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Kolumne der Redaktion24.04.2019 Erinnerungen an Seppi Schärli, den unermüdlichen Diener an der GemeinschaftRico De Bona, Sekretär der CVP des Kantons Luzern, würdigt den am 15. April verstorbenen Seppi Schärli, der jahrzehntelang als CVP-Gemeindeammann von Littau, als CVP-Grossrat und Luzerner SVP-Grossstadtrat gewirkt hatte.Es war irgendeinmal im Spätherbst 1977, als mich Seppi Schärli für die Politik angefragt hat. Natürlich kannte ich ihn schon damals von verschiedenen Begegnungen. Als Scharführer der Jungwacht wusste ich um seine Führungs- und Vorbildqualitäten. Und in der Amicicia bewies er über Jahre sein politisches Flair, das er schon damals mit grosser Zielstrebigkeit an den Tag legte. Später, im Littauer Einwohnerrat, war er für mich eine Leitperson, aber auch eine weit über die Parteigrenzen anerkannte Führungsperson. Als Fraktionschef musste er sich mit der aufstrebenden Führungsspitze der POCH (Progressive Organisationen der Schweiz) auseinandersetzen. Die damaligen Mehrheitsverhältnisse im Parlament erlaubten es, dass die visionären Ideen von Josef Schärli vielfach auch im Parlament unterstützt wurden. So war es in der Folge klar, dass er nach acht Jahren Parlamentstätigkeit bei der nächsten Vakanz der CVP für ebendiese Partei Gemeinderat wurde. 1983 mit einem sehr guten Resultat als neuer Gemeinderat gewählt, war er als Gemeindeammann «alter Schule» Vorsteher des Personals, der Finanzen, der Hoch- und Tiefbauten, der Wasserversorgung, der Umwelt, der Kultur und Gesundheit, des Sports, der öffentlichen Sicherheit und vieler weiterer Aufgaben. Für einige manchmal einen Schritt zu schnell, führte er die vielfältigen Tätigkeiten mit grossem Elan und Herzblut aus. Er konnte oft nicht verstehen, dass man ihm bei seinen Zielen nicht folgen konnte oder wollte. Er stellte das Wohl der Gemeinde Littau stets ins Zentrum dieser Ziele. Geprägt von seiner militärischen Zeit hat er sich immer dafür eingesetzt, dass die Gemeinde Littau eine unabhängige und selbständige Wasserversorgung hat. «Eigenes Wasser bedeutet Sicherheit», pflegte er zu sagen. So setzte er sich gegen alle Widerstände für ein grosses Wasserversorgungsprojekt ein, das nach intensiven Diskussionen schliesslich in der Volksabstimmung grossmehrheitlich genehmigt wurde. Die Entwicklung des Littauer Bodens als Wirtschaftsstandort forderte seine volle Einsatzkraft. Aber auch die Sicherheit von Gebäuden, Wegen und der Infrastruktur waren jederzeit zentral für ihn. Die persönliche Überreichung der Dankesuhr an Feuerwehreingeteilte mit 25 Jahren Feuerwehrdienst waren für ihn jeweils ein grosser Stolz. Josef Schärli blieb aber von Misserfolgen nicht verschont. So war er nur noch kurze Zeit in «seinem», seit Jahren erkämpften, neuen Gemeindehaus. Und auch die Finanzlage der Gemeinde Littau machte ihm gegen Ende seiner 22-jährigen Gemeinderatstätigkeit sehr zu schaffen. In der Hoffnung, diese Thematik auf Stufe Kanton einzubringen, engagierte sich Josef Schärli während 16 Jahren im Kantonsparlament, dem Grossen Rat. Die erste Wahl im Jahr 1987 schaffte er problemlos. Nebst den Littauer Anliegen waren es vor allem die Wirtschafts- und Umweltthemen, aber auch Verkehrs-, Finanz-, Kultur- und Sicherheitsfragen, die im Zentrum seines vielfältigen Engagements standen. In der Amtspartei und als Amtsfraktionschef wurden seine Worte gehört. Mit der Zigarre als Markenzeichen war ihm die Politik, aber auch die Geselligkeit sehr wichtig. Er war nicht immer der Erste, der kam, aber nicht selten der Letzte, der ging. So waren die Amtsgruppensitzungen und die Mittagessen während der Grossratssessionen jeweils wichtige Elemente im Politik-Alltag. Die Begegnungen haben immer wieder bestätigt: Im Herz blieb Josef Schärli der CVP jederzeit treu. Die Solidarität und die Subsidiarität waren in seiner ganzen politischen Tätigkeit eine zentrale Richtschnur seines Handelns. Sein Herz für die Schwachen zeigte immer wieder, dass bei ihm der Mensch mit allen seinen Stärken und Schwächen im Zentrum steht. Diese Grundwerte vertrat er als Einwohnerrat, als Gemeinderat, als Grossrat, als Mitglied von Parteileitungen verschiedener Stufen, als Delegierter, als Kommissions- und Amtsfraktionspräsident und in vielen weiteren Tätigkeiten. Wie bei allen Personen im öffentlichen Leben, gab es bei ihm Niederlagen und Rückschläge. So war es ihm vergönnt, die CVP Kanton Luzern im Nationalrat zu vertreten. Ich war zwei Mal sein Wahlkampfleiter und war mir bewusst: Seppi würde ein engagierter und hochkompetenter Nationalrat. Beim ersten Versuch im Jahre 1995 erreichte er mit einer beachtlichen Stimmenzahl den fünften Platz auf der Nationalratsliste der CVP. Infolge Sitzverlust (von 5 auf 4 Mandate) wurde er damals als Überzähliger nicht Nationalrat. Ein Nachrücken war in den folgenden Jahren nicht möglich. Nach einem intensiven Wahlkampf war dies eine grosse verpasste Gelegenheit für den ambitionierten Politiker. Bei der zweiten Kandidatur vier Jahre später waren es andere Konstellationen und der «Traum Nationalrat» war endgültig vorbei. Der persönliche Besuch der unzähligen Veranstaltungen gehörte zu seinem Auftrag. Was wäre eine Kilbi gewesen ohne Seppi Schärli, der umgeben von vielen strahlenden Kindern die Jetons verteilte? Die diversen Ehrenmitgliedschaften sind das äussere Zeichen des dankbaren Erinnerns eines vielfältigen Engagements. Einer der Höhepunkte im öffentlichen Leben war das Vizepräsidium des Zentralschweizerischen Jodlerfestes 1994 in Littau, das noch heute nachhallt. Noch kürzlich besuchte Josef Schärli als Ehrenmitglied die Generalversammlung des Männerchors Reussbühl und interessierte sich für dessen Fortbestand. Josef Schärli war zeitlebens ein stolzer Reussbühler geblieben. Negative Schlagzeilen gegen «sein» Dorf konterte er in der Öffentlichkeit. Er konnte nicht verstehen, dass «seine» Gemeinde infolge schlechter Finanzlage, hohem Ausländeranteil, teilweise fehlender Infrastruktur und schwieriger politischer Konstellation in nationalen Ratings schlecht dargestellt wurde. Als einer, der es verstanden hat, jederzeit die Sprache des Volkes zu sprechen, hat er die Politik und die Gesellschaft, die Vereine und die Kirche, die Öffentlichkeit und die Wirtschaft jederzeit gesamtheitlich betrachtet und daraus seine Schlüsse gezogen. «Politik ist die Kunst der Vernetzung», war seine Grundhaltung. Er blieb sich dabei stets selber treu. CVP Kanton Luzern, Kantonalsekretär Rico De Bona, alt Einwohnerrat, alt Grossrat, alt Gemeinderat, Luzern Die Trauerfeuer für Seppi Schärli findet statt am Donnerstag, 25. April um 10h in der Pfarrkirche Reussbühl (siehe unter «Dateien»: die Todesanzeige seiner Familie aus der «LZ» vom Samstag, 20. April 2019). Teilen & empfehlen:Kommentare:Keine EinträgeKommentar verfassen:Letzte Beiträge von Herbert Fischer:Über Herbert Fischer:Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.
1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer: Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer: |