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15.09.2014

«Katzenstrecker als Wasserratten»: Buch zeichnet die wechselvolle Geschichte des Luzerner Hallenbads und die Entstehung des «Neubad» nach

An der Hochschule für Design und Kunst hat Raphael Leutenegger als Bachelorarbeit die Entstehung, den Bau, den Betrieb und das langsame Sterben des Luzerner Hallenbades recherchiert und in Buchform herausgegeben. Entstanden ist ein Zeitdokument, das gleich mehrere Kapitel der jüngeren Geschichte Luzerns der Nachwelt überliefert. Dazu ein Interview mit Autor Raphael Leutenegger und Zitate aus Luzerner Medien von 1955 bis 2004, welche die Höhen und Tiefen dieser Institution aussagekräftig rapportieren.


Buchautor Raphael Leutenegger ist 1989 geboren und in Baden aufgewachsen, wo er eine Lehre als Hochbauzeichner absolvierte. Nachher begann er in Luzern an der Hochschule für Design und Kunst die Ausbildung zum Grafiker, die er letzten Sommer mit dem Bachelor abschloss. Seither lebt und arbeitet er als Selbständigerwerbender in Luzern.

Bild: Herbert Fischer

lu-w-publi: Warum haben Sie die Geschichte des Luzerner Hallenbads recherchiert und darüber ein Buch herausgegeben?

Raphael Leutenegger: Ich war auf der Suche nach einem Thema für meinen Bachelor-Abschluss in Graphic Design an der Hochschule Luzern – Design & Kunst. Ich wollte ein Thema mit Bezug zur Architektur, die mich seit Kindsbeinen interessiert und unter anderem dazu führte, dass ich Hochbauzeichner lernte. Da begegnete ich dem Thema Hallenbäder, beziehungsweise dem Hallenbad Biregg in Luzern. Für mich ist ein Hallenbad irgendwie ein eigensinniger Ort. Ich wollte zuerst über Hallenbäder im Allgemeinen recherchieren. Das wäre allerdings mit einem Aufwand verbunden gewesen, den ich in diesem Rahmen nicht hätte leisten können. So fokussierte ich auf das hiesige Hallenbad, das bereits nicht mehr in Betrieb war und für das sich eine Zwischennutzung abzeichnete. Ich kannte bereits damals Erich Brechbühl und weitere Aktive, die sich für dieses Projekt Neubad engagierten und mich  «ansteckten».

Nachdem im Keller des Hallenbads an der Bireggstrasse eine umfangreiche Dokumentation mit Zeitungsartikeln und Bildern  über dessen Entstehung und Geschichte auftauchten, war mir schlagartig klar: das ist mein Thema! Diese Unterlagen waren derart systematisch erfasst und sauber geordnet vorhanden, dass ich sie so niemals hätte alleine beschaffen können. Das war für den Start meiner Recherchen Gold wert. Zudem packte mich als Grafiker die Herausforderung, historische Dokumente  in einem Buch zu präsentieren und so der Öffentlichkeit neu zugänglich zu machen.  

Was ist denn «eigensinnig» am Hallenbad, wie Sie sagen?

Zu Beginn wähnt man sich in einem Labyrinth. Alles ist sehr verwinkelt, es gibt unzählige Türen, Durchgänge,  Wege und die Kabinen sind zu eng. Nach einer verwirrenden Trennung zwischen Trocken- und Nassbereich befindet man sich plötzlich in einer riesigen Halle. Einerseits nur minimalst bekleidet und doch öffentlich präsentiert. Der Duft unterstützt diese charakteristische Hallenbad-Atmosphäre.

Welchen Bezug haben Sie selber zu Hallenbädern?

Früher war ich oft, zusammen mit meinem Bruder und meinem Vater, am Wochenende, vor dem Morgenessen, im Hallenbad. Unterdessen schlief meine Mutter in Ruhe aus. Ich war selber jedoch nie in einem Sportverein, der dort trainiert hätte. 

Ihr Buch wirkt wie ein Zeitraffer. Wie sind Sie bei seiner Realisierung vorgegangen, wie haben Sie die einzelnen Ereignisse in der Geschichte dieser Institution gewichtet?

Ein Zeitraffer im eigentlichen Sinn ist es ja nicht, weil es keine Chronik ist, wie dies eigentlich erwartet wird. Mich interessierte die ganze Geschichte, vor allem auch mit Blick auf die künftige Nutzung. Die Entstehung des Hallenbads an der Luzerner Bireggstrasse ist eine sehr spezielle Story. Als es 1969 öffnete, hatten alle vergleichbaren und erst recht alle grösseren Schweizer Städte längst Hallenbäder. Hier aber dauerte es unglaublich lange. Zwischen der Volksabstimmung über die Erbauung des Hallenbades 1956 und der Eröffnung lagen sage und schreibe 13 Jahre! Das machte mich neugierig. Ich wollte diese Geschichte nicht auf einer rein chronologischen Achse erzählen. So mischte ich die einzelnen Ereignisse, Fakten und Figuren durcheinander, wollte Altes und Neues miteinander verschmelzen und einander gegenüberstellen. Nachdem ich mehr als 400 Zeitungsartikel gelesen hatte, wies ich jedem einen Übertitel zu und ordnete diese alphabetisch. Dadurch entstand ein Lexikon. 

Das Hallenbad an der Bireggstrasse erscheint unter mehreren Aspekten interessant. Es ist Stadtgeschichte, das Resultat politischer Prozesse, was erst recht auch für das «Neubad» gilt; es ist Architekturgeschichte; es ist Sozialgeschichte; es ist auch Quartiergeschichte. Was hat Sie daran besonders gepackt?

Das Zusammentreffen so gewichtiger Themenfelder, von denen jedes für sich allein interessante Ansätze für eine Arbeit bietet, hat mich interessiert. Spannend daran ist auch, wie sich die Erwartungen und Bedürfnisse verändert haben: Das Hallenbad wurde als reine Sportstätte errichtet. In den Siebziger Jahren wurde dann zum Beispiel das «Alpamare» in Pfäffikon am Zürichsee eröffnete, das völlig neue Angebote umfasste. Vergnügen für die ganze Familie war nun gefragt. Dadurch kam auch das Luzerner Hallenbad unter Druck, Neues zu bieten. Eine Kinderrutschbahn, einen aufblasbaren Riesentintenfisch, eine Sauna, undsoweiter. Dazu kommt, dass heutzutage weitaus mehr Leute ein Fitness- als ein Hallenbadabo haben. Schwimmen ist zwar weiterhin ein Teil des Bewegungs- und sportlichen Betätigungsdrangs, mithin der Volksgesundheit; aber längst nicht mehr der einzige. Die Bedürfnisse seitens der Nutzerinnen und Nutzer haben sich markant verändert. Damit konnten dieses Haus und seine Einrichtungen mit der Zeit nicht mehr Schritt halten, was sich auch in den Besucherfrequenzen zeigte und immer wieder zu Finanzierungsproblemen führte. Zwischenzeitlich weiss man, dass ein Hallenbad alleine nicht mehr gewinnbringend zu betreiben ist. Heute ist es immer Teil eines grösseren Angebots, so auch in der Luzerner Allmend mit dem Migros-Fitnesspark.

Sie interessieren sich seit Kindsbeinen für Architektur, Ihr Vater ist Architekt, Sie haben Hochbauzeichner gelernt, sind heute Grafiker: Wie ist Ihnen die Architektur des alten Hallenbads «eingefahren»?

Die Architektur ist äusserst funktional, hat riesige Fensterfronten und wirkt so noch heute modern. Ich erinnere nur an all diese fürchterlichen Plastikpalmen und dunklen Holzverkleidungen in anderen Hallenbädern aus den 60-er-Jahren. In Luzern ist alles sehr reduziert, es gibt viel Sichtbeton und –Bachsteine. Das gefällt mir sehr.

Nach seiner Schliessung als Hallenbad dient das Haus seit letzten September einer Zwischennutzung, die voraussichtlich mindestens vier Jahre dauern wird. Hat diese Tatsache Ihre Einstellung gegenüber der ganzen Thematik beeinflusst? Im Gegensatz etwa dazu, dass es ja auch längst hätte abgerissen werden können, womit auch die Geschichte das Hauses begraben wäre. 

Auf jeden Fall hat das meinen Zugang zum Thema und dessen Umsetzung im Buch beeinflusst. Nur so nebenbei: Das Buch kann man im Neubad an der Bireggstrasse kaufen. Das Gebäude lebt weiter, weil auch das «Neubad» eine soziale Drehscheibe ist. Es lässt unterschiedlichste Nutzungen zu und lockt so Zielgruppen an, deren Interessen und Bedürfnisse weitaus breiter sind, als jene der schwimmenden und badenden Gäste im seinerzeitigen Hallenbad. Dass die Geschichte dieses Hauses mit dem Ende des Badebetriebes nicht abgeschlossen ist, sondern nun als «Neubad» weiter lebt, führte auch dazu, dass ich keinen Nekrolog geschrieben, sondern einen Teil der Geschichte des Hauses aufgezeigt habe; einer Geschichte, die noch nicht beendet ist. 

Sie verkaufen das Buch im alten Hallenbad. Nun sind ja die «Neubad»-BesucherInnen zumeist junge Leute, welche das alte Hallenbad nicht oder nur oberflächlich kennen. Demgegenüber besuchen das neue Hallenbad auf der Allmend gewiss viele Leute, die zuvor hier, also im heutigen «Neubad» schwammen und badeten. Müssten Sie das Buch nicht logischerweise also auch – und vor allem - im neuen Hallenbad verkaufen?

Unbedingt! Nur wollen die zuständigen Leute dort genau dies nicht. Ihre Begründung war, dass sie die Möglichkeit zu schwimmen und zu baden verkaufen und nicht Geschichtsbücher. Schade, denn es gibt im neuen Hallenbad sicher viele Leute, die bereits das alte jahrzehntelang benutzten, womöglich sogar täglich. Wenn ich ihnen das Buch zugänglich machen könnte, könnte ich sie vielleicht sogar dazu ermuntern, sich mit der neuen Nutzung an der Bireggstrasse auseinanderzusetzen und das «Neubad» zu besuchen.  

Warum eigentlich haben Sie Ihre Bachelor-Arbeit, Ihre Recherchen in Buchform herausgegeben? 

Tatsächlich hätte ich diese Geschichte auch anders umsetzen können. Aber ich bin nun mal ein Freund des Buches, an dessen Zukunft ich trotz allen skeptischen Einwänden fest glaube. Zudem war mir klar, dass ich zu Beginn meiner Selbständigkeit, als unbekannter Grafiker, nicht gleich in absehbarer Zeit ein Buch werde gestalten können. Ich wollte diese Chance nicht ungenutzt verstreichen lassen. Abgesehen davon hatte ich zuvor noch nie eine Buch gestaltet. 

Warum glauben Sie «fest» an das Buch als Medium?

Weil ich an das «handfeste Erlebnis» glaube, das ein Buch nach wie vor bietet. Es ist nicht dasselbe, ob ich ein iPad mit beliebigem Inhalt in der Hand halte oder ein Buch, das ein spezifisches Thema beinhaltet. Ein Buch, das man über mehrere Wochen liest und beispielsweise auf Reisen mitführt, erlebt viel. Es erfährt seine eigene Geschichte. Diese Erlebnisse sind auch Jahre später noch sichtbar und vermögen Erinnerungen hervorzurufen. Ausserdem ist ein Buch in den Gestaltungsmöglichkeiten, die es bietet, einzigartig. Es gibt so viele Bücher, die schlichtweg fantastisch sind!

Sie engagieren sich selber auch im «Neubad», der Zwischennutzung des alten Hallenbads?

Ja, denn ich habe inzwischen einen persönlichen Bezug zu diesem Haus. Ich kenne mehrere Leute, die diese Zwischennutzung aufgegleist haben und nun umsetzen. Das Projekt überzeugt mich, es ist erfrischend für Luzern. Kommt dazu, dass günstige Ateliers vermietet werden und ich weiss, wie wichtig dies für Leute ist, die eine eigene berufliche Zukunft starten.

Ein Aufsteller ist übrigens, wie gut das «Neubad» gestartet ist. Es entwickelt sich zu einem sozialen Treffpunkt, wie es das ehemalige Hallenbad war. Wenn ich mithelfen kann, dieses Haus mit neuem Leben zu füllen, bin ich gerne dabei.

Über Höhen und Tiefen in der Hallenbad-Geschichte

In seinen Recherchen hat Buchautor Raphael Leutenegger unzählige Zeitungsberichte gefunden, von denen er einzelne in seinem Buch zitiert. Sie zeichnen - alle aus der Optik und mit dem Wissensstand ihrer Zeit - die Hochs und Tiefs des Hallenbads als Projekt und nachher in seinem Betrieb nach und zeigen so, welche Erwartungen und zugleich Befürchtungen das für Luzern ambitionierte Vorhaben aufbaute und begründete. Hier folgt eine Auswahl solcher Zeitungsberichte. Wo ihre Quelle und ihr Erscheinungsdatum bekannt sind, sind sie aufgeführt. 

Neuer Standort Tribschen
«Die Fenster lassen sich nicht mehr öffnen, die Bodenheizung ist seit zwölf Jahren defekt, vor Jahren musste das Lernschwimmbecken abgedichtet werden, weil das Wasser in die Garderobe darunter tropfte. Unpraktisch ist, dass sich das Abwasser unter Niveau sammelt und hinaufgepumpt werden muss.
Saniert werden müsste das Bad schon länger. Spätestens seit 1988 wissen das auch die Politiker. Doch das Stadtparlament hat Neubau (Lido) und Sanierung (Bireggstrasse) in der Vergangenheit abgelehnt. Beides war zu teuer.
Das Hallenbad Luzern ist in einem schlechten Zustand. Über Sanierung und Neubau wurde jahrelang nur diskutiert. Nun kann erstmals das Volk abstimmen und hat es in den eigenen Händen, die Leidensgeschichte zu beenden. Das Bad soll durch einen Neubau auf Tribschen ersetzt werden. Abgestimmt wird über einen Projektierungskredit von 1,6 Millionen Franken.»
Mai 2004 («Neue Luzerner Zeitung»)

Sanierung für 20 bis 30 Millionen
«Die Sanierung des Hallenbades dürfte nach neuen Berechnungen 20 bis 30 Millionen Franken kosten. Damit würde das Vorhaben dreimal so teuer wie ursprünglich angenommen. Jetzt wird geprüft, ob für dieses Geld nicht besser ein Neubau erstellt werden kann.»
23. Oktober 1990 (Luzerner Neuste Nachrichten)

Neue Angebote erforderlich
«‹In allerjüngster Zeit haben die detaillierteren Abklärungen Dinge an den Tag gebracht, mit denen niemand gerechnet hat›, erklärt sich der Verwaltungsratspräsident den Umstand, dass die unlängst erwähnte Summe von ‹mindestens 12 Millionen Franken› (‹Vaterland› vom 18. Oktober) für die reine Sanierung innert wenigen Tagen auf ‹15 bis 20, eher 20 Millionen Franken geklettert› ist. Darin noch nicht enthalten sind die von der Hallenbad AG angestrebten Attraktivitätssteigerungen wie Dampfbad, Sauna, Rutschbahn usw., die trotz der relativ knappen Platzsituation ins Auge gefasst werden.»
23. Oktober 1990 (Luzerner Tagblatt)

Anfänglich Betriebsgewinne
«Während der ersten drei Betriebsjahre, als die grosse Nachfrage noch anhielt, konnten der Stadt bei der Jahresabrechnung jeweils rund 30 000 Franken Betriebsgewinn überwiesen werden. Doch mit dem Besucherschwund gab es ein Loch in der Kasse; das Unternehmen - juristisch eine Aktiengesellschaft, die der Stadt gehört - geriet in die roten Zahlen. 1975 fehlten 59 100 Franken, bei der letzten Betriebsrechnung 1980 waren es bereits 198 800 Franken. Für 1982 rechnet die Stadt bereits mit 270 000 Franken Defizit. Diese Beträge müssen vom Steuerzahler aufgebracht werden.»
29. September 1981 (ohne Quellenangabe)

Preussischer Drill
«1979 hatte das Hallenbad Luzern hunderttausend Besucher weniger als vor zehn Jahren, das ist ein Besucherrückgang von fast 40 Prozent. Die Blütezeit der klassischen Hallenschwimmbäder scheint just in dem Augenblick zu Ende gegangen zu sein, als die Anlagen fast allgegenwärtig geworden waren. Das klassische Hallenbad richtete sich nach den Gegebenheiten der sogenannten alten deutschen Schwimmschule, das heisst, dem Schwimmuntericht nach preussischem Drill.
Preussischer Drill trennt aber scharf zwischen Sport und Vergnügen. Wer ein Hallenbad betritt, widmet sich dem Schwimmsport und nichts anderem. Entsprechend sind die Anlagen konstruiert, entsprechend sind die Vorschriften und auch das Tenü mit obligatorischer Badekappe. Hausordnung und Tenüzwang laufen aber dem modernen Streben, den Schwimmsport als eine vergnügliche Angelegenheit zu betrachten, zuwider.»
Januar 1980 (ohne Quellenangabe)

Wer hätte das gedacht?
«Nun sind es bald zwei Jahre her, dass das Luzerner Hallenbad seiner Bestimmung übergeben worden ist. Wie die nüchternen Zahlen zeigen, haben sich die Pessimisten gründlich geirrt! Dass unser städtisches Hallenbad einem echten Bedürfnis entspricht, geht aus dem Zahlenmaterial pro 1970 hervor: 251 314 Besucher passierten das Kassentörchen. Wer hätte das gedacht?»
15. April 1971 («Vaterland»)

2856.20 Franken Reingewinn
«Seit dem 7. Mai 1969 ist das Luzerner Hallenbad in Betrieb. Dem soeben veröffentlichten ersten Geschäftsbericht, der sich über die Zeit vom 7. Mai bis 31. Dezember 1969 erstreckt, entnehmen wir, dass in diesen ersten acht Monaten ein günstiges Betriebsergebnis herausgewirtschaftet werden konnte. So hat sich ein Reingewinn von Fr. 2856.20 ergeben, der die Auszahlung einer Dividende von fünf Prozent ermöglicht.»
10. Juni 1970 («Vaterland»)

Verweichlichte Jugend
«Die Jugend ist durch die blühende Konjunktur nun einfach einmal verweichlicht worden. Während unsere Eliteschwimmer noch vor einer Generation trotz minimalen Wassertemperaturen von 13 oder 14 Grad stundenlang hart trainierten, bibbern die heutigen Jugendlichen bereits bei Temperaturen von 17 Grad.»
20. März 1969 («Luzerner Neuste Nachrichten»)

Defizite voraussehbar
«Die Luzerner Stimmbürger haben am 17. und 18. Oktober 1956 in der Volksabstimmung mit 4505 Ja gegen 1779 Nein eindeutig zum Ausdruck gebracht, dass sie ein Hallenbad wollen. Inzwischen sind sieben Jahre vergangen und das Bad steht noch nicht. So lud der «Verein für ein Luzerner Hallenbad» die Presse ein, um die Öffentlichkeit über den Stand der Vorarbeiten orientieren zu können. Ein wichtiges Problem ist die Finanzierung. Die Meinungen gehen darüber auseinander, ob ein Hallenbad auf privater Basis, zum Beispiel als Genossenschaft wie die Kunsteisbahn, gebaut werden soll oder durch staatliche Finanzierung. Es herrscht aber mehrheitlich die Meinung vor, dass eine Finanzierung nur auf staatlicher Basis möglich sei, ein Vergleich mit der Eisbahn ist nicht unbedingt möglich, denn das Hallenbad umfasst ein viel grösseres Bauvolumen und dürfte auch keine Rendite abwerfen. Eine Umfrage in Deutschland hat ergeben, dass dort ein einziges Bad eine Rendite von bescheidenen 5000 DM im Jahr ergibt, alle anderen aber ein Defizit von durchschnittlich 100 000 DM aufweisen. Das vom Stadtrat von Luzern errechnete Defizit von 300 000 Franken jährlich gleicht Schwarzmalerei, denn auch das Zürcher Hallenbad wies beispielsweise im Jahre 1957 ein Minus von nur 88 000 Franken auf.»
30. April 1963 («Freie Innerschweiz»)

Zum Wohle der Wasserratten
«Um Neues zu schaffen, muss, zumindest im Zentrum der Stadt, Altes weichen. Dieses Los ist auch dem alten Tramdepot, einem der letzten Zeugen der guten alten Luzerner Trams, beschieden. Nachtrauern wird diesen Mauern jedoch kaum jemand, denn wie jedermann weiss, geht nun ein jahrzehntelanger Wunsch manches Luzerners in Erfüllung. Mit dem Beginn der Abbrucharbeiten rückt der Baubeginn des ersehnten Hallenbades in greifbare Nähe. Eine Genugtuung ist es zu wissen, dass sich die ersten Baumaschinen zur Förderung von Gesundheit und Sport und zum Wohle der Wasserratten bewegen.»
12. April 1967 (ohne Quellenangabe)

Aufwendige Projektierung
«In der Öffentlichkeit ist da und dort der Eindruck entstanden, die Bemühungen zur Schaffung eines Hallenbades seien gänzlich eingeschlafen, doch stimmt das nicht ganz. Architekt Ammann erhielt im vergangenen Februar Auftrag, einen Vertragsentwurf vorzulegen, auf dessen Grundlage er mit der Ausarbeitung eines definitiven Projektes und einer eingehenden Kostenberechnung beauftragt werden soll. Er benötigt für diese Projektierungsarbeit, der Schwierigkeiten des Unternehmens gemäss, eineinhalb bis zwei Jahre Zeit. Studienreisen werden nicht zu umgehen sein, da besonders bei einem solchen Werk die persönliche Anschauung von höchstem Werte ist. Alle jene, die schon 1955 mit einer schnellen Verwirklichung des Baues gerechnet hatten, werden sich weiterhin in Geduld üben müssen, und kein Wunder darum, dass die Freunde des Hallenbades und insbesondere der Vorstand des Vereins auf einen schnellen Vertragsabschluss zwischen Architekt und Stadt drängen.»
30. April 1963 (ohne Quellenangabe)

Initianten gründen Hallenbad-Verein
«Gestern Abend versammelten sich etwas über hundert Interessenten unter dem Vorsitz von Dr. Hugo Ackermann im Kunsthausrestaurant, um die Gründung eines Vereines für das Luzerner Hallenschwimmbad in die Hand zu nehmen. 5510 Luzerner haben seinerzeit die Initiative unterschrieben und sich am 18. Oktober 1956 mit 4405 Ja gegen 1779 Nein grundsätzlich für den Bau eines Hallenschwimmbades entschieden. Unterdessen ist man der Verwirklichung nicht sehr viel näher gekommen, weshalb sich denn die ehemaligen Initianten entschlossen, der Idee des Hallenschwimmbades durch die Gründung eines Vereins förderlich zur Seite zu stehen und die Bestrebungen zu aktivieren.»
27. September 1958 («Freie Innerschweiz»)

Initiative ohne Frauen
«Am 19. Oktober wurden die Unterschriftenbogen des Initiativkomitees für den Bau eines Hallenschwimmbades in Umlauf gesetzt. Und sofort gingen die Wellen hoch, nämlich die Wogen der Begeisterung. Es war wie eine Grundwelle, welche jung und alt erfasste und dem Komitee innert vier Wochen 5600 Unterschriften von stimmfähigen Bürgern einbrachte. Es ist ein hocherfreuliches Zeichen für die Bürgerschaft, eine machtvolle Kundgebung für eine gesunde Betätigung im elementarsten Element, dem Wasser. Das Volk will schwimmen! Und eine 60jährige Dame beteuerte, dass sie noch nie das Frauenstimmrecht so sehnlichst gewünscht habe wie jetzt, da es gelte, die Initiative zu unterzeichnen.»
Oktober 1955 (ohne Quellenangabe)

Konkurrenz zu linksufrigem Strandbad
«Die Ausgangslage ist u. E. die selbe wie beim linksufrigen Strandbad. Man kann sich des Eindruckes nicht erwehren, dass auf der einen Seite das linksufrige Strandbad mit allen Mitteln forciert werden will und dass man auf der andern Seite beim Hallenschwimmbad so tut, als ob man es mit der Vorlage ernst meinte.
Es ist doch dem letzten Stimmbürger klar, dass es die Finanzen der Stadt Luzern nicht ertragen, beide Vorlagen anzunehmen. Wir finden deshalb die Empfehlung des Initiativkomitees, die beiden Vorlagen miteinander zur Abstimmung zu bringen, durchaus nicht abwegig. Was würde der Stadtrat beantragen, wenn in einer ersten Abstimmung das linksufrige Strandbad angenommen würde? Wäre er dann immer noch für Annahme der Vorlage für ein Hallenschwimmbad?
2. August 1956 («Unabhängiges Wochenblatt») 

Das Buch «Katzenstrecker als Wasserratten» kann im Bistro im «Neubad» für 25 Franken bezogen oder per E-Mail bestellt werden: post@raphaelleutenegger.ch


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