sponsoring war zu dieser Zeit im Amateursport unerwünscht. Über 50 Jahre später hat übrigens der weltweit erfolgreichste Sportler aller Zeiten den gleichen Sponsor akquiriert. Roger Federer hat sich in Werbespots mit Gillette rasiert.

Die grossen sportlichen Verdienste von Roman Bussmann wurden mit diversen Ehrenmitgliedschaften belohnt (unter anderem beim nationalen OL- und beim Schweizer Leichtathletik-Verband). Er war nicht nur ein intimer Kenner der Luzerner Politszene sondern auch ein wandelndes Lexikon der Luzerner Sportszene. Er wird mir als bescheidener, äusserst engagierter und sehr differenziert denkender Mensch in Erinnerung bleiben.


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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/