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Kolumne der Redaktion

05.07.2016

So schaufelt die Salle modulable ihr Grab gleich selber

Was gegenwärtig rund um das Thema Salle modulable abläuft, nimmt immer bizzarere Züge an. Und immer mehr verfestigt sich zugleich der erstaunliche Eindruck, hier werde ein Lehrbeispiel für Stümperhaftigkeit vorgeführt, die Förderer dieses Projekts wollten auf Teufel komm raus öffentlich demonstrieren, «wie man es nicht macht».


An einem schönen Sommerabend geniessen mehrere hundert Leute die einzigartige Stimmung auf dem Inseli, direkt am See. Würde die Salle modulable gebaut, ist es mit dieser Idylle vorbei.

Bilder: Herbert Fischer

Bekanntlich fand gestern Montag (4. Juli) eine Medienkonferenz statt, an der, sagen wir es so, «etwas konkreter als am 5. April» informiert wurde (siehe unter «In Verbindung stehende Artikel»: 9,97 Millionen Projektkredit beantragt). Zurück bleiben nach diesem Auftritt der «Salle»-Exponenten allerdings Botschaften, die – wetten, dass? – schon sehr bald als Killerargumente dienen werden.

Erstens. Am 5. April war noch von Projektierungskosten von rund 6,5 Millionen Franken die Rede. Gestern waren es bereits 12 Millionen. Das ist Wasser auf die Mühlen all jener, die schon nach dem 5. April gewarnt hatten: «Am Schluss wird mit Sicherheit alles teuer, als jetzt verkündet worden ist; wie beim KKL». Solche Botschaften bestärken auch jene in ihrer Skepsis, die – eigentlich – für das Projekt zu haben wären, vorab jedoch aus finanziellen Gründen Bedenken anmelden. Dies auch und vor allem mit Blick auf die klammen Kassen in Kanton und Stadt. Mit anderen Worten: «bereits 12» statt wie zuerst 6,5 Millionen Franken Projektierungskosten sind ein Killerargument. 

Zweitens. Eine der Hauptbotschaften für das Projekt lautete, und lautet, wohl auch fortan, unablässig, Luzern brauche dringend ein neues Theater; das stimmt fraglos. Mit der «Salle» könne dieses nun vergleichweise kostengünstig verwirklicht werden. Auch da allerdings stimmt etwas nicht. Denn die Stiftung Luzerner Theater – man höre und staune – will die Salle modulable, wie sie – Stand heute – aufgegleist ist, gar nicht!

Gestern nämlich äusserte sich die Präsidentin dieser Stiftung, Birgit Aufterbeck Sieber, an besagter Medienkonferenz deutsch und deutlich. Darüber berichtete gestern die Website des «Regionaljournals»:

An dieser Medienorientierung aus dem Rahmen gefallen ist das Statement von Birgit Aufterbeck, Präsidentin der Stiftung Luzerner Theater: Sie zeigte sich mit dem bislang entwickelten Betriebskonzept unzufrieden. 

Das Theater könne das Haus so nicht akzeptieren. «Es ist eine seltsame Vorgehensweise: Zuerst hat man ein Vorprojekt, ohne uns an Bord zu haben, und jetzt müssen wir schauen, wie wir damit zurecht kommen.» 

Das in der Studie erarbeitete Betriebs- und Raumkonzept würde nicht zu einem produzierenden Theater passen. Um Lösungen zu finden, habe das Luzerner Theater eine Arbeitsgruppe initiiert. Bildungsdirektor Wyss sagte, eine Salle modulable ohne Luzerner Theater wäre nicht sinnvoll.

Soweit die Website des «Regi». Und auf zentralplus.ch ist seit gestern zu lesen:

Doch es ist noch ein langer Weg dorthin. Nebst der unsicheren Finanzierung und den hohen Kosten, dem Widerstand gegen den Standort Inseli sowie vielen bau- und umweltrechtlichen Fragen kommt nun ein neuer Aspekt hinzu: Diesen Montag sprachen nebst Wyss und Stämmer auch Hubert Achermann von der Stiftung Salle modulable sowie Birgit Aufterbeck Sieber zu den Journalisten. Aufterbeck Sieber ist Stiftungsratspräsidentin des Luzerner Theaters. Und sie überraschte mit in dieser Form noch nie gehörten kritischen Worten: «Stand heute würden wir das Projekt Salle Modulable nicht akzeptieren. Denn für ein produzierendes Theater sind die Rahmenbedingungen nicht gegeben. Unter anderem fehlen im aktuellen Projekt der Salle Modulable für unser Theater wesentliche Quadratmeter an Nutzfläche, die wir permanent brauchen.»

Soweit zentralplus.ch.

Mit Verlaub: Das ist starker Tobak! Man fragt sich ernsthaft: Wie können Stadträtin Ursula Stämmer (SP), Regierungsrat Reto Wyss (CVP) und «Salle»-Stiftungsratspräsident Hubert Achermann ein solches Projekt mit dieser Kernbotschaft so lange so konsequent befeuern, ohne mit Sicherheit jene Institution hinter sich zu wissen, der es – angeblich – dienen soll, dem Luzerner Theater nämlich? 

Birgit Aufterbeck Sieber hat hier ein Killerargument geliefert. Denn die damit offenbarten Differenzen werden wohl kaum innert nützlicher Frist zu beseitigen sein; sprich: bis zum 27. November 2016, wenn der Stadtluzerner Souverän erstens über den Baurechtsvertrag, zweitens über die «Inseli-Initiative» der JUSO und drittens über den Anteil der Stadt am Projektierungskredit abstimmen wird. 

Drittens. Unmittelbar nach der gestrigen Medienkonferenz hat «Salle»-Stiftungspräsident Hubert Achermann die im Grossen Stadtrat vertretenen Parteien, also ihre Fraktionen, mit einer E-Mail «bedient», in welcher er abermals ultimativ unterstrich, es komme für die Salle modulable kein anderer Standort in Frage als das Inseli. Andernfalls entfalle der zugesicherte Beitrag seiner Stiftung von 80 Millionen Franken. Man muss kein grundsätzlicher Gegner dieses Projekts sein, um dies als Erpressungsversuch zu werten. Womit wir bei Killerargument 3 wären.

Drei Killerargumente, die nach einer Medienkonferenz haften bleiben, statt Botschaften, die dem Projekt Glaubwürdigkeit und Schubkraft verleihen! Fürwahr eine reife Leistung.

Herbert Fischer, Redaktor lu-wahlen.ch, Luzern  


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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/