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Kolumne der Redaktion

07.01.2015

Als zweitgrösste Stadt der Zentralschweiz sollte sich Emmen selbstbewusst positionieren

An der Dreikönigstagung der Gemeinde Emmen äusserte sich der Schriftsteller Beat Portmann zum neuen Kulturleitbild.


Der Gemeinderat präsentierte an seinen Dreikönigsgesprächen traditionsgemäss seine Jahresziele für 2015. Hauptthema des Anlasses von gestern Montag (6. Januar 2015) im «akku» war Kultur. Der Gemeinderat stellte neues Kulturleitbild vor.

Gabriela Christen, Direktorin der Hochschule Luzern, Design & Kunst referierte zur Bedeutung des neuen Standortes für die Hochschule, zur Vision eines Zentrums für Kreativwirtschaft und die Auswirkungen für Emmen.

Die Gemeinde als Initiantin zeigte auf, wie das «Tramhüsli» am Centralplatz erhalten und neu genutzt werden soll.

Neben anderen Votanten sprach kurz auch der Schriftsteller Beat Portmann; hier der Wortlaut seiner «Gedanken zum neuen Kulturleitbild der Gemeinde Emmen»:

An Emmen interessiert mich Emmenbrücke: wie ein ganz normales Bauerndorf mit der Industrialisierung in die Moderne katapultiert wird. Wie sich dabei die Zusammensetzung der Bevölkerung verändert. Die Spannungen, die dabei entstehen, die ständige Infragestellung der Gewohnheiten, die gegenseitige Durchdringung der Mentalitäten: Land trifft auf Stadt, Alteingesessene auf Zuzüger aus dem Inland und aus der ganzen Welt. Das sind die Bedingungen der Agglomerationen, die als das zukunftsweisende Experiment der modernen Schweiz betrachtet werden können: In den Agglomerationen leben 45 Prozent der Schweizer Bevölkerung, hier werden nationale Abstimmungen gewonnen oder verloren, hier können neue Formen des Zusammenlebens in der Praxis erprobt werden.

Emmen lässt mit seiner Unfertigkeit den Bewohnern die Definitionsmacht, über den Charakter ihres Wohnortes selbst zu entscheiden: Für die einen ist Emmen eine ländlich geprägte Gemeinde, die man vor den urbanen Einflüssen bewahren muss, für andere eine Stadt (die zweitgrösste der Zentralschweiz notabene), die sich selbstbewusst als solche positionieren sollte.

Diese Unfertigkeit steht in wohltuendem Kontrast zum überregulierten Schweizer Alltag, weil nicht jeder Quadratmeter des öffentlichen Raums einer klar definierten Nutzungsbestimmung zugeordnet ist. Dies öffnet der Kultur, die den einzelnen Menschen, seine Geschichte und Individualität in den Mittelpunkt stellt, ein weites Feld der Betätigung. Sie kann ihn, den Menschen, in seiner gewohnten Umgebung abholen, wo er sich heimisch fühlt und mit Gleichgesinnten trifft, ihn aber auch immer wieder mit den drängenden Fragen der Zeit konfrontieren. Um dieses Potenzial in Zukunft noch gezielter auszuschöpfen, braucht es vielleicht gar nicht so sehr detailliert ausgearbeitete Konzepte oder eine um sich greifende Institutionalisierung, sondern vor allem: Offenheit und genügend Freiraum; zwei Eigenschaften, über die Emmen zweifelsohne verfügt.

Beat Portmann, Emmen


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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/