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Kolumne der Redaktion

12.11.2016

15 Jahre Tauschnetz Luzern: Warum Fridolin Schwitter zum Umsteiger geworden ist und mithilft, Klöster neu zu positionieren

Heute Samstag (12. November) hat das Tauschnetz Luzern sein 15-jähriges Bestehen gefeiert. Als Referent trat Fridolin Schwitter auf, der frühere Wirtschaftsförderer der Stadt Luzern, der während sechs Jahren bei den Kapuzinern lebte und für sie arbeitete; unter anderem für das Projekt der Neupositionierung des Klosters Wesemlin. Nun engagiert er sich für ein vergleichbares Vorhaben im Frauenkloster Notkersegg in St. Gallen. Fridolin Schwitter hat lu-wahlen.ch das Manuskript seines bemerkenswerten Vortrags zur Verfügung gestellt.


Fridolin Schwitter während seines heutigen Vortrags beim Tauschnetz Luzern.

Bild: Herbert Fischer

Hier folgen weitere Legenden

Messbare Zahlungseinheiten (Münzen und Noten): Wir sind uns – hier im Verein «Luzerner Tauschnetz» – alle sicherlich einig, dass diesem Prinzip Vor- wie auch Nachteile gegenüberstehen. Nicht messbare Nachteile, sondern emotionale und fühlbare Nachteile. Ein Geschäft nicht mehr abschliessen mit einem Vertrag, einem Augenkontakt oder einer Entgegennahme und Annahme eines Händedrucks machen unser «miteinander Geschäften und Handeln» zunehmend gefühlslos. Das ist sicherlich mit auch ein Grund, weshalb sie sich alle hier heute versammelt haben. «Der Markt des Tausches» existiert noch. Aber, und das darf man sicherlich ohne Vorbehalte feststellen, er ist persönlicher, er erzeugt untereinander mehr Verantwortung.

So habe ich vor einem halben Jahr die Einladung zur heutigen Veranstaltung erhalten um etwas über mein Leben, meine Gegenwart und insbesondere, die Kursänderung der letzten zehn Jahre zu erzählen. Wenn man so eine Einladung erhält, so sucht man oft nach einem Anhaltspunkt oder einem Bezug zum Thema des Publikums. Tausch, sich mit seinen Kenntnissen und Fähigkeiten – und nicht auf der Basis von Geld – in einer Gruppe eingeben: Das sind ihre, seit acht Jahren, auch meine Philosophien des Lebens. 

Ich möchte, wenn ich über meine Leben erzähle, mit dem Begriff der «Freiheit» beginnen

Wir verfügen in der heutigen Zeit über viele uns gar nicht mehr bewusste Freiheiten – aus dem einfachen Grund, weil viele dieser Freiheiten zu einer Selbstverständlichkeit geworden sind. So erstaunt es nicht, dass sich viele Menschen – insbesondere in der Lebensmitte – Gedanken zur Sinnfrage und ihrer Lebensgestaltung machen. Bewusst möchte ich das Wort «Sinnkrise» oder den angelsächsischen Begriff «midlife crise» vermeiden. Krisen haben etwas Negatives. Die Auseinandersetzung mit dem Leben und dem Thema soll nicht negativ, sondern positiv besetzt sein. 

Als heute, in einem geschlossenen Frauenkloster in St. Gallen Lebender, spreche ich natürlich – bezogen auf das Leben und die Freiheiten – auch über Religion und Glauben. Religionen, ich spreche dieses Wort immer in der Mehrzahl aus, soll in Fragen des Lebens Antworten geben und Lösungen zeigen. Gedanken sind in religiösen Schriften vorhanden, um zu schlüssigen Antworten der Lebensgestaltung zu kommen. 

Die Bibel, oder andere Schriften des Glaubens, sind in diesen Fragen dann von Nutzen, wenn sie nicht dogmatisch missbraucht wird. Wir befinden uns in einer Epoche – ich sage dies nicht anklagend, sondern realistisch – da Religionen gesellschaftlich eine sehr geringe Rolle spielen. 

Die Kirche, als Platzhalterin der Religionen, verfügt über ein schlechtes gesellschaftliches Image, sie ist verunsichert und in ihrer daraus zunehmenden Bedeutungslosigkeit leider mit sich selber beschäftigt. 

Zumindest bei mir selber, waren Fragestellungen zum Leben mit 40 / 45 Jahren prägend. Vielleicht kannten oder kennen Sie diese Phase auch. Im Beruf bestand die Möglichkeit, mich zu verwirklichen. Eine sehr gutdotierte Teilzeitstelle im Bereich der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt Luzern und den bereits in der Einleitung verfügbare «Freiraum» wurden bewusst wahrgenommen und genutzt. Die Zeit und die Ereignisse kamen mir auch entgegen: Der Bau des KKL, die Neupositionierung des Luzerner Tourismus, viele Investitionen und interessante Projekte und Aufgabenstellungen führten in meinem beruflichen Umfeld zu einer eigentlichen Stimmung des Aufbruchs. Im persönlichen Bereich zeigte sich dies in einer hohen persönlichen Zufriedenheit. Sie können es auch informell ausdrücken: «Ich war in der Lebensmitte gut unterwegs!» 

Ein berufliches Engagement von 100 Prozent zu einer Entlöhnung von lediglich 60 Prozent bedeutet weniger Salär – jedoch weniger Druck und dafür mehr Freiraum: Während zwei, drei Monaten pro Jahr konnte ich mich absetzen. Fahrradreisen in gegen 80 Länder auf allen Kontinenten führten zu einer prägenden Horizonterweiterung. Das blieb nicht ohne Reaktionen. Die Befindlichkeiten des Strassenrands von Buenos Aires, Johannesburg und von Hanoi waren prägend. Ich habe sie nach Luzern mitgenommen. Sie führten zu einer Auseinandersetzung mit meinem Leben, dem «Sein» und dem «Jetzt». Mit 37 Jahren: eine erste Nächtigung in einem buddhistischen Kloster in Laos. Nicht aus religiös motivierter Haltung, sondern, weil die Region nicht über eine gastronomische Infrastruktur verfügte. Trotzdem: Die Begegnung und Stimmung in diesem Kloster stand am Beginn einer Phase, die zu einer vertieften Auseinandersetzung mit Spiritualität und den fünf Weltreligionen führte. Und dann einige Jahre später: 45. Geburtstag. Lebensmitte!

Halbzeit: Nicht nur im Fussball, sondern symbolisch nach 45 Lebensjahren. Was war prägend in der ersten Halbzeit? Was ist gelungen, was ist nicht gelungen? Und sehr entscheidend, was soll in der zweiten «Spielzeit» dominieren und prägen? Etwas Neues, etwas Anderes?

Nicht aus der Motivation von Flucht oder Angst, sondern primär aus Lust und Neugierde nach Veränderung und Abwechslung. Im Fokus meiner Gedanken: Ein Kloster oder ein Weinbauer. Durchaus im europäischen Ausland, aber nicht ausserhalb des europäischen kulturellen Umfelds. Damit wollte ich mich sehr bewusst in meiner Identität als Europäer, Schweizer und Angehöriger der christlichen Religion identifizieren. Dies, weil sich auch in unserem kulturellen Umfeld entsprechende Möglichkeiten bieten und ich mich mit den vielen prägenden und glücklichen globalen Eindrücken als mit der europäischen Kultur und Lebensweise verbunden fühle. Auch nicht als «Aussteiger», der sein Leben – noch vor wenigen Jahrzehnten im Maggia-Tal und heute in einem fernöstlichen Umfeld – sucht. 

Es geht darum, mit der Gesellschaft weiterhin verbunden zu sein: «Nicht aussteigen – sondern umsteigen!»

So kam es vor mehr als sechs Jahren zum Wechsel in den Kapuzinerorden. Vorerst für drei Jahre in das Gästekloster in Rapperswil. Ein Angebot, welches konfessions- und geschlechtsneutral jedes Jahr von gegen 300 Menschen in Anspruch genommen wird. Dominierende Themen dort: Lebensbrüche in der Lebensmitte oder die berufliche Pensionierung. 

Danach in unser Kloster in Brig. Das Thema mit dem Weinbauern hat mich gereizt. Das wäre im Wallis möglich. Aber dann, etwas vollkommen Unerwartetes. Sicherlich haben sie als mit der Stadtregion Luzern verbundene Menschen davon gehört und schon gelesen. Die Kapuziner verfügen mit dem Kloster Wesemlin über ein Haus, welches punkto Grösse und Zustand nicht mehr den Bedürfnissen der Brüdergemeinschaft entsprach. Es ging damals um folgende Zielsetzungen:

• Das Haus baulich sanieren und infrastrukturell für die Zukunft herrichten.

• Das Haus inhaltlich – an aktuellen gesellschaftlichen Bedürfnissen – neu positionieren und ausrichten; durchaus in Anlehnung einer 430-jährigen Ordenstradition und Kultur.

• Das Haus organisatorisch und betriebswirtschaftlich so aufstellen, dass wir es auch in fünfzig Jahren, unter Berücksichtigung unserer Überalterung und der personellen Reduktion, als Zentrum franziskanischer Seelsorge halten können.

Der Orden hat mich mit der Leitung der Spendenkampagne und damit auch mit Fragen der Betriebswirtschaft, des Marketings und der Information beauftragt. Die Aufgaben waren gestellt. 

Die Fakten: 12 Millionen Franken für das Kloster, weitere 3 Millionen für die Umgestaltung des Gartens und der 700 m langen Klostermauer. Hinzu kommt ein Neubau mit 30 Wohneinheiten. Auf dem Klosterareal eine medizinische Gemeinschaftspraxis mit heute rund 30 Mitarbeitenden. Investitionsvolumen des Neubaus: 15 Millionen. Somit ein gesamthaftes Investitionsvolumen von nahezu 30 Millionen. Die Hälfte mit Spenden- und Eigenleistungen die andere Hälfte fremdfinanziert. Das Projekt ist gut verlaufen und hat auch keine schlaflosen Nächte verursacht. In der Gesellschaft verfügen die Ideen über eine sehr hohe Resonanz und Anerkennung. Mein Alltag war drei Jahre aufgabenbezogen durch Sitzungen und Gespräche, Klosterführungen und Informationsveranstaltungen sowie, nachvollziehbar durch einen hohen Anteil interner administrativer Arbeit geprägt.

Rudimentär betrachtet stand ich also wieder dort, wo ich vor knapp zehn Jahren aufgehört habe. Zugegeben, kein klassischer «Klosteralltag», wie sie ihn vielleicht von mir erwartet hätten mit Beten, Kräutergarten pflegen und ähnlichen Klischees.. Sehr vieles erinnert an eine berufliche Tätigkeit. Trotzdem, es bestehen wesentliche Unterschiede über denen etwas sehr Entscheidendes steht, was auch sie bewegt. Es ging um Kommerz und hohe finanzielle Beträge. Selber wurde ich für diese Aufgabe finanziell nicht entschädigt. Im religiösen Umfeld geht es auch um die Dimension von Glauben und Spiritualität. Im herkömmlichen Sinn so ausgedrückt, dass ich mein Fachwissen für eine Sache und eine Idee zur Verfügung gestellt habe. Die Ordensgemeinschaft hat mich demgegenüber mit dem entschädigt, was lebensnotwendig war. Sie kennen die Dinge: Ein Ort des «Daheims», Beheimatung, ein Zimmer, Mahlzeiten, die Krankenkasse und selbstverständlich auch einige Extras ins Form eines bescheidenen Taschen- und Feriengeldes. So bin ich zum «eigentlichen Tauscher» sinnvoller Aufgabe und Lebensqualität geworden. Die Vorzüge dieser Lebenshaltung habe ich erkannt und es resultierten daraus zwei Erkenntnisse:

• In den Orden eintreten wollte ich nicht. Das wäre eine abendfüllende Diskussion. Kurz kann ich es so festhalten, dass ich von der eigenen internen Ordensausbildung nicht überzeugt war. Sie orientiert sich, das ist eine sehr persönliche und individuelle Ansicht, zu stark an nicht mehr aktuellen kirchenrelevanten Gegebenheiten und lässt die aktuellen gegenwärtigen Fragestellungen, die Sie hier bei diesem Jubiläum des Tauschnetz Luzern wie auch mich bewegen, vollkommen aus. Das bedaure ich sehr – und betrachte es für die Orden in der Tendenz eher als verpasste Chance.

• Die zweite Erkenntnis nach sechs Jahren Ordensleben war, dass ich nicht mehr in mein angestammtes früheres Lebensumfeld zurückwollte. Im Frühjahr 2015 bin ich durch die «Frau Mutter» des geschlossenen Frauenklosters Notkersegg in St. Gallen auf ein Anliegen aufmerksam gemacht worden. 

«Notkersegg», sie können es «1:1» mit dem Luzerner «Gerlisberg» vergleichen: Äusserlich eine eindrucksvolle Anlage, schön gelegen, nahe bei der Stadt, eine für die Gemeinschaft viel zu grosse Immobilie, die schon lange zur Last geworden ist.

Wir hätten Platz für dreissig sind jedoch nur noch sechs (in zehn Jahren vielleicht noch zwei,drei). Innerlich: eine kleine, überalterte Gemeinschaft, die stark mir ihrem eigenen Alltag beschäftigt ist und dadurch nach aussen nur reduziert wirken kann. Geplant ist, die hauseigene Pflegeabteilung infrastrukturell so zu erneuern, dass wir neun Plätze für den eigenen Bedarf und die umliegenden Frauenklöster der Ostschweiz anbieten können. Das verlangt erneut nach finanziellen Mitteln. Die Pflegeabteilung professionell – als Zweigbetrieb eines Pflegeheimes – zu führen um dadurch die noch zwei, drei jüngeren Schwestern ihr «Schwestern-sein» aufgrund ihrer Berufung zu ermöglichen. Selber gebe ich mich so ein, dass ich der Gemeinschaft ermögliche, die Gegenwart zu ermöglichen. Einerseits mit dem Fachwissen, über welches ich aus meiner früheren beruflichen Tätigkeit und in der Zeit mit den Kapuzinern verfüge. Und ergänzend dazu manuelle Tätigkeiten in Haus und Garten, die die überalterte Gemeinschaft nicht mehr wahrnehmen kann. 

Sie können mich einerseits als Gutsverwalter, Geldbeschaffer, Hauswart, Gärtner, Maler oder was auch immer bezeichnen. Die Gegenleistung dazu ist ein bescheidenes finanzielles Gehalt (ganz ohne Geld geht es nicht), eine Wohnsituation, welche man für St. Gallen als «die Schönste» bezeichnen darf. Entscheidend jedoch: Jetzt sind wir wieder beim Thema «Tausch», meine Tätigkeit wird geschätzt und sie verfügt über Sinn. Dies, weil ich die sachliche Herausforderung und anstehende Veränderung des Klosters, analog «Wesemlin», als interessante Herausforderung betrachte.  

Lassen sie mich daraus für das Leben sechs Punkte dazu folgern, wie es zu einer solchen Tätigkeit kommen kann.

1. Von der Veränderung im Gleichgewicht:

Veränderung ist allgegenwärtig. Vieles, was gestern Bestand hatte, ist heute überholt oder zumindest nicht mehr gefragt und nicht mehr aktuell. Dies erzeugt Verunsicherung. Diese Verunsicherung verleitet dazu, dass wir uns unkoordiniert mit der Zukunft und viel zu selten mit der Gegenwart und dem «Jetzt» befassen. Dies ist ein Punkt, welcher im heutigen Umfeld zum Teil Mühe macht.  Wir alle verfügen über eine Lebensgeschichte, an welcher wir uns gerne halten, orientieren und erinnern. Trotzdem resultiert daraus Handlungsbedarf. Ich möchte diesen Handlungsbedarf als Chance sehen. Bezogen auf Ordensumfelder kommt mir zu gut, dass ich nicht über eine jahrzehntelange religiöse Lebenstradition verfüge. Mein Elternhaus und meine Erziehung waren weder religiös noch kirchlich geprägt. Das erleichtert und macht es einfacher.

2. Vom Anfangen und Weiterführen:

Einen «Business-Plan» nicht nur in der Firma, sondern auch für die eigene «Lebensgestaltung». Anfangen, bevor es zu spät ist. In jedem Leben gibt es eine Mitte, welche wir mathematisch nicht kennen, aber sehr wohl spüren. Eine Zeit, in welcher die Frage aufkommt: «Was war, was wird sein, weshalb ist es so und was sollte noch?» 

Der 45. Geburtstag war prägend: Damals habe ich erstmals zwei Dinge gespürt: «Ich bin nicht mehr jung und die Lebensroutine hat dich gut im Griff!» Zu stark spürte ich den Trott des Alltags, welcher für Viele in meiner Umgebung schon zur unerträglichen Last geworden ist. So besteht letztendlich auch die Gefahr, dass man für die Umwelt, für die Sache und sich selber zum Problem mutiert. Diese Erkenntnisse führten mich vor etwas mehr als zehn Jahren zu einer intensiven Auseinandersetzung mit mir selber, die mich von meiner damaligen Individualität in die Welt der Orden führten. Diese Auseinandersetzung bleibt aktuell und begleitet mich auch heute. 

3. Von der Aktivität und der vorhandenen Zeit:

Pausenlose Aktivität ist gefragt. Wie oft haben Sie, seit wir hier zusammen sind, schon ihr Handtelefongerät konsultiert? Vielleicht reagieren sie gerade jetzt auf eine eingehende Meldung zu früh und vor allem unüberlegt? Wir hinterfragen uns zu wenig, ob diese Hochgeschwindigkeitskultur wirklich notwendig ist und nicht Ursache des zum Teil schwierigen Miteinanders sein könnte. Sei es auf der Strasse, am Arbeitsplatz, im Zug oder in der Familie. Ob dieses System wirklich effizient ist, wird zu selten kritisch hinterfragt.

Die Entdeckung der Langsamkeit: Im Kloster gehen wir den Tag strukturiert an. So stelle ich fest, dass wir versuchen, nicht alles gleichzeitig, sondern nacheinander zu erledigen. Aktion und Kontemplation steht im dauernden Wechsel. Dies gibt dem Tag eine Struktur und macht ihn elastisch. Dazu zähle ich auch die Essenszeiten, welche als fester Bestandteil zu dieser Tagesstruktur zählen und gehören. Während eines Abend- und Nachtgebets geht man der Frage nach: «Was war heute, und was wird morgen sein?»

4. Das bewusstere Leben:

Versuchen, sich auf das zu reduzieren, was letztendlich zählt und was letztendlich auch wesentlich ist. Man kann es auch so formulieren, dass man sich an dem orientiert, was verfügbar ist. Das sein lassen, worüber man so oder so nie verfügen wird. Zum bewussteren Leben zähle ich beispielsweise auch ein Tischgebet oder ein kurzes Innehalten vor und nach den Mahlzeiten. Nicht nur als religiöser Akt, sondern auch deshalb, weil auch heute noch viele Menschen nicht in ausreichendem Mass über Nahrung verfügen.

5. Verzicht hat auch etwas Positives:

Wir alle, damit schliesse ich auch mich selber mit ein, sind in einer Zeit aufgewachsen, wo man immer über einen vollen Teller und ein warmes Bett verfügt. Das Wort Verzicht – obwohl es in unserer Sprache noch immer existiert – haben wir aus dem Vokabular gestrichen. Verzicht und Reduktion als etwas Positives wahrnehmen. Durch Verzicht wird es möglich, sich auf das Wesentliche zu fokussieren.

6. Vom Leben und nicht vom gelebt werden:

Alles Erwähnte ist weder spektakulär, neu, noch revolutionär. Es sind im Grundsatz die uns allen bekannten Normen und Verhaltensregeln, welche das eigene Leben geordnet, strukturiert und nachhaltig machen können. Aber vielleicht ist diese unbestrittene einfache und simple Erkenntlichkeit der Dinge Grund dafür, dass wir uns mit der Beachtung dieser Lebensregeln offenbar schwertun.

So hoffe ich zumindest, dass das Gesagte die Erinnerung bei Ihnen weckt um bei uns allen zu verhindern, dass wir nicht gelebt werden, sondern leben können. 

Das wünsche ich auch Ihnen.

Fridolin Schwitter, Kapuzinerinnenkloster Notkersegg, St. Gallen

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Sobald wie möglich folgt hier ein weiterer Bericht über das heutige Jubiläum des Tauschnetzes Luzern, das im Pfarreisaal St.Leodegar bei der Hofkirche in Luzern stattfand. Siehe auch unter «In Verbindung stehende Artikel».


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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/