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Kolumne der Redaktion

29.01.2017

Wieder eine Peinlichkeit aus dem Hause LZ Medien

Als Ombudsmann folgt auf Andreas Zgraggen bei der «LZ» Ruedi Mayr von Baldegg. Das wirft sehr grundsätzliche Fragen auf (siehe unter «Dateien»). Einmal mehr erweist sich der Tageszeitungsmonopolist als politisch tolpatschig.


Vorweg dies: der Autor dieses Kommentars kennt Ruedi Mayr von Baldegg aus gemeinsamen Jahren in der Sekundarschule im Luzerner Fluhmattschulhaus. Und er kennt Andreas Zgraggen als Berufskollegen in den Siebziger Jahren beim «Blick» und später (im Jahr 2000) als seinen Chef in der Redaktion der Berner Zeitung. Er schätzt und respektiert die Beiden seither sehr und hat bis heute keinerlei Probleme im persönlichen Umgang mit ihnen. Diese Deklaration erfolgt hier im Sinne der Transparenz gemäss berufsethischen Basics (siehe unter «Dateien»). Doch nun zur Sache. 

Heute (29. Januar) ist in der «Zentralschweiz am Sonntag» zu lesen, Ruedi Mayr von Baldegg löse in der Funktion des Ombudsmanns Andreas Zgraggen ab (siehe unter «Dateien»). «Hoppla», denkt zuerst, wer die Hintergründe nicht kennt; Crack folgt Crack.

Denn Zgraggen ist ein sehr erfahrener Wirtschaftsjournalist, Gründer und während vieler Jahre Chefredaktor der «Bilanz» und nachher ebenso erfolgreicher Chefredaktor der «Berner Zeitung». Fraglos versteht er sein Handwerk, er geht mit seinen Mitarbeitenden hochanständig um, ist klar bürgerlich positioniert und ebenso klar gesellschaftsliberal unterwegs. Das war zumindest in seiner Zeit als Chefredaktor der BZ vermutlich nicht immer ganz einfach, weil diese Zeitung von bürgerlichen Eignern abhängig war und Zgraggen, so ist zumindest zu vermuten, sich dort immer wieder für seine «linke Redaktion» zu rechtfertigen hatte.

Obschon selber nur ein Jahr im Sold selbigen Imprimats wirkend, kann sich der Autor dieser Zeilen an keinen einzigen Fall erinnern, bei dem Zgraggen seine liberale Haltung verlassen und irgendwelche Weisungen erteilt hätte, was fortan zu diesem oder jenem Thema in der «BZ» zu stehen habe. Man sieht: ein Chef, wie ihn sich heutige Redaktionen nur wünschen können. Die gleiche Haltung praktizierte übrigens bei den «LNN» deren Chefredaktor Christian Müller in den Achtziger Jahren.

Vor diesem Hintergrund war Andreas Zgraggen fraglos eine ideale Besetzung für die Funktion des Ombudsmanns bei der «LZ», die er nun eben an Ruedi Mayr von Baldegg abgibt.

Auch Ruedi Mayr von Baldegg brächte eigentlich idealtypische Voraussetzungen für dieses Amt mit. Zusammen mit Peter Studer – einer Mehrzweckwaffe für berufsethische Grundsatzfragen in der Deutschschweizer Publizistik, wenn nicht inzwischen gar eine Ikone (siehe unter «Links»), einem Namen also von exzellentem Rang und Klang – hat er ein Buch über Medienrecht verfasst und herausgegeben, das heute zu den Basics der journalistischen Grundausbildung gehört. Mayr, schwerreich von Hause aus wie Zgraggen und ebenfalls bürgerlich, kann ebenfalls als Gesellschaftsliberaler bezeichnet werden, so etwas wie eine Grundvoraussetzung für eine Funktion wie jene des Ombudsmanns einer Tageszeitung von der Wirkungsmacht der «LZ».

Hier also Andreas Zgraggen, einer derer von Rudenz – dort Ruedi Mayr, einer derer von Baldegg. Man staunt nur ob derlei Kongruenz im offensichtlichen Anforderungsprofil für den Job des Ombudsmanns der «LZ». Adel verpflichtet bekanntlich.

Nur: Man stelle sich das mal vor. Ein Kunde beschwert sich bei einer Firma über eine Leistung oder ein Produkt. Eigens dafür hat diese Firma eine Ombudsstelle eingerichtet. So gut so recht. Allerdings ist der Ombudsmann ausgerechnet jene Figur, welche die Interessen dieser Firma als Hausanwalt in Rechtstreitigkeiten vertritt. 

Geschieht dies in einer Bananenrepublik oder in Nordkorea? Nein, wir sind in Luzern. Wir sind an der Maihofstrasse. Wir sind am Sitz der «Luzerner Zeitung». 

Denn genau das macht fortan Ruedi Mayr von Baldegg. Er ist nämlich der Hausanwalt der selbsternannten Qualitätszeitung von der Maihofstrasse, die eigentlich ihrem Ruf als Teil des «NZZ»-Imperiums verpflichtet sein sollte; eigentlich allein schon Garant für unumstössliche Qualitätskriterien; könnte man meinen.

Nein, man kann sich das nicht wirklich vorstellen! Darum nochmals: Ein Kunde beschwert sich bei einer Firma über ein Produkt oder über eine Leistung beim angeblichen Ombudsmann eines Unternehmens, dessen Rechtsanwalt er zugleich ist. Welches Interesse soll der denn daran haben, die Kritik des Kunden unabhängig zu beurteilen, ihm allenfalls gar zu einer Klage vor Gericht zu raten, wenn es gleichzeitig sein Job ist, die Kritik an jedwelchen Fehlern seines Mandanten – vorstehend der «LZ» – und daraus abzuleitende Ansprüche abzuwehren?

Verstehe das, wer will!

Diese haarsträubende Doppelfunktion – hier Ombudsmann, dort Rechtsvertreter in Personalunion – ist umso unglaublicher, als dasselbe Unternehmen – eben: die «LZ» – toleriert, dass ihre Verwaltungsratspräsidentin Doris Russi Schurter zugleich Verwaltungsratspräsidentin  der Luzerner Kantonalbank werden soll. Siehe dazu unter «In Verbindung stehende Artikel». Spätestens, seit diesbezüglich ein SP-Vorstoss im Kantonsrat eingereicht worden ist, hätten an der Maihofstrasse sämtliche Alarmglocken schrillen müssen. Falls es sie denn gibt.

Quod esset demonstrandum – was zu beweisen wäre.

Herbert Fischer, Journalist BR
Gründer und Redaktor lu-wahlen.ch – das ganze meinungsspektrum, Luzern


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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/