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Kolumne der Redaktion

18.02.2013

Die heute fehlenden Kinder sind die fehlenden Arbeitskräfte von morgen

Auch die Gewerkschaften stehen hinter dem Familienartikel, wie er durch die Abstimmung vom 3. März in der Bundesverfassung verankert werden soll. Ihren Standpunkt vertrat an der heutigen Medienkonferenz (Montag, 18. Februar) des Luzerner Komitees Regionalsekretär Toni Walker (Schattdorf); er vertritt die CVP im Urner Obergericht. Hier folgt sein Votum.


Toni Walker ist Regionalsekretär der Gewerkschaft Syna.

Bild: Herbert Fischer

Der Familienartikel in der Bundesverfassung ist auch aus wirtschaftspolitischer Sicht ein Gebot der Zeit. Der Gewerkschaftsdachverband Travail.Suisse hat vor zwei Jahren eine Studie in Auftrag gegeben und diese kommt zum Schluss, dass im Jahr 2030 in der Schweiz 400 000 Fachkräfte fehlen werden. Der Arbeitskräfte-Notstand wird Bereiche erfassen, die für die Lebensqualität der ganzen Bevölkerung entscheidend sind: Spitäler und Heime, die Volksschule, die Sicherheit, den öffentlichen Verkehr, undsoweiter. Tatsächlich fehlen in vielen Branchen bereits heute Arbeitskräfte oder es wird ein grosser Arbeitskräftemangel prognostiziert. Gleichzeitig wird wegen der steigenden Lebenserwartung der Bedarf nach Pflegeleistungen weiter steigen.

Einheimisches Arbeitskräftepotenzial nutzen

Im Gegenzug stellt das Bundesamt für Statistik fest, dass Mütter oft gerne mehr arbeiten würden, wenn die Rahmenbedingungen stimmen würden. Heute ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf jedoch immer noch ein enormer Stressfaktor. Dies, weil es an Verlässlichkeit für angemessene Betreuungsmöglichkeiten fehlt. So bleibt oft die Wahl, entweder im Beruf massiv zurückzustecken oder auf Kinder zu verzichten. Das führt zu einem volkswirtschaftlichen Unsinn: Junge Frauen sind bildungsmässig auf der Überholspur, die meisten sind sehr gut ausgebildet. Weil die Rahmenbedingungen für junge Mütter nicht stimmen, importiert die Wirtschaft stattdessen Fachkräfte aus dem Ausland, obwohl sie im Inland vorhanden wären. Das macht keinen Sinn. 

Armut besser bekämpfen

Auch für die Armutsbekämpfung ist eine funktionierende Vereinbarkeit von Familie und Beruf zentral. Armut kommt heute vor allem bei Familien vor. Familien mit drei und mehr Kindern sowie Eineltern-Haushalte sind stark armutsgefährdet. Mit einer verbesserten Vereinbarkeit erlauben wir diesen Familien, ihr Haushaltseinkommen selber zu erwirtschaften. In meiner Arbeit als Gewerkschaftssekretär stelle ich fast täglich fest, dass auf Grund fehlender Betreuungsmöglichkeiten den Frauen die Möglichkeit ein Einkommen zu erwirtschaften, verwehrt bleibt. Das wirkt sich vor allem in der untersten und in der Mittelschicht unserer Gesellschaft aus.

Geld kommt doppelt zurück

Wenn wir allgemein dafür sorgen, dass dank einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf die Löhne für die Familienhaushalte erhöht werden können, profitieren Staat und Sozialversicherungen ebenfalls davon. Dank höherer Steuereinnahmen und höherer Sozialversicherungsbeiträge fliessen zum Beispiel pro investierten Franken in die Kinderbetreuung mindestens zwei Franken an Staat und Sozialversicherungen zurück. Sämtliche Studien zur schulergänzenden Kinderbetreuung, zum Beispiel der OECD, kommen zum Ergebnis, dass es sich auch gesamtwirtschaftlich um ein äusserst lohnendes Investment handelt. 

Eine Notwendigkeit angesichts der Demografie

Viele junge Frauen und Männer wünschen sich heute Kinder. Sie verzichten aber darauf, weil sie grosse Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie befürchten. Heute verzichten bereits vier von zehn höher ausgebildeten Frauen auf Kinder. Langfristig ist dies auch aus wirtschaftlicher Sicht verheerend. Die fehlenden Kinder von heute sind die fehlenden Fachkräfte für wichtige Aufgaben von morgen. Ohne Kinder wird die Schweiz noch schneller altern, was beispielsweise den Druck auf die AHV verschärft. Mit besseren Rahmenbedingungen für die Familien erlauben wir jungen Paaren, ihren Kinderwunsch zu realisieren und sichern gleichzeitig unseren Wohlstand. 

Travail.Suisse unterstützt deshalb den Familienartikel und empfiehlt, am 3. März ein Ja in die Urne zu legen. 

Toni Walker, Regionalsekretär der Gewerkschaft Syna (Schattdorf)


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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/