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Kolumne von Yasikaran Manoharan

26.02.2018

Am 4. März gehts um den Begriff «Stadt Kriens»: eine emotionale oder eine wegweisende Entscheidung?

2007 wurde die letzte Revision der Gemeindeordnung durchgeführt. Für Kriens ist die Gemeindeordnung gleichbedeutend wie die Bundesverfassung auf Bundesebene. Nun, zehn Jahre später, haben wir aufgrund des Inkrafttretens des neuen Finanzhaushaltsgesetzes für die Gemeinden den Auftrag, Teile der Gemeindeordnung anzupassen oder zu ergänzen.


Nebst den technischen Aspekten des Finanzhaushaltsgesetzes sollen auch weitere Änderungen einfliessen, welche sich seit 2007 aufdrängen.   

Um vorgängig zu eruieren, welche der Artikel und Abschnitte der Gemeindeordnung als Schwerpunkte behandelt werden sollen, hat der Gemeinderat eine vorberatende Arbeitsgruppe eingesetzt, bestehend aus je einem Mitglied aller Fraktionen, sowie Vertretern der Gemeindeverwaltung, dem Leiter des Finanzdepartements und natürlich dem Gemeindepräsidenten. So war ich als Vertreter der SP direkt im Prozess involviert und konnte unsere Anliegen gezielt platzieren. Durch die konstruktive Zusammenarbeit wurden Fragen und Unklarheiten geklärt und ein Entwurf präsentiert, der einstimmig vom Einwohnerrat gutgeheissen wurde. 

Lediglich zwei Themen, welche gar keinen Bezug zum Finanzhaushaltsgesetz haben, sorgen nun in der Bevölkerung für hitzige Diskussionen: die Umbenennung zur «Stadt» und das neue Wappen. Genau deswegen gestaltet sich die Abstimmung aussergewöhnlich kompliziert. 

Vom Abstimmungskampf merkt man nun in diesen kalten Tagen allerdings nur wenig. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass die Bürger etwas irritiert sind über das passive Verhalten der Parteien. Zuspruch erhält die Umbenennung im Rat nämlich von Politikern aller Parteien. In der Öffentlichkeit äussern sich aber nur wenige. Dieses Verhalten deutet darauf hin, dass viele der Einwohnerräte wohl Angst haben, ihre Wähler und Wählerinnen zu enttäuschen. Dabei wäre es jetzt an der Zeit, sich für die Entwicklung von Kriens stark zu machen und die Diskussion in der Öffentlichkeit zu führen.  

Ich bin jedenfalls davon überzeugt und befürworte eine Umbenennung, welche dem Wachstum und dem Wandel, in denen sich unsere Gemeinde offensichtlich befindet, einen Ausdruck oder ein Label verleiht. Einen Ausdruck, welcher es erlaubt, diese Entwicklung greifbarer und verständlicher zu machen und diese Entwicklung auch in eine bestimmte Bahn zu lenken. Und diese Richtung führt unweigerlich hin zu mehr Urbanität. 

Es ist nicht nötig, beim Wort Urbanität zusammenzuzucken. Sie ist weder eine rotgrüne Erfindung noch eine städtische Krankheit, die nur in Luzern, Zürich, Genf und Bern auftaucht.

Denn Urbanität beschreibt den Prozess der Verdichtung und gibt Hinweise auf das gesellschaftliche, ökonomische und kulturelle Zusammenleben der Bewohner und Bewohnerinnen. So gesehen befindet sich Kriens bereits seit Jahrzehnten in einer starken suburbanen Entwicklung, die völlig typisch ist für Agglomerationen und städtische Peripherien. Davor nun die Augen zu verschliessen und zu behaupten, dass wir Kriens noch ein Dorf sei, wäre nun kontraproduktiv. Generell erlebte ich in den  letzten Tagen seitens stolzer Krienser Trotzreaktionen, welche sich im Schlechtreden der Gemeinde wiederspiegeln: ,«Aus diesem Kaff wird eh nie was», oder «Kriens ist bloss eine langweilige Schlafstadt».

Genau dies will ich verhindern; und zwar, dass Kriens durch das einseitig starke Bevölkerungswachstum ohne gleich wachsende Urbanität in der Identitätsfalle der Schlafstadt gefangen bleibt.

Kriens wandelt sich seit längerem von einer ländlichen Industriegemeinde zu einem vielfältigen Ort für Wohnen, Dienstleistungen und Freizeit. Mit einem städtischen Emblem schaffen wir es auch, wieder mehr Gewerbe nach Kriens zu locken.

Kriens besitzt ein unglaublich gut frequentiertes öffentliches Verkehrsnetz und zudem soll in naher Zukunft die Haltestelle Mattenhof zu einem richtigen Bahnhof ausgebaut werden. Kriens erhaält zudem namhafte Projekte mit nationaler Ausstrahlung, wie zum Beispiel die Hochschule Luzern für Musik und die «Pilatus Arena».

Wenn also Gemeinden wie Kriens oder Emmen derart schnell wachsen ist es keine Schande, darüber nachzudenken, wie diese Orte in 10, 20 oder 50 Jahren aussehen und vor allem, welchen Stellenwert sie  auf der Schweizer Landkarte haben sollen. Und deshalb bin ich überzeugt, dass die Wahl der Begriffe nur im Zusammenhang mit Themen wie der räumlichen Entwicklung, der zunehmenden Urbanisierung und den Visionen eines Ort diskutiert werden können.

Daher ist diese Abstimmung aus meiner Sicht weniger eine emotionale, sondern eine wegweisende Entscheidung für die Zukunft. Es ist eine Chance für Kriens, sich als selbstbewusste Stadtregion zu präsentieren, die ihre Visionen fokussiert verfolgt und für mehr Lebensqualität einsteht. Die Entwicklung in Kriens wird auch bei einem Nein an der Urne weitergehen, doch die Wahrnehmung ist eine andere. 

Yasikaran Manoharan, SP-Einwohnerrat, Kriens 

Siehe weiter unten: frühere Beiträge von Yasikaran Manoharan


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Über Yasikaran Manoharan:

Yasikaran Manoharan (*1988, Kriens) ist gelernter Hochbauzeichner. 2015 hat er an der Hochschule für Technik und Architektur in Horw die Ausbildung zum Architekten abgeschlossen. 2014 ist er anstelle von Yanik Kloter (JUSO) in den Krienser Einwohnerrat nachgerückt und 2016 als SP-Vertreter bestätigt worden.