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Kolumne der Redaktion

17.08.2013

Saftwurzel, Scharfmacher, Kampfsau: Was ist bloss mit Hermann Suter los?

Man glaubte, nicht richtig zu hören: Hermann Suter soll - «ausser Ueli Maurer» - alle Bundesräte dem Tod geweiht haben. Und zwar, weil er sie als Verräter an der Armee – beziehungsweise deren Zukunft, mithin also ihrem Fortbestand – sieht.


Hermann Suter (links) im Gespräch mit Bundesrat Ueli Maurer.

Bild Herbert Fischer

Noch ist nicht rechtsgenüglich erhärtet, ob Hermann Suter «nur» einen saudummen Spruch ausgeschieden hat – nämlich: man sollte «alle Bundesräte mit heissem Käse verschiessen, ausser Ueli Maurer». Oder ob er quasi den Schiessbefehl gegen die anderen sechs Mitglieder der Landesregierung erteilt hat (siehe dazu unter «Links» den Artikel im heutigen «Tagi»). Erstellt ist: Hermann Suter hats – um in der Militärsprache zu bleiben – «ins Hirn geschissen». Das leckt keine Geiss weg. 

Hermann Suter ist Hermann Suter. Wer ihn kennt – und sehr schätzt, wie der Schreibende, der ihn seit wohl bald 40 Jahren aus unterschiedlichen Perspektiven als Dienstkamerad, Weggefährten, Demokrat und Freund der Familie kennt und sich stets auf ihn verlassen konnte – weiss, dass er nun am meisten unter dieser Dummheit leidet; der praktizierende Katholik büsst und sühnt. Er hat sich beim Bundespräsidenten und dem Gesamtbundesrat entschuldigt und ist mit der öffentlichen Brandmarkung mehr als genug abgestraft. Basta!

Hermann Suter ist ein Mann kräftiger und würziger Worte; verfolgt vom Wahn, die Schweiz gehe unter, wenn die Armee weiter «heruntergefahren» werde. Aber Hermann Suter ist auch ein selbstloser Diener an der Allgemeinheit, promovierter Historiker, früherer Präsident der FDP der Stadt Luzern und daselbst einer ihrer profiliertesten Grossräte. Er war ein herausragender Lehrer, ein verdienter Offizier. Ebenso stramm rechtsfreisinnig positioniert wie mit einem offenen, grossen und weichen Herz ausgerüstet. Man sollte Hermann Suter kennenlernen, bevor man ihn über ihn Dummheiten verbreitet. Allein, dass er eine Dummheit gemacht hat, rechtfertigt es unter keinem Titel, ihn nun auf diese eine Dummheit zu reduzieren. 

Interessanter als dieser Vorgang rund um Hermann Suter ist allerdings, welche Reaktionen er ausgelöst hat. Oder vielmehr: nicht ausgelöst hat. 

Als nämlich David Roth empfahl, auf Maggie Thatchers Tod «einen zu heben», zürnten die vereinigten Verkünder der Reinheit von der ganz besonderen vaterländischen Lehre von Stil und Anstand, ein solcher Flegel sei als Kantonsrat, als JUSO-Präsident und erst recht als Vizepräsident der nicht ganz unwichtigen, weil überaus staatstragenden SP Schweiz absolut untragbar. Jetzt aber, da einem der ihren alle Sicherungen durchgebrannt sind, schweigen sie ebenso vereint, «verschlaufen» sich in ihren ideologischen Festungen. Funkstille. Nicht gefechtstauglich...

Oder wo sind sie denn nun – bitte sehr – die Reaktionen seitens all jener auf Hermann Suters widerlichste Ausscheidung, die sich zuvor nicht erholen konnten von ihrem Entsetzen über David Roths Dummheit?

Die «Neue Luzerner Zeitung», der weiland Roths Rüppeleien über Maggie Thatchers Hinschied immerhin mehrere empörte Aufmacher wert waren, schweigt dazu, wie nicht anders zu erwarten war. Sie schweigt ohnehin immer, wenn ein Rechter flegelt, erzürnt sich aber masslos, wenn ein junger linker Flegel seinen Puls nicht ganz kontrollieren kann. Auf die Idee, die Reaktionen auf David Roths Unsinn mit dem Unsinn Hermann Suters zu vergleichen, kommt sie allerdings nicht. Das ist für sie zu kompliziert. Dafür ist die schlichtweg zu dumm.

Das ist so und zwar ist das seit anfangs 1996 so, seit wir diese unerträgliche «Zeitung», diese beispiellose publizistische Frechheit, ertragen und erleiden müssen.

Indes: Weder Hermann Suter noch David Roth haben es verdient, an einem einzelnen Schwachsinn «aufgehängt» zu werden. Beurteilen wir beide als Gesamtkunstwerke und nicht aufgrund ihrer – wiewohl unerträglichen – Aussetzer. Auch das haben sie verdient. Wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. So muss Demokratie funktionieren. 

Herbert Fischer, Redaktor lu-wahlen.ch


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Kommentare:
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Roman Schenkel aus Luzern

Donnerstag, 29.08.2013, 11:54 · Mail

Natürlich bin ich Redaktor der NLZ. Mein Name steht ja fast täglich im Blatt.

Zu Ihrer Frage: Nein, das verstehe ich nicht. Im Artikel vom 16. sind zu Sutters Äusserungen Meinungen eingeholt, die ziemlich kritisch sind (Jo Lang z.B).

Worum es mir aber vielmehr geht ist: Kritik an der NLZ (ja, meinem Arbeitgeber) ist erlaubt und vielleicht auch oft angebracht. Man muss aber aufpassen, dass man das Kind nicht mit dem Bad ausschüttet. Gerade bei dieser Angelegenheit fand ich die Berichterstattung alles andere als einseitig.

Roman Schenkel, Luzern

 

Herbert Fischer aus Luzern

Freitag, 23.08.2013, 14:25 · Mail  Website

Lieber Roman Schenkel, vorweg eine Frage: Sind Sie Redaktor der «NLZ»? Es scheint so, Sie deklarieren das aber nicht! Merkwürdig...

Zweitens: Ich unterstelle der «NLZ» nicht, sie habe die Causa Suter nicht thematisiert. Sondern ich kritisiere, dass sie den Vergleich nicht herstellt, wie seinerzeit mit David Roths Äusserungen über Maggie Thatcher (einerseits) durch sie, also die «NLZ», umgegangen worden war; andererseits jedoch komme sie - wiederum die «NLZ» - nicht auf die - weiss Gott auf der Hand liegende Idee -, in der Causa Suter genau auch jene Leute zu befragen, die sich weiland derart über David Roth empörten hatten.

Ist es denn so kompliziert, dies zu verstehen?

Ich bitte Sie, dies zur Kenntnis zu nehmen und sende Ihnen liebe Grüsse.

Herbert Fischer, Redaktor lu-wahlen.ch - das ganze meinungsspekttrum

 

Roman Schenkel aus Luzern

Donnerstag, 22.08.2013, 11:45 · Mail

Die «NLZ» hat am 16. August prominent darüber berichtet. Wenn Sie also am 17. August schreiben, die «NLZ» schweige die Aussage von Herrn Sutter tot, dann ist das nicht korrekt.

Roman Schenkel

 
 
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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/