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Kolumne der Redaktion

14.11.2012

Der frühere SP-Grossrat und Kantilehrer Peter Beutler hat einen Politkrimi geschrieben

Wie Stimmungsmache Strukturen beeinflusst, Meinungen macht und Taten auslöst: Zum Kriminalroman «Weissenau» von Peter Beutler (emons-Verlag Köln, Fr. 16.50).


Peter Beutler (damals Meggen) vertrat die SP und die Gewerkschaften von 1995 bis 2007 im (damaligen) Grossen Rat.

Vergangenen Frühling erschien im emons-Verlag, Köln, der Kriminalroman «Weissenau» von Peter Beutler, einem nach Luzern «ausgewanderten» Berner, der nach seiner Pensionierung nach Leissigen am Thunersee zurückkehrte. Von seinem Haus aus sieht er die Ruine Weissenau, den Tatort seines Krimis. Beutler wuchs in Zwieselberg auf, wo auch der Vater eines Täters wohnt. 

Gemessen an vielen anderen Neuerscheinungen war das Echo in den Deutschschweizer Medien bislang eher zurückhaltend. Ganz anders die mediale Verarbeitung der wahren Geschichte, die dem Roman zugrunde liegt: 2001 ermordete der rechtsextreme «Orden der arischen Ritter» einen der ihren wegen Verletzung des Schweigegebotes des Ordens auf brutale Weise. 

Die Täter steckten ihren Ordensbruder, den sie zuvor mit einer Eisenstange erschlagen hatten, in Kehrichtsäcke und warfen ihn aus 80 Metern Höhe in den Thunersee. Die Täter wurden schwer bestraft. Der Führer erhielt mit «lebenslänglich» die Maximalstrafe des Strafrechts, die Mittäter mussten 16 Jahre ins Zuchthaus. Unvollendet blieb der Mordversuch an einem Jugoslawen, der das Strafmass mitbestimmte. 

Das Gericht wies ausdrücklich auf den ausländerfeindlichen Hintergrund des Ordens hin, der von einer allgemeinen fremdenfeindlichen Stimmung beeinflusst war. Hinzu kamen ein Führerprinzip mit absoluter Gehorsamspflicht gegenüber dem Haupttäter und Wortführer des Ordens. 

Soweit die Realität. Peter Beutler, der 12 Jahre lang im Luzerner Kantonsparlament wirkte und beruflich als Gymnasiallehrer arbeitete, ist dem ganzen Fall nochmals nachgegangen. Er hat in einem spannenden Kriminalroman den möglichen Motiven der Täter nachgespürt, die privaten Hintergründe der jugendlichen Täter und ihre schweizerischen und ausländischen Verbindungen zu Gleichgesinnten ausgeleuchtet, das strafverfolgungsbehördliche und gesellschaftliche Umfeld  beschrieben und das geistige Klima dargestellt, in dem eine solche Tat möglich wurde - und leider auch in Zukunft möglich bleibt. 

Dass die geplanten, misslungenen und vollbrachten düsteren Taten und ihre Ausführenden nicht allein die Handlung bestimmen, dafür sorgt im Buch ein intelligenter, mutiger Polizist, Beat Lauber, der sich gegen grosse Wiederstände im Dorf und in den übergeordneten Behörden durchsetzt und schliesslich der Wahrheit zum Durchbruch verhilft. 

Der Autor zeigt aber auch, was alles hätte verhindert werden können, wenn man die Anzeichen und die Signale ernst genommen und nicht durch Denkfaulheit ignoriert hätte. Seine Geschichte verdeutlicht zudem, welche verheerenden Folgen eine politisch und gesellschaftlich hoffähig gewordene Fremdenfeindlichkeit sowie ein von Medien und Politikern geschürter Hass auf Ausländer haben kann. 

Das Anliegen des Autors, einer hoffentlich auch jungen Leserschaft und ihren Eltern zu zeigen, wie schleichend Rechtsextremismus, Hass, Menschenfeindlichkeit und Brutalität sich breit machen und wirksam werden können, ist immer wieder spürbar und unterscheidet diesen Kriminalroman vielleicht von manchen andern dieses Genres. Das Buch verdient es, von Eltern, ErzieherInnen, BerufsschullehrerInnen und PolitikerInnen sowie Jugendarbeitenden in Gemeinden, Städten und Kantonen gelesen und von diesen den Jugendlichen zur Lektüre empfohlen zu werden. 

Der Autor, das sei abschliessend bemerkt, hat selber immer wieder Mut und Zivilcourage bewiesen. Er erhielt nach der Publikation eines Leserbriefes gegen den verstorbenen österreichischen Neonazi Jörg Haider Morddrohungen. Und als er einmal den Tatort «Weissenau» besuchte, tauchten Skinheads auf und fotografierten ihn. Im Kantonsparlament trugen ihm der Kampf gegen das Einbürgerungssystem in Emmen und das degressive Steuersystem des Kantons Obwalden üble Beschimpfungen ein. In beiden Fällen teilte die höchste schweizerische Gerichtsinstanz, das Bundesgericht, später seine Meinung.

Peter Graf, Politikberater, Wabern bei Bern


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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/