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Kolumne der Redaktion

12.04.2019

Direkter Berufseinstieg statt günstige Praktika in der Kinderbetreuung

Die drei Organisationen zodas, VPOD und kibesuisse sprechen sich dafür aus, dass SchulabgängerInnen im Bereich familienergänzende Kinderbetreuung ohne Praktikum direkt in die Berufslehre einsteigen können. An den Mehrkosten müssten sich die öffentliche Hand und die Wirtschaft beteiligen.


In der familienergänzenden Kinderbetreuung ist es nach wie vor gängige Praxis, dass SchulabgängerInnen vor einer Lehre als PraktikantInnen angestellt werden. Eine gesamtschweizerische Befragung Ende 2018 hat ergeben, dass 85 Prozent der Lernenden Fachfrau/Fachmann Betreuung EFZ vor Ausbildungsbeginn ein Praktikum von einem oder mehreren Jahren absolviert haben und somit nicht direkt in die berufliche Grundbildung einsteigen konnten. Diese Praxis ist für die Jugendlichen sowohl aus bildungspolitischer Sicht als auch aus rechtlichen Gründen (Jugendarbeitsschutz) problematisch. Abgesehen davon ist es auch für die betreuten Kinder aus pädagogischer Sicht unbefriedigend, dass sie in grossem Mass durch unausgebildete Jugendliche betreut werden.

Auf nationaler und kantonaler Ebene laufen verschiedene Bestrebungen, dieser Praxis entgegen zu wirken. Das Ziel ist, jungen SchulabgängerInnen in der Regelden direkten Einstieg in den Beruf zu ermöglichen.

Kanton Luzern erlässt Weisung für Einführungspraktika

Die Tripartite Kommission Arbeitsmarkt (TKA) des Kantons Luzern hat Ende Januar ein Schreiben mit Weisungscharakter zu den Einführungspraktika und Löhnen erlassen. Im Schreiben werden unter anderem eine maximale Dauer der Einführungspraktika, Mindestlöhne und das Verhältnis der Praktikumsstellen pro angebotene Lehrstellen im Folgejahr festgelegt.

zodas, als Verband für die Ausbildung der Fachpersonen Betreuung, der VPOD als Gewerkschaft und der Branchenverband kibesuisse unterstützen die Bestrebungen, diesen Praktika vor Lehrbeginn entgegen zu wirken. Die vorliegenden Weisungen sind ein möglicher Schritt dazu. Eine weitere Massnahme zur Reduktion der PraktikantInnenzahl ist der Ausschluss dieser Stellen aus den Betreuungsschlüsselvorgaben.

Erhebliche Mehrkosten für Betriebe

Ein Verzicht auf Praktikumstellen für Schulabgänger/innen hat jedoch für die Betriebe der familienergänzenden Kinderbetreuung erhebliche finanzielle Mehraufwände zur Folge. Kibesuisse hat errechnet, dass durch den Ersatz der Praktikumsstellen mit Fachpersonen die Vollkosten der Betriebe um mindestens 20 Prozent steigen und somit auch die Elterntarife erhöht werden müssen. Kibesuisse schreibt dazu in seinem Positionspapier: «Es braucht schlicht und einfach mehr finanzielle Mittel, um den Ersatz von unausgebildetem Personal durch ausgebildetes Personal finanzieren zu können.»

Bereits heute ist die finanzielle Belastung der Eltern sehr hoch. Die öffentliche Hand und die Wirtschaft stehen folglich in der Pflicht, Lösungen zu suchen und sich vermehrt an der Finanzierung der Elterntarife für familienergänzende Kinderbetreuungsangebote zu beteiligen, sofern sie es mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, der Gleichstellung der Geschlechter, der Chancengerechtigkeit für die Kinder und der frühen Förderung ernst meinen.

Öffentliche Hand und Wirtschaft in der Pflicht

Esther Müller, Geschäftsführerin zodas sagt dazu: «Dass die familienergänzende Kinderbetreuung nur dank den jungen Schulabgänger/innen finanziell getragen werden kann, ist keine gute Praxis. Die öffentliche Hand und die Wirtschaft müssen jetzt Verantwortung übernehmen, damit die Finanzierbarkeit der Kinderbetreuung nicht weiterhin durch diese problematischen Praktika auf Kosten von meist jungen Frauen gesichert ist.»

Befragungen zeigen, dass Verbandsmitglieder von kibesuisse mehrheitlich auf Anstellungen von PraktikantInnen verzichten würden, wenn sie genügend finanzielle Mittel für einen Personalmix ohne Praktikumsstellen zur Verfügung hätten.

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Das Berufsbild: Fachfrau/Fachmann Betreuung EFZ, Fachrichtung Kinderbetreuung

Fachpersonen Betreuung Kind EFZ begleiten, unterstützen und fördern Kinder in ihrem Alltag in familien- und schulergänzenden Institutionen (Kindertagesstätten, schulergänzenden Tagesstrukturen) oder in stationären Institutionen (Kinder-/Jugendheime). Sie gestalten die Umgebung der Kinder so, dass diese sich darin optimal entwickeln können. Sie leiten Einzel- und Gruppenaktivitäten an, beobachten die Kinder und begleiten sie dabei. Die Fachpersonen Betreuung Kind regen Entwicklungsprozesse an und schaffen günstige Bedingungen für vielfältige Lernerfahrungen. Fachpersonen Betreuung Kind müssen kontaktfreudig sein, sich für die Bildung, Betreuung und Erziehung von Kindern interessieren und Menschen gerne mögen. Der Berufseinstieg FaBe kann nach dem 9. Schuljahr erfolgen und setzt kein vorangehendes Praktikum voraus.

(Dies ist eine Medienmitteilung)


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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/