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Kolumne der Redaktion

22.02.2019

«Bürgerliches Braunvieh»: Was haben die JUSO bloss geraucht?

Lange sah es so aus, als hätten sich die Luzerner JungsozialistInnen aus ihrem Status als Alibi-Welpengruppe der SP befreit, sollten, könnten, müssten langsam aber sicher ernst genommen werden. Mehrfach nämlich haben sie ihre Referendums- und Kampagnenfähigkeit bewiesen. Jetzt aber ist alles anders.


Parteisekretär und Grafiker Yannick Gauch vertritt die JUSO seit 2016 im Grossen Stadtrat.

Der Betriebswirtschafter und Biologe Hasan Candan ist 2011 als JUSO und 2015 als SP-Vertreter in den Kantonsrat gewählt worden.

Bilder: Herbert Fischer

Seit mehreren Legislaturen sind die JungsozialistInnen im Luzerner Stadtparlament vertreten – aktuell mit dem reihum bestens akzeptierten Grafiker und Parteisekretär Yannick Gauch – und von 2011 bis 2015 vertrat sie im Kantonsrat Hasan Candan, ein ebenfalls hochrespektierter und höchst glaubwürdiger junger Herr, mit zwei abgeschlossenen Universitätsstudien als Betriebswirtschafter und Biologe übrigens. Und das ist gut so. 

Den Sitz im Kantonsrat haben die JUSO allerdings 2015 verloren, Candan wurde jedoch als SP-Kantonsrat gewählt. Nichts, aber auch gar nichts, deutet darauf hin, dass die JungsozialistInnen dieses Mandat bei den nächsten Kantonsratswahlen am 31. März 2019 zurückholen werden. Mit den aktuellen Testimonials auf ihrer Website (jusoplus.ch) schon gar nicht.

Mit ihrer Initiative für ein «carfreies Inseli» ist den JUSO im September 2017 sogar ein Erfolg gegen eine finanzkräftige Gegnerschaft gelungen, als das Stadtvolk diesem Begehren zustimmte; mit 51,6 Prozent knapp zwar nur, sehr knapp sogar, aber ein «Ja» ist ein «Ja», worauf auch die SVP penetrant und zurecht pocht, wenn sie eine Abstimmung sehr knapp gewinnt.

Die Luzerner JUSO also – man erinnert sich gut und gerne – waren lange frech, fadengerade und tatkräftig, wie es sich in diesem Alter gehört; ein Nachwuchs, wie ihn sich andere Parteien nur wünschen können. Zumal es ihnen immer wieder gelang, ihre Anliegen mit Schalk und Charme zu verbreiten. Man musste weiss Gott nicht mit allen ihren Ideen einverstanden sein, um sie zu mögen. 

Nun aber ist dieser Elan verpufft. De facto sind die JungsozialistInnen als Partei in Luzern tot. Man hört und liest von ihnen so gut wie nichts mehr, was halbwegs ernst genommen werden kann. Es sei denn, irgendwelche Medienmitteilungen unter Titeln wie «Die JUSO fordern...» hätten mehr als proklamatorischen Wert. Das aber ist bei anderen Jungparteien vielfach genauso.

Was die JUSO nun aber mit Blick auf die Kantonsratswahlen bieten, ist eine einzige Blamage. Man tue sich das an, besuche ihre Seite jusoplus.ch und beachte dort, wer für sie in welchen Wahlkreisen als Kantonsrätin oder Kantonsrat kandidiert. Und vor allem: warum, beziehungsweise, welches ihre Botschaften sind.

Dort dokumentieren die JUSO, welchen Stellenwert für sie die Kantonsratswahl vom 31. März 2019 hat. 

O-Ton Kantonsratskandidat Sebastian Gasser, Bibliothekar (1993): «Linke Paradiesvögel statt bürgerliches Braunvieh».

Wer politische Gegner als «bürgerliches Braunvieh» bezeichnet und wer als Partei sowas kolporiert, meldet sich aus der Allianz des demokratischen Anstandes ab!

Mit Verlaub: Das ist unerträglich.

Wer jusoplus.ch besucht, fragt sich, was diese jungen Leute wohl geraucht haben, ehe sie sich zu dieser peinlichen Website heruntergelassen haben. Eigentlich fehlt in den diversen Zitaten der Kandidierenden nur noch das Wort «Schweinestaat» aus der Vulgärrethorik des dauererregten Linksaussen-Pöbels; von Leuten also, die sich in ihrem Zorn geradezu suhlen und nichts so sehr fürchten, als kein Feindbild mehr zu haben. 

Wer weiss: Vielleicht soll die aktuelle Version der JUSO-Website (eben: jusoplus.ch) tatsächlich ein «saulustiger Gag» sein. Immerhin heisst eine der Aussagen zu den jeweiligen Porträts der KandidatInnen, in den sogenannten «Testimonials» also, und zwar jene des 30-jährigen Zivildienstleistenden Jonas Baum aus Luzern: «Fertig mit dem Kinderspiel, jetzt muss was gehen! »

Zumindest den Jungen Grünen kann dieser ziemlich peinliche JUSO-Auftritt nur recht sein. Sie stehen immerhin für klare politische Botschaften, werden aber, mit ganz vereinzelten Ausnahmen, nicht ausfällig. 

Herbert Fischer, (ur)alt JUSO, Redaktor lu-wahlen.ch, Luzern


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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/