das gesamte meinungsspektrum lu-wahlen.ch - Die Internet-Plattform für Wahlen und Abstimmungen im Kanton Luzern

Spenden für Verein lu-wahlen.ch

Diese Website gefällt mir! Um weitere Beiträge darauf zu ermöglichen, unterstütze ich lu-wahlen.ch gerne mit einem Betrag ab CHF 10.-

 

 

Kolumne der Redaktion

25.10.2013

Sechste kantonale Kulturtage eröffnet: Warum Kultur glücklich macht

Die kantonale Kulturbeauftragte Nathalie Unternährer hat soeben im Pfarreiheim Rothenburg die 6. Kantonalen Tage der Kulturlandschaft eröffnet. In einer kurzen und prägnanten Rede führte sie aus, warum Kultur glücklich macht und warum sie nicht primär und einzig unter ökonomischen Aspekten betrachtet werden soll.


Nathalie Unternährer und Marco Sieber haben soeben im Pfarreiheim Rothenburg die 6. Kantonalen Tage der Kulturlandschaft eröffnet.

Bilder: Herbert Fischer

Aus dem ganzen Kanton beehrten VertreterInnen der in der Kulturlandschaft vereinigten Institutionen den Eröffnungsanlass in Rothenburg mit ihrer Anwesenheit. So Armin Meienberg (links, Präsident der IG Kultur Luzern) und Norbert Bossart vom Träff Schötz.

Töpferin Brigitte Steinemann von der Luzerner Designgalerie Rippertschwand (links), Christian Vannay vom Tropfstei Ruswil (vor 16 Jahren Initiant und Gründer der Kulturlandschaft), sowie die Kulturfreunde und -förderer Matthias Spitz und Claudia Moser, frühere «Rebstock»-Hotelière in Luzern.

Ursula und Seppi Schumacher vom Tropfstei Ruswil.

Sempachs Stadtpräsident Franz Schwegler im Gespräch mit Kulturlandschafts-Präsident Marco Sieber, ebenfalls ein Sempacher.

Verena Omlin (links) vom Fuka Fonds, der Rothenburger Konrad Weber (Konzertveranstalter und sommers Betreiber der «Buvette» im Inselipark in Luzern) sowie Cathérine Huth von der IG Kultur Luzern.

Barbara Spengeler (Somehuus Sursee und Vorstandsmitglied der Kulturlandschaft) und Tom Giger vom Stadtcafé Sursee.

Von links: Annemarie Schwegler (Aktuelles Sempach), Sempachs Stadtpräsident Franz Schwegler, Gabriela Schilter (Aktuelles Sempach) und von der KKK Reiden: Monika Luternauer und Silvia Steiner.

Die kantonale Kulturbeauftragte Nathalie Unternährer erntete für ihre Eröffnungsrede Komplimente.

Thomas Glatt (links, KKK Rothenburg) und Rothenburgs Gemeinderat und Kulturminister Amédéo Wermelinger.

Nathalie Unternährer stellte www.lu-wahlen.ch ihr Redemanuskript zur Verfügung:

Liebe Kulturschaffende, liebe Kulturgeniesser, liebe Gäste 

Ich begrüsse Sie im Namen der kantonalen Kulturförderung zu diesem Anlass.

In meinem Vorwort zum Programm der 6. Kantonalen Tage der Kulturlandschaft habe ich ein Plädoyer gehalten, dass wir alle grösser, regionaler und offensiver denken sollten, damit die Kultur auf der Landschaft die Aufmerksamkeit und finanzielle Unterstützung erhält, die ihr wirklich zusteht. 

Heute möchte ich Ihnen ein Argument liefern, damit Sie sich in Ihrer Gemeinde für die Förderfonds stark machen können. Sie hören richtig: nur ein Argument. Das Argument lautet: Kultur macht glücklich.

Sie denken jetzt sicher, die ist aber wahnsinnig einfach gestrickt – die macht es sich sehr einfach. Aber ich sage Ihnen –  es stimmt. 

Den Nutzen einer Autobahnbrücke oder eines Kreisels kann jeder einsehen. Und man kann vor allem für den Beweis Fakten generieren. Zum Beispiel werden die Autos gemessen, die pro Minute über die Brücke fahren oder die eingesparten Fahrminuten addiert. 

Die Messbarkeit des Nutzens der Kultur aber ist kaum möglich. Zwar gibt es Besucherstatistiken. Doch diese sind zu einseitig. Schön wäre doch, wenn das Kantonale Steueramt Ende Jahr sagen kann, wir haben 76 zugezogene Familien, weil sie die Ausstellungen im Museum, das Konzert am Festival oder die Aufführung im Theater bereichernd und lebensnotwendig finden und deshalb den Kanton als Wohnsitz gewählt haben. 

Das sind leider Phantasien. Jeder Mensch sieht ein, dass es Bahnhöfe braucht, die Müllabfuhr, Schulen. Aber braucht es Bibliotheken, Theater, Konzerte, das Museum? An dieser Frage scheiden sich die Geister. 

JA sagen die Kulturschaffenden, die Musikliebhaber, die Theaterfreaks. NEIN, sagen die Fussballfans, die Wandervögel und die Kreuzworträtsellöser. (Zwischenbemerkung: das sind nur plakative Beispiele, selbstverständlich interessieren sich auch Fussballfans oder Wandervögel für Kultur). Und es gibt wohl auch keine allgemeingültige Lösung. 

Doch wir müssen die Menschen dazu bringen, dass sie die rein ökonomischen Vorstellungen loslassen, dass sie ihren Blick weiten und offen werden für Neues. Denn nur so sehen sie, was Kultur wirklich ist: Nämlich einmalige Erlebnisse und Erkenntnisse, die Seele, Geist und Körper ansprechen und zu Begegnungen führen. 

Es sind Unikate, die in der heutigen Zeit der technischen Reproduzierbarkeit und der totalen Verfügbarkeit von Kultur an jedem Ort und zu jeder Zeit, eine Aura entstehen lassen. Es sind Räume, auf die sich der Mensch einlässt. Der Mensch erkundet, erinnert, erkennt, erfährt, begreift, fühlt und tritt so in Kontakt zu jeder Form der Kultur. Und genau dieses In-Kontakt-Treten macht glücklich. 

Sie sehen: Sie haben ein Argument.

Und wenn ich an das vielfältige und spannende Programm der Kulturlandschaftstage denke, dann wird es in den nächsten neun Tagen im Kanton Luzern sehr viele glückliche Menschen geben.

Nathalie Unternährer, Kulturbeauftragte des Kantons Luzern, Luzern


Siehe unter «Dateien»: Der in diesem Beitrag erwähnte Text von Nathalie Unternährer im Programm zu den 6. Kantonalen Tagen der Kulturlandschaft (auf Seite 2).

---
Präsident Marco Sieber stellte lu-wahlen.ch sein Redemanuskript ebenfalls zur Verfügung:

Meine sehr verehrten Damen und Herren

Auch von meiner Seite her begrüsse ich Sie im Namen der Kulturlandschaft Luzern hier in Rothenburg. Kultur auf dem Land? Klar da gibt es die. Da gibt es Jodelkonzerte, Musikharmoniekonzerte, Jassturniere, Lottoabende und Theateraufführungen der Oberstufe.

Ja diese Veranstaltungen gibt es, sie sind meistens mit sehr viel Engagement, Herzblut und Leidenschaft organisiert, und man finden sie übrigens genauso in der Stadt wie auf dem Land. Aber auf der Luzerner Landschaft gibt es auch Anlässe mit Knuth & Tucek oder Gabriel Vetter, da spielen Boy, Les Yeux Sans Visage, The Young Gods und auch Züri West und daneben finden auch Lesungen mit Schweizer Buchpreisträger statt oder Ausstellungen mit jungen aufstrebenden Künstlern aus der ganzen Welt. 

Nein, in der Kultur hört Urbanität nicht an der Agglomerationsgrenze auf!

Die Veranstalter der Kulturlandschaft beweisen mit Ihren Jahresprogrammen, dass Kultur auch auf dem Land anspruchsvoll, individuell und innovativ ist. Vielleicht sind wir Veranstalter auf der Landschaft sogar noch mehr zu Kreativität gefordert als unsere Kollegen im Städtischen Raum. Meistens können wir nämlich nicht auf Laufkundschaft oder Spontanbesuche zählen. Auf der anderen Seite fehlt es uns aber auch an den grosszügigen Werbebudgets. 

Die Unterschiede der Kulturveranstalter in der Stadt und uns auf dem Land sind darum gar nicht so gross. Auch wir verhandeln mit den Künstlern über Gagen, auch wir kämpfen für bezahlbare Mietkosten oder Freiräume und auch wir wünschen uns eine fachkundige und kritische Presselandschaft.

Einen Unterschied aber gibt es zwischen den Kulturveranstaltern auf der Landschaft und deren in der Stadt: Die strukturierte Förderung durch die Standortgemeinde!

Der FUKA Fonds der Stadt bietet eine klar strukturiertes und fachlich kompetent geführtes Vergabeorgan. Dieses fehlt auf der Landschaft oft gänzlich. Oft gibt es weder ein Kulturbudget noch wirkliche Vergabekriterien. Oft wird Kulturförderung mit Vereinsförderung gleichgesetzt. Die meisten Mitglieder der Kulturlandschaft benötigen aber keine Vereinsunterstützung. Wir benötigen eine Kulturförderung. Eine faire und sinnvolle Kulturförderung. Da können die gelanten Regionalen Förderfonds eine Lösung bieten. 

Denn die Kultur auf der Landschaft lebt! Und sie möchte auch in Zukunft leben. Dafür steht der die Kulturlandschaft Luzern ein. Dafür Engagieren wir uns. Und wir tun dies gemeinsam. 

Wir sind überzeugt, dass wir gemeinsam stärker, lauter und effektiver sind, als alleine. Und wir sind überzeugt, dass sich verschiedene Kulturveranstalter nicht konkurrenzieren können – nur bereichern. Selbst in der gleichen Gemeinde. Und so organisieren auch dieses Jahr wieder zwei Veranstalter gemeinsam einen Anlass. Die Lesung und das Gespräch mit Peter Bichsel in Willisau am kommenden Sonntag wird nämlich von der Stadmühle und der Rathausbühne Willisau gemeinsam organisiert. 

Bis am 3. November erwarten Sie im ganzen Kanton insgesamt 20 kulturelle  Highlights. Breit gefächert, Kleinkunst und Kabarett, Ausstellungen und Lesungen und Konzert von Pop bis Klassik und Rock bis Avantgarde.

Ich lade Sie ein in den nächsten Tagen im Kanton umherzureisen. 

Zum Schluss möchte ich mich bedanken. Bei Ihnen, dass sie mit uns die Eröffnung dieses Kulturfestivals auf der Landschaft feiern. Bei Nathalie Unternährer und Amédéo Wermelinger für die Grussworte. Bei der kantonalen Kulturförderung für ihre grosszügige Unterstützung der Kulturlandschaft und bei der Gemeinde Rothenburg fürs Gastrecht und den Apero, zu dem Sie nun alle herzlich eingeladen sind.

In dem Sinne erkläre ich die 6. kantonalen Tage der Kulturlandschaft für eröffnet. 

Danke.

Marco Sieber, Präsident der Kulturlandschaft, Sempach 

 

 


Teilen & empfehlen:
Share    
Kommentare:

Keine Einträge

Kommentar verfassen:

Ins Gästebuch eintragen
CAPTCHA-Bild zum Spam-Schutz  

Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


treten Sie mit lu-wahlen.ch in Kontakt

1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/