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Kolumne der Redaktion

29.01.2013

Gier und Völlerei gehören zu den sieben Todsünden

Wer frei von Sünde ist werfe den ersten Stein. Oder: Weshalb Zorn ein schlechter Ratgeber ist.


Abzocker! Zeigt mit dem Finger auf sie! Wer glaubt, dass ein Gesetz etwas an der Gier der Menschheit ändern kann, der täuscht sich. Gemäss dem traditionellen christlichen Verständnis zählt Gier oder auch Völlerei zu den sieben Hauptlastern (oder auch Todsünden) der Menschheit. Sie sind tief in der menschlichen Geschichte verankert und lassen sich auch nicht mit einer Initiative beheben. Was wir als Gesellschaft tun können, sind Spielregeln zu definieren. Spielregeln für den Umgang miteinander. Genau dies können wir auch für das Aktionärsrecht tun. Der vom Parlament ausgearbeitete Gegenvorschlag zur Minder-Initiative definiert präzise Spielregeln, wie sich die Leitung eines Konzerns zu verhalten hat. 

Im Gegensatz zum «Original» können diejenigen, die ihr Geld in eine Firma investiert haben, direkt über  einen ausführlichen Lohnbericht abstimmen. Daneben bietet der Gegenvorschlag auch die Möglichkeit, die Lohnpolitik des Unternehmens aktiv mitzugestalten und interne Spielregeln zu definieren.

Alle Nicht-Aktionäre sollten sich fragen, wieso sie eigentlich voller Zorn gegen Abzocker sind. Eine Theorie: fehlendes Schweizer Selbstbewusstsein und Neid. Doch genau dieser Neid und dieser Zorn zählen auch zu den erwähnten sieben Todsünden und führen zur Gleichsetzung von Abzockern und wütenden Neidern. Wenn wir daran glauben, dass es in unserer vorbildlichen Schweiz für Alle und Jeden die Chance gibt, «etwas aus sich zu machen» und wir nicht unter den Grossverdienern zu leiden haben, so gibt es doch keinen Grund für uns, neidisch zu sein.

Grundsätzlich können also weder die Initiative noch der Gegenvorschlag beheben, was den Zorn des Volkes ausgelöst hat. Es sind wohl nicht die Beträge, die andere erhalten, sondern die Beträge, welche wir einfachen Bürger nicht erhalten. 

Doch sind wir als Schweizer mit unserem Sozialwesen und unseren Vorsorgeeinrichtungen nicht privilegiert genug, um zufrieden zu sein? Wir haben eine der tiefsten Arbeitslosenquoten weltweit, verfügen über einen erstklassigen Ausbildungsapparat, hervorragende Infrastruktur und leben zudem - meistens - in einem wohlwollenden Miteinander.

Bei all diesem Zorn gegen Abzocker sollte man nicht die Augen vor den Konsequenzen verschliessen. Leidtragende bei Annahme der Minder-Initiative wären unter anderem Rentner. Grund dafür ist, dass die Minder-Initiative die Pensionskassen unter einen Stimmzwang setzen will. Dies würde dazu führen, dass Pensionskassen vermehrten Aufwand für die Verwaltung ihrer Beteiligungen hätten, und zwar in einem masslosen Umfang. 

Nebst den künftigen Rentnern werden auch Jugendliche unter einer Annahme zu leiden haben. Erstens während der Karriere und dann wieder im Rentenalter. Doch warum eigentlich? Ein Zitat der amerikanischen Philosophin Margaret Fuller besagt: «Ohne Kleine gäbe es keine Grossen.» Und ja, sieh hat recht. Es gibt eine starke Verbindung zwischen dem, was wir als Kleine oder Grosse bezeichnen. Doch wie würde es den Kleinen ohne die Grossen gehen? Ich wage zu behaupten: Ohne Grosse würde es Kleinen schlechter gehen.

Und genau das sehe ich als Gefahr für künftige Generationen. Alles, was wir uns mit unseren KMUs hart erarbeitet haben, steht in Abhängigkeit von Wohlstand und den Entwicklungen der Grossbetriebe. Innovationen wie sie eine ABB oder eine Roche mit Millionen und Milliarden entwickeln können, stehen eines Tages der ganzen Gesellschaft zur Verfügung. Doch ist dies nur möglich, wenn diese weiterhin wettbewerbsfähig bleiben und wir ihnen keinen Klotz ans Bein hängen. 

Gerade, weil der Zorn und Neid die falschen Berater sind, um über die Zukunft zu bestimmen, bitte ich jeden Leser dieses Textes, am 3. März mit einem Nein gegen die Minder-Initiative zu stimmen. Nein stimmen, damit nicht noch mehr (Renten-)Gelder von Pensionskassen für teure Verwaltungsapparate ausgegeben werden müssen und Nein für eine weiterhin stabile Schweizer Wirtschaft, die noch mancher Generation ein Leben nach Schweizer Ideal ermöglicht.

Dominik Schürmann (BDP), Dierikon


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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/