das gesamte meinungsspektrum lu-wahlen.ch - Die Internet-Plattform für Wahlen und Abstimmungen im Kanton Luzern

Spenden für Verein lu-wahlen.ch

Diese Website gefällt mir! Um weitere Beiträge darauf zu ermöglichen, unterstütze ich lu-wahlen.ch gerne mit einem Betrag ab CHF 10.-

 

 

Kolumne der Redaktion

13.03.2018

Louis Naef inszeniert den wahren Lebenslauf eines Verdingbuben

Eine Künstlergruppe um den Dramaturgen und Regisseur Louis Naef führt eine szenische Lesung auf, dem die berührende Lebensgeschichte des Verdingbuben Franz Meier zugrunde liegt. Heute Dienstag (13. März) ist in der «Kneipe» an der Klosterstrasse in Luzern Première.


Otto Huber (links) in der Rolle von Franz Meier und Hans Hassler am Akkordeon.

Bild: Emanuel Ammon / AURA

Louis Naef.

Bild: Herbert Fischer

Der Flyer zu dieser Produktion. Zum Vergrössern anklicken. Siehe auch unter «Dateien».

Franz Meier (1917 bis 2005) hat seine Lebensgeschichte, die er als Verdingbub zwischen den beiden Weltkriegen vor allem in Willisau und im Luzerner Hinterland erlebt hatte, im hohen Alter von 83 Jahren an seinem späteren Wohnort Reussbühl in einer verblüffend genauen Erinnerungsarbeit und in einem Zuge aufgeschrieben (siehe dazu den Abschnitt am Schluss dieses Beitrags). 

Eine szenische Lesung

Loius Naef ist per Zufall auf die Autobiographie gestossen. «In kürzester Zeit und völlig intuitiv habe ich mich nach der ersten Lektüre entschlossen, aus diesen fesselnden und mich tief beeindruckenden Erinnerungen mitsamt ihrer Vielfalt von traurigen und melancholischen, aber auch verzweifelten wie poetischen Zügen ein szenisches Projekt zu entwickeln», erinnert sich Naef. 

Seit dem Sommer 2017 arbeitet auf seine Initiative eine Künstlergruppe an diesem  spartenübergreifenden Projekt: Der Schauspieler Otto Huber (Lesung/Spiel), der  Musiker Hans Hassler (Musik/Akkordeon) und die aus Hergiswil stammende Kunstschaffende Monika Müller (Bild/Projektionen) versuchen mit den Mitteln von Erzählung und performativem Spiel einen neuen, aktuellen Bezug zur damaligen Verdingproblematik herzustellen. Entstanden ist eine szenische Lesung, welche diesen Stoff ganz aus dem persönlichen Erlebnis entwickelt und die je besonderen Ebenen der Beteiligten – Wort, Spiel, Musik, Bild –  künstlerisch zusammenführt.

Franz Meier als Erzähler schreit schon mal seine Wut in die Welt hinaus, aber er findet immer auch wieder leisere, ja poetische Töne. Oder er stimmt ein altes Volkslied an. Die aktuelle Topographie der Unbehausten von heute vermischt sich so mit den historischen Themen von Fremdplatzierung, Gewalterfahrung, Stigmatisierung, Flucht und Traumatisierung.

Aktuell und exemplarisch 

Franz Meiers Autobiographie ist ein emotional starkes und authentisches Zeugnis über das schwierige Leben eines Verdingbuben zwischen den beiden Weltkriegen des vergangenen Jahrhunderts. Ein düsteres Kapitel aus einer vergangenen Zeit, die allerdings heute noch nachwirkt und in der gegenwärtigen politischen Diskussion um die lange verschwiegene Problematik von «Fürsorge und Zwang» über das Lokale und das persönliche Schicksal hinaus exemplarische Bedeutung erhält.

Aufführungen auch auf Burgrain

Der Erzählraum von «Der wahre Lebenslauf eines Verdingbuben» ist nicht irgendeine Bühne, sondern immer wieder ein anderer Ort, zu dem es das Projektteam hinzieht, weil er historische und assoziative Verbindungen zur Geschichte des Verdingbuben und dem heutigen Publikum räumlich zu verstärken sucht: Das Gasthaus einer seiner Töchter, «Die Kneipe» im Bruchquartier Luzern, oder ein früheres Knechte-Asyl in Hermolingen. Oder das Armenasyl im heutigen Agrarmuseum Burgrain. In einer späteren Phase sind weitere Aufführungen auch in anderen Regionen der Schweiz geplant.

Stefan Calivers, Willisau

Siehe auch unter «Dateien».

---
Das war Franz Meier

Geboren am 24. September 1917 ist Franz Meier bei kinderlosen Pflegeeltern in der Müligass in Willisau aufgewachsen. Seine leiblichen Eltern waren geschieden. Der Pflegevater arbeitete als Knecht bei einem Bauern. Als Dreijähriger bekommt Franz erstmals Besuch von seiner leiblichen Mutter. Als er zehn Jahre alt war befanden seine Verwandten, es sei jetzt Zeit, dass er zu einem Bauern müsse und arbeiten gehe.

Den Grossteil seiner Verdingzeit hat Meier auf Bauernhöfen in Schülen (Willisau-Land) verbracht. Nach der Schulzeit war er als Knecht in Grosswangen und Ettiswil tätig, arbeitete in der Möbelfabrik Willisau und als Gipser. Die gewünschte Lehre als Schreiner konnte er – trotz zugesagter Stelle – nicht antreten, weil ihm das Lehrgeld von 500 Franken fehlte. Nach der RS arbeitete er wieder als Gipser und nahm eine Stelle im Tessin an.

1949 heiratete er Hedwig Limacher aus Ebnet/Entlebuch. Nach der Arbeit in einem Imprägnierwerk in Winterthur zog er nach Reussbühl. Während 30 Jahren war er als Magazinchef tätig. Er wurde Vater von vier Töchtern; dazu nahm er zwei Pflegekinder seiner früh verstorbenen Schwägerin in die Familie auf. Franz wurde Grossvater. 1997 starb seine Frau. Der Todestag von Franz Meier ist der 13. Februar 2005.

(ca)

---
Der Vorverkauf 

Franz Meier. Der wahre Lebenslauf eines Verdingbuben. Szenische L<input type="image" name="_savedok" class="c-inputButton" src="http://typo3.p208977.mittwaldserver.info/typo3/clear.gif" title="Dokument speichern" />esung. Premieren in «Die Kneipe» Luzern: 13./14./15./19./20. März 2018, ab 20.15 Uhr. Vorverkauf: Edwins Kiosk, Tel. 041 240 07 22. Essen ab 18.00 Uhr, Reservation bei «Die Kneipe» Tel. 041 541 50 15. – Schweizerisches Agrarmuseum Burgrain Alberswil: 17./18. März 2018. Vorverkauf und Essen: www.museumburgrain.ch. Literaturhaus Zentralschweiz Stans: 28. März 2018. Vorverkauf: www.lit-z.ch 

Wie Louis Naef heute Mittwoch (14. März) mitteilt, sind alle Luzerner Lesungen bereits ausverkauft.

(red)  


Teilen & empfehlen:
Share    
Kommentare:

Keine Einträge

Kommentar verfassen:

Ins Gästebuch eintragen
CAPTCHA-Bild zum Spam-Schutz  

Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


treten Sie mit lu-wahlen.ch in Kontakt

1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/