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Kolumne von Jeremy Müller

14.10.2013

Das Blutspende-Verbot für uns Schwule ist nicht länger haltbar

Letzten Samstag ist weltweit der Coming Out Day gefeiert worden. Wie so vielen anderen von uns Schwulen und Lesben bot dies auch mir Anlass zu Gesprächen über unsere Situation; Gesprächen unter uns, die wir «vom anderen Ufer» sind; Gesprächen aber auch mit «Normalos»; und zwar zu Gesprächen über ihre und unsere sexuelle Orientierung.


Dabei habe ich eine unerwartete Erfahrung gemacht. Allen Heterosexuellen, mit denen ich aus gegebenem Anlass ins Gespräch kam, war unbekannt, dass wir Schwulen kein Blut spenden dürfen. Ich bin ob der offensichtlich weitverbreiteten Unkenntnis über diese Tatsache derart erstaunt, dass ich sie hier einem möglichst zahlreichen Publikum eröffnen will. Um so kundzutun, wie sehr noch immer auch in unserem vergleichsweise liberalen Land diese Form der Diskriminierung praktiziert wird.

Konkret läuft das so ab: Wer Blut spenden will, erhält einen Fragebogen (siehe unter «Links»). Der fragt unter Position 16c, ob der Spendewillige seit 1977 «sexuelle Kontakte unter Männern» gehabt habe.

Voilà: Allein wegen «sexueller Kontakte unter Männern seit 1977» wird ein Risikoverhalten angenommen. Auch mir ist zwar bekannt, dass bestimmte homosexuelle Praktiken Hauptursache von Neuansteckungen mit dem HIV-Virus sind. Indem aber so gefragt wird, werden alle Schwulen unter Generalverdacht gestellt. Das ist höchst fragwürdig. Denn längst nicht alle sexuellen Aktivitäten zwischen Schwulen stellen ein Risikoverhalten dar. Viele, wenn nicht die allermeisten von uns wissen sehr wohl, was geht und was gar nicht geht. Uns allein wegen unserer sexuellen Orientierung riskantes Verhalten zu unterstellen ist deshalb eine Gemeinheit. 

Zudem kann niemand kontrollieren, wie ehrlich dieser Fragebogen ausgefüllt worden ist. Jeder kann dort schreiben, was er will, auch wenn er am Schluss Fragebogens versichert, die Wahrheit gesagt zu haben. 

Vor allem aber: Was ist mit all jenen Männern und Frauen, die ausserhalb ihrer festen Beziehungen immer wieder ungeschützt verkehren? Sie sind ein genausogrosses Risiko, wie jene Schwulen, die dies ungeschützt tun. Sie werden allerdings nur nach entsprechenden Kontakten «in den letzten zwölf Monaten» gefragt. Auch daran zeigt sich, dass mit unterschiedlichen Ellen gemessen wird.

Und: Was ist mit Schwulen, die seit Jahren monogam leben? Sie werden, geht es nach diesem Fragebogen, gleich kategorisiert wie jene, die «seit 1977» gleichgeschlechtlich liebten.

Diese Regelung ist umso stossender, als immer wieder zu lesen ist, es fehle landauf landab an Blutspenden.

So lange solche Ungleichheiten bestehen, sind wir Schwulen nicht wirklich akzeptiert und somit auch nicht wirklich gleichberechtigt.

Das musste mal gesagt sein!

Jeremy Müller, Luzern


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Kommentare:
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Pat Willener aus Tokyo, Japan

Dienstag, 15.10.2013, 04:56 · Mail

Hier in Japan gibt es ein Blutspendeverbot für alle Ausländer. Man muss zuerst beweisen dass man Japaner ist bevor man Blut spended kann!

Pat Willener, Tokyo

 

Irina Studhalter aus Malters

Montag, 14.10.2013, 20:56 · Mail

Danke, Jeremy! Das Spendeverbot ist schon lange unhaltbar, genau wie das Adoptionsverbot und andere Diskriminierungen von Schwulen und Lesben. Höchste Zeit, dies allen vorzuhalten!

Irina Studhalter, Malters

 
 
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Über Jeremy Müller:

Jeremy Müller (*1990) ist in Malters aufgewachsen. Er absolvierte bei Musik Hug in Luzern eine Lehre als Detailhandelsfachmann und arbeitet teilzeitlich in der Gastronomie. Er tritt als Sänger unter dem Namen Jerry Miller auf. Sein künstlerisches Interesse gilt Theater- und Musikbühnen ebenso wie dem Komponieren und Aufführen eigener Songs.

Im Frühling 2012 trat er in der «Hochziitsfahrt i de Zwibacki» in Malters auf. Und im Sommer 2012 war er als Tänzer an den Thunersee-Festspielen im Musical Titanic engagiert. Im April und Mai 2013 spielte er mit im Musical The American in Baden, im September 2013 trat er bei «Rent» als «Steve» und als «Cover Angel» in Basel auf. Seit 2014 leitet er zusammen mit Damian Meier in Solothurn die Jugendmusical-Gruppe YDMC, mit der er die Musicals «Grease» und «Mamma Mia» auf die Bühne brachte. Ab Oktober 2015 tritt er in der Hauptrolle des Giuliano im Winterthurer Tournee-Musical «Zeit der Schwalben» auf. 

http://www.youtube.com/watch?v=317FwveUZYE