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Kolumne der Redaktion

10.09.2012

«Fördern und fordern» ist falsch

Oft wird «Fördern und fordern» im Zusammenhang mit «Integrationsmassnahmen» oder sogar «Integrationsvereinbarungen» genannt. Dieses Konzept geht von unmündigen Menschen aus, denen geholfen werden muss und die zugleich in die Pflicht genommen werden müssen. Die Formel scheint unterstützende Hilfe zu versprechen: Schliesslich geht es darum, die Sprache zu lernen und sich in die Gesellschaft zu geben.


Florian Vock (1990) ist seit 2011 Präsident JUSO Aargau. Er ist Vorsitzender der Delegiertenversammlung JUSO Schweiz und Grossratskandidat. An der Uni Basel studiert er Soziologie und Philosophie und ist Hilfsassistent bei Professor Ueli Mäder.

Ich möchte hier nicht die Frage stellen, welche Gesellschaft damit wohl gemeint ist: Die bürgerliche, kapitalistische und ausbeuterische Ordnung? Muss jeder gute Migrant in einen Turnverein und jede gute Migrantin mit den Nachbarsfrauen Kaffee kochen? Die Gesellschaft gibt es nicht.

Doch viel schlimmer: Hinter der Formel «fördern und fordern» verbirgt sich eine repressive Zuwanderungskontrolle. Die Massnahmen orientieren sich an vermeintlichen Defiziten. 

Wenn der Pass fehlt, sind auch die Menschen unmündig. Das Programm bezieht sich auf schlecht qualifizierte MigrantInnen aus Drittstaaten. Im Visier steht eine sozioökonomische Unterschicht, und nicht das ausländische, kosmopolitische Kader und auch nicht die schon seit Jahrzehnten Niedergelassenen – hier sind uns jegliche «Integrationsbemühungen» egal.

Anstelle des bevormundenden «fördern und fordern» sollten wir auf Empowerment der Menschen setzen: Es ist aber selbsterklärend, dass viele Kreise kaum Interesse an selbstbewussten, verwurzelten und wehrhaften MigrantInnen haben. Doch nur die Aussicht auf soziale Sicherheit und volle politische Mitwirkungsrechte kann Abhilfe schaffen.

Wenn wir aber MigrantInnen unserem System unterjochen, ihnen aber nicht die grundlegensten Rechte als Menschen gewährleisten, ist «fördern und fordern“ nichts anderes als eine systematische Bevormundung freier Menschen.

Florian Vock, Gebenstorf (AG)


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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/