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Kolumne der Redaktion

28.05.2012

Zwischenruf (18): Nach Manuela Jost macht nun auch Stefan Roth auf Wundertüte

CVP-Stadtrat Stefan Roth lässt sich zusammen mit Rolf Hermetschweiler, der für die SVP völlig chancenlos auch am 17. Juni für den fünften Stadtratssitz antritt, als Stapi empfehlen. Die Grünliberalen sind konsterniert, verständlicherweise.


CVP und FDP hatten es bekanntlich nicht fertiggebracht, den rot-grünen Anspruch auf die Mehrheit im Stadtrat vor dem ersten Wahlgang mit einer glaubwürdigen Antwort zu parieren. Ihre Antwort erschöpfte sich in den beiden Kandidaturen Stefan Roth und Martin Merki. Das sind, grob geschätzt, zwei von fünf Sitzen, woraus sich beim besten Willen kein bürgerlicher Mehrheitsanspruch ablesen lässt. 

Dahinter steckt – unter anderem – die Unmöglichkeit, in beiden Parteien Mehrheiten für ein Zusammengehen mit der SVP zustande zu bringen, was nichts als logisch gewesen wäre; sprich: eine bürgerliche Dreierliste zu offerieren mit Roth, Merki und Hermetschweiler.

Wie wir inzwischen wissen, sind Roth und Merki am 6. Mai glanzvoll als Stadträte gewählt worden, Hermetschweiler hingegen hat tausend Stimmen weniger erreicht als JUSO-Kandidat Adelino De Sa, also eine schallende Ohrfeige kassiert. 

In ihrer Not umgarnten CVP und FDP nachher die Grünliberalen und deren Kandidatin Manuela Jost, in der sie nun plötzlich eine Bürgerliche erkennen; dies, nachdem vor dem ersten Wahlgang eine gemeinsame Liste von CVP, FDP und glp – unter anderem – nicht zustandegekommen war, weil in beiden Parteien starke Strömungen in ihr «eine Linke» gesehen hatten.

Und nun das: Stefan Roth, eigentlich auf dem Durchmarsch ins Stadtpräsidium, erzürnt die Grünliberalen, indem er auf einem Plakat auftritt, das ihn zusammen mit Rolf Hermetschweiler und dem SVP-Logo zeigt; jenem SVP-Hermetschweiler, der jenen Sitz will, für den Roths CVP (zusammen mit der FDP) die Grünliberale Manuela Jost empfiehlt.

Einmal abgesehen davon, dass die erneute Kandidatur Hermetschweilers die Wahlchancen von Manuela Jost ohnehin verringert, weil sich dafür die bürgerlichen Stimmen im zweiten Wahlgang aufsplittern, was dem Sozialdemokraten Beat Züsli hilft: Stefan Roth wird dafür auch im eigenen Lager viel Kritik anhören müssen. 

Er nimmt damit als Stapi die Unterstützung jener Partei an, die sein Budget 2012 mit einem völlig sinnlosen Referendum abzustrafen versucht hatte. Und er unterstützt seinerseits mit seinem gemeinsamen Auftritt mit Hermetschweiler dessen Kandidatur für den fünften Stadtratssitz, für den seine Partei aber – eigentlich – Manuela Jost empfiehlt. Verstehe das, wer er es fertigbringt. 

Unter anderem wird er sich die Frage gefallen lassen müssen, wie es bei ihm genau mit dem Fingerspitzengefühl steht. Fingerspitzengefühl gehört zu den Kernkompetenzen eines Stadtpräsidenten. Franz Kurzmeyer (Stadtpräsident von 1984 bis 1996) und Urs W. Studer (seit 1996) haben da Massstäbe gesetzt. Wie sich Roth als designierter Nachfolger überhaupt an Studer und dessen Vorgänger Kurzmeyer wird messen lassen müssen. Das wird hart genug ...

Um als «Wundertüte» vorgeführt zu werden, eignet sich für Rot-grün inzwischen nicht mehr allein Manuela Jost, auch Stefan Roth ist offenbar voll von Überraschungen.

Das ist gut so, weil so thematisiert wird, was in Luzern bis dato offensichtlich noch kaum jemanden vom Hocker riss: Der zweite Wahlgang vom 17. Juni ums Stadtpräsidium und den fünften Stadtratssitz. Das mobilisiert, hoffentlich, hüben wie drüben, und erhöht somit die Wahlbeteiligung.

Herbert Fischer, Redaktor lu-wahlen.ch - das ganze meinungsspektrum


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Kommentare:
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Margrit Grünwald aus 6005 Luzern

Montag, 28.05.2012, 20:40 · Mail

Wirklich gute Analyse, hoffentlich begreifen alle, was da abläuft !

So ein Stapi, der nicht nur auf dem Werbeplakat in allen Farben schillert, ist nicht genug berechenbar.

Margrit Grünwald. Luzern

 
 
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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/