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Kolumne der Redaktion

28.10.2016

Das sind die Auswirkungen von «KP17» auf die grossen Kulturinstitutionen

Sollte das «Konsolidierungsprogramm 17» so umgesetzt werden, wie sich dies der Luzerner Regierungsrat vorstellt, wären die Auswirkungen auch für etablierte Institutionen verheerend, wenn nicht gar existenzbedrohlich. Dies schreiben Geschäftsführerin Eva Laniado Barboza und Dr. Urs Bugmann, der Präsident der IG Kultur, in einer Medienmitteilung.


Eva Laniado Barboza ist Geschäftsführerin, und...

... Dr. Urs Bugmann ist Präsident der IG Kultur. Sie wehren sich vehement gegen «KP17» und dessen Folgen auf kulturelle Institutionen.

Es wird eng für die Kultur in Luzern. Drohende Kürzungen der öffentlichen Beiträge stellen die Entwicklung und zum Teil die Existenz der fünf grossen Kulturbetriebe in Frage. Die IG Kultur Luzern fordert gemeinsam mit diesen wichtigen Institutionen ein klares Bekenntnis zur Kultur in Luzern und einen Verzicht auf die kurzsichtige Sparmassnahme «KP17». Unter http://ja-zur-kultur-in-luzern.jimdo.com/ starten wir aus Protest und Solidarität eine Online-Petition, um deutlich zu machen, dass die Sparpolitik nicht von der Kulturszene mitgetragen wird. 

Das Sparpaket KP17 der Luzerner Regierung sieht für den Zweckverband Grosse Kulturbetriebe Kanton Luzern eine Kürzung der Subventionen um 1,2 Millionen Franken vor, was eine Kürzung des städtischen Beitrags um weitere 0,5 Millionen Franken zur Folge hat. Das Luzerner Theater, das Luzerner Sinfonieorchester, das Kunstmuseum Luzern, das Verkehrshaus der Schweiz und das Lucerne Festival sind in diesem Zweckverband zusammengeschlossen. Der Zweckverband von Kanton und Stadt Luzern will nach den Statuten den Bestand und die Weiterentwicklung der fünf genannten Institutionen sichern. Leistungsaufträge regeln die Aufgaben der Institutionen und die Beiträge der öffentlichen Hand. 

Die Sparmassnahme hätte weitreichende Auswirkungen und würde nicht nur die Subventionen der Stadt Luzern, die unmittelbar an die kantonalen Gelder gekoppelt sind, ebenfalls kürzen, sondern auch die eigenerwirtschafteten Mittel genauso wie die Beiträge Dritter mitbetreffen. 

Keiner der fünf Leuchttürme der Kultur in Luzern verfügt über ein luxuriöses Budget und erhebliche Kürzungen wurden bereits in den Vorjahren getätigt. Die erneute massive Streichung von Subventionen trifft die Institutionen an ihrem Lebensnerv. Arbeitsplätze werden gefährdet, die Einlösung der in den Leistungsaufträgen festgeschriebenen Aufgaben ist infrage gestellt. Die Kultur in Luzern, die Ausstrahlung der Kulturstadt, das Angebot für Bevölkerung und Gäste, die Wertschöpfung für Wirtschaft und Tourismus, das kreative Klima werden in einem Masse beeinträchtigt, das zunichtemacht, was in langen Jahren erfolgreich aufgebaut, etabliert und fortentwickelt werden konnte.

Es ist zu viel, was hier aufs Spiel gesetzt wird. Diese Sparübung wird die Finanzprobleme des Kantons Luzern nicht lösen. Doch sie wird zerstören, was nicht nur mit zu Standortattraktivität und Umwegrentabilität beiträgt, sondern auch zu Lebensqualität, zu Identität und Zusammengehörigkeit der Gesellschaft, jetzt und in der Zukunft.  

Die Kürzungen werden mittel- und langfristig ebenfalls grosse Auswirkungen auf den gesamten Kulturplatz Luzern mit sich ziehen, bis hin zu Musikschule und Musikhochschule Luzern, auf die gesamte Musik- und Theaterlandschaft. Sie sind auch für das Land und die Region ein negatives Zeichen und werden sich dort niederschlagen. Noch dazu mag man sich die Signalwirkung an die umliegenden Kantone nicht vorstellen. Das Zerstörte in den versprochenen besseren Jahren wieder aufzubauen wird sehr viel mehr Kosten verursachen, als das Weiterentwickeln des Erreichten.

Die IG Kultur Luzern und die im Zweckverband Grosser Kulturbetriebe Kanton Luzern zusammengeschlossenen Institutionen wenden sich mit ihrem Ja zur Kultur in Luzern entschieden gegen eine Umlagerung der ihnen angedrohten Sparmassnahme auf einen der übrigen Bereiche öffentlicher Aufgaben. 

Es müssen andere Lösungen gefunden werden wie zum Beispiel eine Lockerung der Schuldenbremse. Der massive Einschnitt in die lebendige Kultur in Luzern bringt Folgen mit sich, die uns bei weitem teurer zu stehen kommen, als wir uns das heute vorstellen.  

Zur Situation der einzelnen Institutionen: Erst 2015 wurden die Leistungsvereinbarungen zwischen dem Zweckverband Grosse Kulturbetriebe Kanton Luzern und den Institutionen unterzeichnet. Die Betriebe rechneten daraus mit Budget- und Planungssicherheit für die nächsten Jahre.

Die Auswirkungen von «KP17» beim Luzerner Theater

Im Planungsbericht des Regierungsrats zur Förderung der Kultur im Kanton Luzern 2013 sowie im Leistungsauftrag des Zweckverbands Grosse Kulturbetriebe Kanton Luzern haben Kanton und Stadt dem Stiftungsrat des Luzerner Theaters den Auftrag erteilt, das Luzerner Theater als einzig produzierendes, professionelles Ensemblehaus in der Zentralschweiz, in die Zukunft weiter zu entwickeln. 

Unter der gerade erst begonnenen Intendanz von Benedikt von Peter erschliesst sich das Drei-Sparten-Haus neue Räume und neue Publikumsschichten. Das Publikum wie auch die regionalen bis internationalen Medien sind begeistert. Fast alle Vorstellungen sind ausverkauft. Und dies in einer anerkannt desolaten Infrastruktur. Einsparungen im künstlerischen Bereich hätten unweigerlich Qualitätseinbussen und eine Verminderung des Angebots zur Folge: Den Theaterbetrieb würde es in dieser Form nicht mehr geben, Einsparungen hätten unabwendbar den Abbau von Arbeitsplätzen oder gar eine Spartenschliessung zur Folge. 

Die Auswirkungen von «KP17» beim Luzerner Sinfonieorchester

Mit seinem heutigen Ausbaustand hat das Luzerner Sinfonieorchester einen hohen Qualitätslevel erreicht. Den gilt es zu halten, genauso wie die in den letzten Jahren aufgebaute Zusatzfinanzierung durch Private. Diese Unterstützung hängt mit dem Rang und Ruf des Orchesters zusammen, Abstriche sind hier fatal. Als Hausorchester des Luzerner Theaters ist das Luzerner Sinfonieorchester zudem doppelt von Kürzungen der Beiträge der öffentlichen Hand betroffen: Ein Teil der Subventionen geht als Entgelt für die Orchesterdienste im Musiktheater vom Luzerner Theater an das Luzerner Sinfonieorchester.

Die Auswirkungen von «KP17» beim Kunstmuseum Luzern

Mit einer sehr schmalen Personaldecke erfüllt das Kunstmuseum Luzern die vom Leistungsauftrag vorgegebenen Aufgaben: Kunst auszustellen, zu sammeln, zu vermitteln und zu bewahren. Nach der Kürzung der Subventionen 2014 und eigenen Sparanstrengungen von 10 Prozent besteht kein Spielraum mehr, zumal das Haus mit hohen Gebäudeunterhaltskosten belastet ist. Im nationalen Vergleich wirtschaftet das Kunstmuseum Luzern bereits heute äusserst kosteneffizient. 2019 feiert der Trägerverein des Kunstmuseums, die Kunstgesellschaft Luzern ihr 200-jähriges Jubiläum. Darüber hinaus können bei einer Kürzung der öffentlichen Gelder der Betrieb des Kunstmuseums Luzern nicht garantiert werden. 

Die Auswirkungen beim Verkehrshaus der Schweiz

Das einzige Verkehrsmuseum der Schweiz führt gegenwärtig Verhandlungen mit dem Bundesamt für Kultur um höhere Beiträge des Bundes. So erfolgversprechend diese Verhandlungen bislang verliefen: Durch eine Kürzung der Subventionen des Kantons Luzern ist eine Erhöhung durch das Prinzip der Subsidiarität infrage gestellt. Zwar ist das Museum ausgesprochen gut besucht und ein touristischer Magnet in Luzern, doch verursacht der aufwendige Unterhalt der Sammlung hohe Kosten. Ebenso notwendig sind Investitionen in neue und zeitgemässe Präsentationsformen um die Attraktivität des Hauses zu erhalten und zu steigern. 

Die Auswirkungen von «KP17» beim Lucerne Festival

Im Vergleich zu den anderen Institutionen erhält das renommierte und erfolgreiche Festival einen geringeren Betrag an Subventionen. Eine Kürzung beträfe diese Institution daher etwas weniger als die vier vorgenannten. Eine Kürzung wäre hier vor allem ein negatives Zeichen, das nicht dazu beiträgt, das Lucerne Festival als fundamentalen Beitrag an die lebendige Kultur in Luzern sichtbar zu machen und zu erkennen zu geben, wie wichtig dieses Festival auf höchstem Niveau für Stadt und Region Luzern ist – und dies nicht nur als Faktor wirtschaftlicher Wertschöpfung.

Namens der IG Kultur Luzern: Urs Bugmann, Präsident, und Eva Laniado Barboza, Geschäftsleiterin, Luzern 


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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/