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Kolumne der Redaktion

12.01.2012

Kein Mensch ist illegal

Eine Reaktion auf den Gastbeitrag von Beda M. Engel («Langsam dämmerts in der SP, doch David Roth und seine JUSO begreifen gar nichts»).


Thomas Moser (*1990) studiert Medizin. Er ist Vorstandsmitglied der JUSO Stadt Luzern.

Thomas Moser (*1990) studiert Medizin. Er ist Vorstandsmitglied der JUSO Stadt Luzern.

Die Art und Weise, wie die «Weltwoche» den Fall Hildebrand in Szene setzte, ist nichts worauf man stolz sein kann. Die Politik wurde einmal mehr emotional aufgeladen und jeglicher Sachlichkeit beraubt. Im «Club» von SF 1 (10. Januar 2012) schaffte es Urs Paul Engeler von der «Weltwoche» nicht, Vorwürfe gegenüber seinem journalistischen Stil zu entkräften.

Doch der Auslöser für meinen für lu-wahlen.ch ist ein anderer: Schön zu sehen, wie sich der journalistische Stil der Grossen auf den Nachwuchs auswirkt. Beda M. Engel, Jahrgang 1994, hat in seinem Gastbeitrag hier auf lu-wahlen gezeigt, dass er bestrebt ist Köppel, Blocher, Engeler und Co. zu kopieren. Seine Darstellung von David Roth («Senf dazugeben», «Käseblatt auf der Titelseite stehen»), entspricht genau diesem unsachlichen emotionalisierten Stil. Eine Bewerbung bei der «Weltwoche» wäre für ihn wohl eine Option.

Migrationsströme sind eine direkte Folge der kapitalistischen Gesellschaftsstruktur. In der Schweiz wird Wohlstand akkumuliert und die Grenzen werden zugemacht. Diese Politik kann und darf die JUSO als linke Partei nicht unterstützen. Die menschenverachtende Sichtweise von Beda M. Engel bringt die bürgerliche Politik auf den Punkt: Er beklagt sich über den Wohlstandsverlust der Mittelschicht in der Schweiz, ohne dabei einen Augenblick über die Situation der Wirtschaftsflüchtlinge, die Umstände, in denen sie leben, und welche Ursachen sie zur Migration zwingen, nachzudenken. In seinem Beitrag spricht er von alltäglichen Realitäten.

Wie sieht die alltägliche Realität, eines zur Migration gezwungen Familienvaters aus Osteuropa wohl aus? 

Steigende Mieten sind eher eine Konsequenz von Gentrification, Luxuswohnungsbau und Immobilienspekulationen. Im Seefeld in Zürich wohnen kaum BilliglohnarbeiterInnen aus Osteuropa. Schon eher die Bankenelite, die ansonsten am Paradeplatz ihr Unwesen treibt. Genau die sind es nämlich, welche die Lebensgrundlage von Millionen Menschen weltweit zerstören und Menschen zur Migration zwingen. Doch die Migranten sperrt man vom Profit aus.

Der Wohlstand soll zu uns kommen, doch die Menschen nicht. Freier Markt, doch keine Bewegungsfreiheit für die ArbeiterInnen. 

Lohndumping und Druck auf ArbeitnehmerInnen kommt dadurch zustande, dass es Schweizer UnternehmerInnen gibt, die ihre Verantwortung nicht wahrnehmen. Der Lohndruck ist keine direkte Ursache der Migration von Billiglohnarbeitern. Der Lohndruck ist da, aufgrund der Gier der Schweizer Unternehmer. Novartis hat es vorgemacht: Sie lagert gleich gesamte Produktionsprozesse in Billiglohnländer aus. Diese Problematik kann nur gelöst werden, wenn den Unternehmen die Hände gebunden werden und endlich ein stärker Arbeitnehmerschutz und Mindestlöhne etabliert werden. Fundierte linke Politik muss diese Probleme bekämpfen. Rechtspopulistische Politik, wie sie von der SVP betrieben wird, darf niemals zum Vorbild für eine linke Partei werden.

Bekämpft werden muss der Kapitalismus, nicht die Ausländer. Die Exklusivität, die so ein roter Schweizer Pass suggeriert, bringt die Gewalttätigkeit des Kapitalismus auf den Punkt. In welchem Land man geboren wird, entscheidet in einer menschenverachtenden kapitalistischen Welt über Perspektiven und Möglichkeiten im Leben. Dies dürfen wir von der JUSO nicht akzeptieren. Kein Mensch ist illegal. Ganz nach dem Motto «No Border, No Nation - Stop Deportation» bekämpfen wir die tieferliegenden Probleme.

Thomas Moser, Kriens


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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/