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Kolumne der Redaktion

15.05.2011

Wuchtige Wahl

So deutlich war das Resultat der Regierungsratswahl wohl kaum erwartet worden.


Alles andere wäre ein Wunder gewesen. Die Wahl von Robert Küng, Marcel Schwerzmann, Yvonne Schärli und Reto Wyss war so gut wie sicher. Dennoch ist das Resultat des zweiten Wahlgangs gleich in mehrfacher Hinsicht erstaunlich.

1. Die Nähe der Ergebnisse, mit der sie gewählt worden sind. Keine 1000 Stimmen trennen Robert Küng von Reto Wyss. Das macht deutlich, dass das Volk diese parteipolitische Zusammensetzung (mit einem Parteilosen) nicht nur will, sondern es will sie sehr deutlich und vor allem mit diesen Persönlichkeiten. 

2. Der deutliche Abstand des SVP-Bewerbers Urs Dickerhof. Er hat nicht einmal die Hälfte der Stimmen des Quartetts erreicht. Besonders brutal ist sein Resultat erneut in seiner eigenen Gemeinde Emmen. Und geradezu niederschmetternd, wenn es verglichen wird mit den Resultaten der vier Gewählten in deren Wohnorten (Willisau, Luzern, Ebikon, Rothenburg).

3. Das Volk will keinen SVP-Regierungsrat. Und das zum zweiten Mal nach 2007. Was unweigerlich zur Frage führt, ob der Emmer Finanzdirektor denn der falsche Kandidat war. Dann heisst die Antwort: Es will keinen SVP-Regierungsrat Urs Dickerhof.

4. Die SVP muss sich weiterhin vorwerfen lassen, dass sie auf Teufel komm raus einen zweiten Wahlgang provozierte, diesen aber nicht logischerweise dazu benützte, ihren Anspruch auf einen Regierungssitz zu thematisieren. Somit bleibt diese Frage unbeantwortet. Und das, obschon genau dieser Anspruch, so er denn allein unter dem Aspekt des mathematischen Proporzes betrachtet wird, nicht bestritten werden kann. Jedoch ausgerechnet die Partei, die sich sonst immer und überall auf «den Auftrag» beruft, hat es hier - warum auch immer - verpasst, von Volkes Stimme mandatiert zu werden. «Der Auftrag» lautet nun nämlich: Das Volk will zwei CVP-Vertretungen, eine FDP- und eine SP-Vertretung und Marcel Schwerzmann (parteilos). Basta. 

5. Schliesslich die Kosten des alles in allem völlig überflüssigen zweiten Wahlgangs. Sie lassen sich durch nichts rechtfertigen, weil dies letztlich ein rein formeller, praktisch ein administrativer Vorgang war, ohne jedwelche Auseinandersetzungen; alles andere als eine Wahl also, die diesen Namen verdient. 

Die SVP war als einzige Partei gegen das revidierte Volksschul-Bildungsgesetz, das erstaunliche 63 Prozent Ja-Stimmen erntete. Das ist ihre andere Niederlage dieses Sonntags. Die SVP wird froh sein, dass es bei den Eidgenössischen Wahlen im Oktober wieder um ihre klassischen Themen geht.  

Herbert Fischer, Gründer und Redaktor www.lu-wahlen.ch . das ganze meinungsspektrum, Luzern


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Hanns Fuchs aus Luzern

Sonntag, 15.05.2011, 22:35 · Mail

Basta-Kommentatoren machen sich's gerne leicht. Man kann auch anders rechnen: Gut ein Drittel der Wahlberechtigten hat sich an der Wahl beteiligt. Davon haben etwa 60% das Ticket der Regierungsallianz und etwa 25% den Aussenseiter gewählt. Gerechnet auf alle Wahlberechtigten machts 8% für den Aussenseiter und 20% für die Regierungsallianz. Mutig, da zu sagen, «das Volk» wolle diese Regierung in dieser personellen Zusammensetzung. Das kann man behaupten mit einer Basta-Argumentation. Mit Nachdenken kommt das weniger hin. Ich sage: Die Dame ist und die Herren sind gewählt, mangels besserer Auswahl. Mal schauen, was das im Amt bestätigte Regierungskartell die nächsten Jahre zustande bringt.

 
 
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Über Herbert Fischer:

Herbert Fischer (1951) arbeitet seit 1969 als Journalist und Pressefotograf. Er war unter anderem Redaktor der «LNN», der «Berner Zeitung» und Chefredaktor der «Zuger Presse». Seine Kernthemen sind Medien (Medienwirkung, Medienethik, Medienpolitik), direkte Demokratie, Sicherheitspolitik, soziale Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Heute berät und unterstützt er Firmen, Organisationen und Persönlichkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit. Fischer war von 1971 bis 1981 Mitglied der SP der Stadt Luzern, seither ist er parteilos. Er ist in Sursee geboren und Bürger von Triengen und Luzern, wo er seit 1953 lebt. Herbert Fischer ist Gründer und Redaktor von lu-wahlen.ch.


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1. Dezember 2021: Hanns Fuchs schreibt über Herbert Fischer:
http://www.luzern60plus.ch/aktuell/artikel/ein-strurbock-im-medienzirkus

Interview von Radio 3fach am 27. August 2012 mit Herbert Fischer:
www.3fach.ch/main-story/lu-wahlen/