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Kolumne der Redaktion

07.04.2017

Die Ausstellung über Emil Manser ist noch bis am Ostermontag offen

«Wer mich kennt, liebt mich», die Ausstellung über das Luzerner Stadtoriginal Emil Manser, ist ein Publikumsmagnet. Wer sie noch nicht gesehen hat, muss rasch hingehen. Am Ostermontag ist Schluss. Dazu ein Kurz-Interview mit Christoph Lichtin, dem Direktor des Historischen Museums.


Christoph Lichtin (Jahrgang 1963) ist seit September 2013 Direktor des Historischen Museums am Kasernenpatz. Er hat das Leben und Wirken von Emil Manser (1951 bis 2004) während eines Jahres detailliert recherchiert und die Ausstellung kuratiert, die noch bis zum 17. April zu sehen ist (siehe unter «Links»).

Bild: Herbert Fischer

Herbert Fischer: Die Manser-Ausstellung läuft seit anfangs Dezember. Was hat sie gebracht?

Christoph Lichtin: Wir zählen bis heute (Freitag, 7. April) rund 11 970 Besucher Das ist ein sehr guter Schnitt für vier Monate. Besonders erfreulich ist auch, dass wir an den Veranstaltungen, die wir zu dieser Ausstellung organisiert haben, ebenfalls gute Zahlen verzeichnen konnten, so 50, 60, 70 Besucherinnen und Besucher pro Event; das ist mehr als an vergleichbaren Anlässen. Das zeigt ein grosses Bedürfnis nach Vermittlung, nach Vertiefung jener Botschaften, welche die Manser-Ausstellung aussendet. Weiter beteiligten sich 20 Schulklassen an Workshops.  

War das so zu erwarten?

Christoph Lichtin: Nein. Wir haben unterschätzt, welche Breitenwirkung diese Ausstellung entfalten wird. Was mich persönlich am meisten beeindruckt: Ich mache seit 20 Jahren Ausstellungen, aber ich habe noch nie so viele und so emotionale Reaktionen erleben dürfen wie hier und jetzt.

Wo vermuten sie die Gründe?

Christoph Lichtin: Ich vermute, dass dies damit zusammenhängt, dass viele dieser BesucherInnen eine emotionale Beziehung zu Manser hatten und sie fühlen sich deshalb besonders angesprochen. Und sie erkennen, dass hier – nicht, wie sonst üblich – eine besonders gescheite, besonders originelle oder sonst wie eben «besondere» Persönlichkeit, sondern jemand vom Rand der Gesellschaft zum Thema gemacht wird. Das schafft ein hohes Identifikationspotential. Man kann vielleicht auch sagen: Dadurch holt diese Ausstellung Emil Manser in die Mitte der Gesellschaft zurück.

Könnte die Emotionalität, welche die Figur Emil Manser auslöst, damit zusammenhängen, dass er so vielen Menschen sosehr fehlt, seit er sich am 4. August 2004 in die Reuss gestürzt hat? Immerhin gehörte er gewissermassen zum Stadtbild und galt als beliebt und respektiert.

Christoph Lichtin: Die Emotionalität, welche dieses Thema, welche dieser Mensch auslöst, hat gewiss auch mit seinem Abgang zu tun. Emil Manser hat während Jahren eine intensive Kommunikation mit der Gesellschaft aufgebaut und sich dann plötzlich aus dem Staub gemacht. Die Stadt hat einen Verlust erlitten, erst recht auch all jene vermissen ihn, die ihn sosehr gemocht haben. Das haben wir als Museum erkannt: Wir setzen nämlich auf Themen, mit denen wir Leute erreichen. 

Dazu kommt: Über die Figur Manser und seine Auftritte und natürlich seine Plakate hinaus geht es hier um die spannende Frage, wie die Gesellschaft mit solchen Menschen umgeht; letztlich auch, wie sie überhaupt funktioniert. Wir wollen Debatten auslösen. Übrigens hat das Tessiner Fernsehen sich aufgrund unserer Ausstellung dieser Frage angenommen und den Umgang mit Stadtoriginalen, nicht allein in Luzern, thematisiert. 

Welches ist das nächste Projekt mit diesem Ansatz?

Christoph Lichtin: Wir bereiten seit zwei Jahren die Ausstellung «Tatort» vor. Jede Folge der TV-Serie mit diesem Namen wird in der Schweiz jeweils von fast einer Million Menschen geschaut. Mehrere Folgen der letzten Jahre spielten in Luzern. Wir arbeiten zehn, vielleicht zwölf reale Tatorte auf, also Orte von Verbrechen, die in unserer Region tatsächlich stattgefunden haben. Zum Beispiel den Fall Ferdinand Gatti, der im Luzerner Neustadtquartier 1891 eine Lehrerin überfallen, geschändet und umgebracht hat und deswegen mit unserer Guillotine geköpft worden ist. Diese Ausstellung startet am 21. September.  

Mit «unserer Guillotine»?

Christoph Lichtin: Ja, das ist die Guillotine, die bei uns im Museum zu sehen ist und dem Kanton Luzern gehört, also uns allen! 

Interview: Herbert Fischer


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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/