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Kolumne von Felicitas Zopfi

23.10.2014

Luzerner FDP spielt ein brandgefährliches Spiel

Die Nomination von Damian Müller als Ständeratskandidat beschädigt die Wiederwahlchancen von Nationalrat Peter Schilliger. Und sie gefährdet den zweiten FDP-Sitz bei den Nationalratswahlen 2015. Die FDP steht vor einem Scherbenhaufen.


In den Reihen der FDP.die Liberalen des Kantons Luzern gärt es. Die Stimmen mehren sich, die Nomination des 30-jährigen Strahlemanns Damian Müller aus Hitzkirch anstelle des Kantonalpräsidenten und bisherigen Nationalrats sei ein Fehler, ein gravierender Fehler sogar.

Vor allem läuten die Alarmglocken, weil immer offensichtlicher wird – und diese Erkenntnis nun auch in den Reihen der Parteisektionen immer mehr um sich greift –, dass die Nomination Damian Müllers in erster Linie eine Nicht-Nomination des bisherigen Nationalrats Peter Schilliger ist; dies unter anderem als «Denkzettel», weil er sich allzu früh als Nachfolger von Georges Theiler in Szene gesetzt habe. 

Doch der Reihe nach. Bei den letzten Nationalratswahlen (2011) erreichte die FDP ihren zweiten Nationalratssitz nur dank Otto Ineichen. Er erzielte sagenhafte 52692 Kandidatenstimmen, mit Abstand am meisten aller Kandidierenden aller Parteien. Entsprechend glanzvoll schaffte er die Wiederwahl. Auf Platz zwei (der beiden) FDP-Sitze landete Albert Vitali, allerdings mit vergleichsweise bescheidenen 26004 Kandidatenstimmen. Erster Ersatzmann wurde Peter Schilliger mit 22125 Kandidatenstimmen.

Der Fall ist glasklar: Otto Ineichen brachte so viele Zusatzstimmen, dass nur dank ihm die Partei ihren zweiten Sitz retten konnte. Bei der ersten Mandatsverteilung aufgrund der Listenstimmen hätte sie nur einen Sitz gemacht.

So sehr Manche in den Reihen der FDP über Otto Ineichen, den umtriebigen Selbstdarsteller mit seinen sattsam bekannten cholerischen Ausfällen, immer wieder höhnten und zürnten: die Partei war auf ihn und die Zusatzstimmen, die er einfuhr, auf Gedeih und Verderb angewiesen. Das wusste sie sehr wohl, weshalb sie Otto Ineichens Eskapaden wohlweislich erduldete und tolerierte.

Im Juni 2012 ist Otto Ineichen völlig unerwartet verstorben und für ihn rückte Peter Schilliger nach. Der Wählermagnet Otto Ineichen wird also bei den nächsten Wahlen (am 18. Oktober 2015) fehlen. Erst recht werden somit auch seine Zusatzstimmen fehlen.

Dies ist sich die FDP sehr wohl bewusst, weshalb sie hoffte, mit Peter Schilliger und seinem Bonus als «Bisheriger» im Nationalrat nicht nur den Ständeratssitz von Georges Theiler verteidigen zu können. Ebenso ging sie davon aus, dass sich die Ständeratskandidatur Schilliger mobilisierend auf die Nationalratsliste auswirken würde; wiewohl die Verteidigung des Ständeratssitzes keineswegs automatisch auch die Verteidigung des zweiten Nationalratssitzes bedeutet hätte.

Gewiss aber scheint dies: ein Ständeratskandidat Peter Schilliger hätte weitaus grössere Wahlchancen gehabt, als eine Ständeratskandidatur von Damian Müller; jedenfalls so, wie sie sich im Moment präsentiert.

Und nun dies: die Delegierten der FDP.die Liberalen haben Schilliger am Montag in Menznau geradezu abgewatscht! Und zwar durch einen Nobody, von dem bloss bekannt ist, dass er beruflich unter anderem Cornflakes verkauft, dass er ein «Rösseler» ist, dass er im Seetal «Hundsverlocheten» moderiert und dass er in drei Jahren Kantonsrat laut eigenem Bekunden «16 Vorstösse eingereicht» hat; letzteres allein sagt bekanntlich noch gar nichts über deren Gewicht und Erfolg, beziehungsweise ihren Nichterfolg im kantonsrätlichen Plenum aus.

Womit die FDP-Delegierten am Montagabend in Menznau die Botschaft ausgesendet haben: lieber den Nobody, als einen klar profilierten Bisherigen. Diese Abstrafung wirkt umso brutaler, als Schilliger auch noch kantonaler Parteipräsident ist, der mit diesem Resultat regelrecht demontiert worden ist.

Wie soll dieser Mann nun die Partei ins Wahljahr 2015 führen? Er ist eine «lame duck», eine lahme Ente, wie die Amerikaner in solchen Fällen unzimperlich zu sagen pflegen. Und als Kantonalpräsident zurücktreten kann er auch nicht, weil ihm dies als Trotzreaktion ausgelegt würde. 

FDP.die Liberalen sind im Elend. Ihre Delegierten haben am Montag einen Scherbenhaufen angerichtet. Ihn zu reparieren sind nun die Parteisektionen im ganzen Kanton aufgerufen. Falls sie dazu überhaupt Lust haben, kostet dies enorm viel Energie, vom bösen Blut ganz zu schweigen, das damit angerichtet worden ist.

Den Lead in diesem schwierigen Prozess wird einer kaum übernehmen können: Kantonalpräsident Peter Schilliger ist angezählt. Das Verliererimage färbt auf ihn auch als Nationalrat ab.

Wenn die Partei ihren zweiten Sitz verliert, weil Ineichens Zusatzstimmen fehlen, wird es für Schilliger noch prekärer. Es könnte aber auch sein, dass er viele Mitleid-Stimmen erhält und zwar auch von WählerInnen anderer Parteien und dass Albert Vitali auf der Strecke bleibt. Auch mit Blick auf diese Variante ist bei der FdP.die Liberalen nun «Feuer im Dach».

Gehen wir mal davon aus, dass CVP-Ständerat Konrad Graber so gut wie wiedergewählt ist und dass sich Damian Müller (FDP), Prisca Birrer-Heimo (SP), ein SVP-Kandidat (offenbar Kantonalpräsident Franz Grüter, Eich), der Grünliberale Roland Fischer und eine Grüne oder ein Grüner gegenüberstehen, so zersplittern sich die Stimmen in bisher unbekanntem Masse. Wohl auch in einem zweiten Wahlgang. Das dürfte Prisca Birrer-Heimo nützen, die auf viele Stimmen aus dem bürgerlichen Lager, selbstredend von vielen Frauen, zählen kann. 

Ein spannender Kampf ist eröffnet.

Herbert Fischer, Redaktor www.lu-wahlen.ch – das ganze meinungsspektrum, Luzern


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Über Felicitas Zopfi:

Felicitas Zopfi (1958*/SP/Luzern) ist am 10. April 2011 als Kantonsrätin wiedergewählt worden. 

www.felicitas-zopfi.ch