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Kolumne der Redaktion

16.10.2015

SVP-Regierungsrat Paul Winiker besucht Event von David Roth, der offensichtlich Kreide gefressen hat

Ins Restaurant una storia della vita in Sempach lud für gestern Abend SP-Kantonsrat David Roth zu einer Diskussion über politische Kultur ein. Der Hintergrund: siehe unter «In Verbindung stehende Artikel». Die Überraschung: Auch Justiz- und Sicherheitsdirektor Paul Winiker (SVP) erschien und beteiligte sich an der Diskussion.


Peter Eltschinger (rechts) ist Verwaltungsratspräsident der Remimag Gastronomie AG, der das «una storia della vita» in Sempach gehört und wo die Diskussion stattfand.

Die beiden Remimag-Geschäftsleiter Bastian Eltschinger (links) und Florian Eltschinger (rechts) diskutieren mit Paul Winiker.

Gastgeber David Roth.

...

Yannick Gauch ist mit 21 Jahren bereits alt JUSO-Präsident Stadt Luzern.

...

Dominik Meyer führt die Kulturbeiz Meyer am Bundesplatz in Luzern. Die Glatze links ...

... gehört Fotograf Marco Sieber (Sempach), Präsident der «Luzerner Kulturlandschaft», der aber mit Neonazis rein gar nichts am Hut hat.

SVP-Regierungsrat Paul Winiker beteiligte sich an der lebendigen und völlig friedlich verlaufenen Diskussion.

Zur öffentlichen Diskussion über politische Kultur hatte SP-Kantonsrat und Nationalratskandidat David Roth geladen, nachdem er unlängst von Neuem Morddrohungen erhalten hatte (siehe weiter unter «In Verbindung stehende Artikel»). Der Abend stand unter dem Motto «Diskutieren, statt drohen» und fand im Herzen Sempachs, der gepflegten Altstadt, im Restaurant una storia della vita statt. Dessen Besitzer Peter Eltschinger gewährte David Roth Gastrecht, weil er die Meinungsäusserungsfreiheit hochhält.

Peter Eltschinger wie auch seine ebenfalls persönlich anwesenden Söhne Florian und Bastian wollten so dem politischen Stil entgegentreten, der hinter solch abscheulichen Drohungen steckt; wiewohl sie als Gastrounternehmer mit David Roths politischer Einstellung so gut wie Nichts am Hut haben.

Eltschingers Unternehmen, die Remimag Gastronomie AG, ist übrigens seit 2012 Besitzerin des Hotels Anker in Luzern, des legendären früheren «Volkshauses», das deren Besitzerin, die Volkshausgenossenschaft, in den letzten Jahren derart heruntergewirtschaftet hat, dass sie es verkaufen musste. In der Volkshausgenossenschaft spielen Roths Partei, die SP, und die Gewerkschaften die zentrale Rolle und sind hauptverantwortlich für das elende Ende dieses ehrenwerten Hauses und seiner stolzen Geschichte. Es ist darum bitterste Ironie und eines der peinlicheren Kapitel der jüngeren Luzerner Geschichte, dass ein bürgerlicher Unternehmer – also ein «Klassenfeind» – das Luzerner Hauptquartier des Generalstreiks von 1918 kaufen musste. Doch das ist ein anderes Kapitel (siehe unter «In Verbindung stehende Artikel»).

Zurück nach Sempach ins «una storia della vita» am gestrigen Donnerstagabend. Die Morddrohung gegenüber David Roth empörte auch Paul Winiker, Justiz- und Sicherheitsdirektor und SVP-Regierungsrat seit 1. Juli 2015, und wie Eltschinger absolut nicht auf David Roths politischer Linie. Auch er aber wollte mit seiner Anwesenheit ein Zeichen setzen, dass es «so nicht geht und dass Drohungen in der politischen Kultur dieses Landes absolut keinen Platz haben».

Winikers Voten ernteten mehrmals deutlichen Applaus und allein schon sein Erscheinen als rechter Regierungsrat kam beim grösstmehrheitlichen klar links positionierten Publikum überaus gut an.

Nach einer Begrüssung durch Gastgeber David Roth, der die Vorgeschichte des gestrigen Treffens detailliert schilderte, begann eine Diskussion, die ohne jedwelche Gesprächsführung und vorgängige Themensetzung erstaunlich spontan und flüssig verlief. Sie drehte sich vorab um den Stellenwert der Sempacher Schlachtfeier, um die «Lämpen», die es ihrer wegen schon mehrmals gab, um die Rolle der etwas gar selbstbewussten Safranzunft – der auch Paul Winiker seit 25 Jahren angehört – und ihre alljährlichen martialischen Auftritte am «Sempacher» mit Hellebarden, Morgensternen und Stahlhelmen. Winiker verteidigte diese Tradition und unterstrich, wie sehr sich auch die Zunft immer wieder darüber geärgert habe, dass der Anlass von Neonazis mit ihren medienwirksamen Auftritt missbraucht worden war.

Nicht eingegangen ist Winiker auf das Votum eines Besuchers, seine SVP helfe mit ihren aggresiven Kampagnen eine Klima zu schaffen, in dem Morddrohungen wie jene gegen David Roth überhaupt erst entstehen können (siehe unter «In Verbindung stehende Artikel»).

Handkehrum ging erstaunlicherweise keine einzige Frage an David Roth bezüglich des pikanten Befundes, ob vielleicht nicht auch er schon ab und an mit dem Feuer gespielt habe, indem er höchst fragwürdige Äusserungen von sich gab. So freute er sich bekanntlich im «Facebook» über den Tod von Maggie Thatcher und empfahl, darauf «einen zu heben» (siehe unter «In Verbindung stehende Artikel»).

Oder er inszenierte gegen den abgewählten SVP-Regierungsrat Daniel Bühlmann eine Kampagne, die auch in seiner Partei Entsetzen und Empörung auslöste. Nach wie vor nicht auszuschliessen ist, dass diese primitive Aktion mitentscheidend dafür ist, dass die SP im Mai 2015 nach 56 Jahren wuchtig aus der Luzerner Regierung verbannt worden ist. Und zwar ausgerechnet zugunsten des Erzfeindes, nämlich von Paul Winiker und seiner SVP (siehe unter «In Verbindung stehende Artikel»).

Seit er aber die SP des Kantons präsidiert, hat der Wolf ganz offensichtlich Kreide gefressen und weiss seine Worte in Watte zu wickeln. Warten mir mal ab, wie lange das funktioniert ...

Die Polizei war gestern Abend im und um das «una storia della vita» – soweit ohne besondere Beobachtungen und Abzählungen, also eigene «Ermittlungen» durch lu-wahlen.ch, ersichtlich – mit mindestens zehn Einsatzkräften in zivil vor Ort, hatte aber keinerlei Grund, irgendwie zu intervenieren. Denn der Abend verlief völlig entspannt und auch mehrere Lacher hatten ihren verdienten Platz.

Herbert Fischer, Redaktor lu-wahlen.ch und im Frühjahr 2015 Mitunterzeichner eines Wahlaufrufs für Paul Winiker als Regierungsrat und jetzt Mitunterzeichner eines Wahlaufrufs für David Roth als Nationalrat, Luzern


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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/