Statt sich zu konzentrieren und durchaus notwendige Reformen gezielt und fokussiert anzugehen, haben sich Theoretiker in ihren eigenen Theorien verzettelt. Doch dies wurde auf breiter Basis erkannt und sollte in Zukunft besser werden.

Nach einem sehr sachlich analysierten und richtigen Einstieg geht Sarah Müller direkt zum SVP-Lehrplan über. «Kein Schulzwang für Vierjährige» wurde seinerzeit als Übertitel für den SVP-Propaganda-Feldzug gegen «Harmos» eingesetzt. Dass eine erdrückende Mehrheit der Eltern ihre Kinder schon heute und freiwillig zwei Jahre in den Kindergarten schickt, hat die SVP allerdings nicht erwähnt. «Harmos» hätte also im Grunde einfach über alle 26 Kantone festgeschrieben, was heute schon eine Vielzahl aller Eltern freiwillig tun. 

Wer schreibt heute in Mundart?

Die hitzigen Debatten über «Schwiizerdüütsch» im Kindergarten sind noch nicht allzu lange her und hier halte ich es mit Winston Churchill: «Traue nie einer Statistik, die Du nicht selber gefälscht hast.» Es gibt neben den Studien, die sich für Mundart im Kindergarten aussprechen, auch genauso viele, die sich für Hochdeutsch aussprechen. Insofern verstehe ich nicht, warum die SVP plötzlich den «Schwiizerdüütsch»-Zwang im Kindergarten will. Heute wird dies meines Wissens in den Kindergärten sehr pragmatisch gehandhabt und die Kinder werden auf spielerische und ungezwungene Art an die Sprache herangeführt.

Es ist traurig, dass in der Schweiz rund 16% der Bevölkerung kaum lesen und schreiben können. Doch ich bezweifle sehr, dass wir mit Mundart im Kindergarten dieses Problem nachhaltig beeinflussen können im Gegenteil. Wer schreibt heute in Mundart? Die schriftliche Kommunikation erfolgt hierzulande in Hochdeutsch. Kommt hinzu, und dies ist dies empfehlen auch mehrere Experten: Je früher Kleinkinder gefördert werden, desto eher entwickeln sie auch Sinn für die Sprache.

Dies wiederum will die SVP ja nicht wirklich fördern. So gesehen beisst sich die Katze in den eigenen Schwanz.