das gesamte meinungsspektrum lu-wahlen.ch - Die Internet-Plattform für Wahlen und Abstimmungen im Kanton Luzern

Spenden für Verein lu-wahlen.ch

Diese Website gefällt mir! Um weitere Beiträge darauf zu ermöglichen, unterstütze ich lu-wahlen.ch gerne mit einem Betrag ab CHF 10.-

 

 

Kolumne der Redaktion

02.09.2017

Vorlage zur Ernährungssicherheit ist überflüssig

Tagein- und tagaus, landauf- und landab ist er unterwegs in eigener Sache: Markus Ritter, CVP-Nationalrat aus St. Gallen und Präsident des Schweizerischen Bauernverbandes. Er bewirbt den Bundesbeschluss über die Ernährungssicherheit, der am 24. September dem Souverän vorgelegt wird.


Dabei schnurrt und rattert er im so charmanten «Rhiteler» Dialekt sämtliche Podien voll wie ein Rapid-Mäher am Steilhang.

Dieser Bundesbeschluss sei unverzichtbar – lehrt uns Ritter –, ein wahrer Segen für die Schweiz sei er, garantiere das Überleben der schweizerischen Landwirtschaft, begünstige die Nachhaltigkeit, ermögliche erst den fairen internationalen Lebensmittelhandel, bekämpfte weltweit die Kinderarbeit, sichere die ökologische Lebensmittelproduktion vom Saatgut bis zur Verwertung von Lebensmittelabfällen, verhelfe dem Bauernstand zu Nachwuchs und Gedeihen. Soweit die Schallmaien.

In einem Land, wo rund ein Drittel der Lebensmittel im Abfall endet und die Landwirtschaft auf Rekordniveau produziert (Zitate aus: Abstimmungsbroschüre S. 7/11), kann die Bedrohungslage nicht so akut sein, mag man einwenden, doch das lässt Ritter nicht gelten. Es gehe auch um die kommenden Generationen, um die zukünftigen Herausforderungen, um die Vernetzung, überhaupt eigentlich um alles. 

Die Vorlage ist ein direkter Gegenentwurf zu der vom Bauernverband lancierten Volksinitiative «Für Ernährungssicherheit». Aber man merkt es kaum. Vielmehr ist der Gegenentwurf die Paraphrasierung der Initiative, genauso wolkig, inhalts- und ziellos, schlicht überflüssig wie die Milchüberproduktion.

Das wurde erkannt, zum Beispiel auf den Redaktionen von NZZ und Tages-Anzeiger, welche die Vorlage hochkant ablehnen.

Ritter, der Bauernschlaue, hat dafür den Spruch im Köcher, dass eine Vorlage schon ziemlich gut sein müsse, bis die «NZZ» sie ablehne! Grosse Dinge hält er dafür auf das politische Urteil von Vreni Schneider, einst Skirennfahrerin. Da hat er wahrlich ins Volle getroffen: Mit ihrem Welthit «Es Kafi am Pistenrand» hat sie in Fragen der Ernährungssicherheit tatsächlich Fundamentales geleistet.

Im Ernst: Man kann nicht der Globalisierung und dem Plan Wahlen gleichzeitig dienen. Diese Vorlage verstärkt die Abhängigkeit der Landwirtschaft vom Bundestropf, die mit sechs Milliarden Franken jährlich schon längst das vernünftige Mass gesprengt hat.

Die Bundesverfassung mit Selbstverständlichkeiten und Partikulärinteressen aufzublähen, hat nichts mit staatspolitischer Vernunft zu tun. In diesem Fall gilt besonders: Was nichts nützt, das schadet viel. Auch nach einem NEIN werden nämlich anderntags die Gestelle im Volg berstend voll sein, und Pangasius und Ananas kommen immer noch aus dem Ausland.

Doch Ritter wird grossartig obsiegen, weil gegen ihn und den Bauernverband keine Partei den Aufstand wagt und er bei der nächsten bäuerlichen Forderung fast alles, was politisch zählt, jetzt hinter sich geschart weiss.

Silvio Bonzanigo, Luzern  


Teilen & empfehlen:
Share    
Kommentare:

Keine Einträge

Kommentar verfassen:

Ins Gästebuch eintragen
CAPTCHA-Bild zum Spam-Schutz  

Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


treten Sie mit lu-wahlen.ch in Kontakt

1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/