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Kolumne von Yannick Gauch

19.02.2013

Jetzt kann ja Novartis die 72 Vasella-Millionen spenden

Seit heute Dienstagmorgen überschlagen sich die Meldungen und die Reaktionen dazu: Daniel Vasella «verzichtet» auf die 72 Millionen, die ihm Novartis für offensichtliches Nichtstun geben wollte. Und die er – unter dem Druck der öffentlichen Empörung – an wohltätige Institutionen «spenden» wollte.


«Verzichten»? Kann ich auf eine Leistung «verzichten», die mir nach allseitiger Meinung in keinster Art und Weise zusteht?

«Spenden» wollte Daniel Vasella die 72 Millionen angeblich. Allerdings erst nachdem ruchbar geworden war, dass er sie überhaupt erhält. Wäre nichts davon an die Öffentlichkeit gedrungen, so hätte er sie wohl klammheimlich kassiert, wofür auch immer. Und wäre die helle Empörung über diese obszöne Geschichte nicht auch tief im bürgerlichen Lager entflammt, wäre es wohl bei der «Spende» geblieben und Herr Vasella hätte wohl noch allen Ernstes das Gefühl gehabt, «Gutes getan» zu haben. 

So einfach aber war das nicht, zumal Vasellas neuster Exzess flächendeckend als Steilpass für die Minder-initiative gewertet worden ist. Und so einfach bleibt die ganze Geschichte auch jetzt nicht, denn wir haben es hier offensichtlich mit 72 Millionen zu tun, die - «einfach so» - neue Besitzer suchen.

Darum schlage ich vor: Nachdem die 72 Millionen jetzt gewissermassen «wieder frei sind» wäre es doch an Novartis, sie für gute Zwecke zu investieren. Projekte gibt es jede Menge. 

Hoffentlich kommt an der Novartis-GV vom nächsten Freitag jemand auf die Idee, einen entsprechenden Antrag zu stellen!

Zum besseren Verständnis dieser unsäglichen Tragikomödie hier nochmals die pikantesten Details der letzten Tage, Wochen und Monate. 

Letzte Woche konnten wir aus den Medien erfahren dass die UBS trotz 2,5 Milliarden Verlusten im letzten Geschäftsjahr 2012 genau diese unvorstellbare Summe für Boni ausgibt. Für «normal Sterbliche» wie ich einer bin, ist dies absolut nicht nachvollziehbar. Noch dickere Post aber kam von Novartis als am Freitag letzter Woche verlautete, ihr abtretender Verwaltungsratspräsident Daniel Vasella werde für die nächsten sechs Jahre je 12 Millionen Franken erhalten. Wobei bis heute noch niemand schlüssig erklären konnte, wofür genau er diese unvorstellbare Summe erhält. Besonders dreist ist dies, wenn wir uns vor Augen halten, dass Herr Vasella in den letzten 17 Jahren von Novartis summa summarum bereits zwischen 200 und 300 Millionen Franken eingestrichen hat.   

Bekanntlich stimmen wir am 3. März über das Volksbegehren «gegen die Abzockerei» ab, die sogenannte Minder-Initiative, die solche Abgangsentschädigungen verbieten will. Zitat aus dem Initiativtext: «Die Organmitglieder erhalten keine Abgangs- oder andere Entschädigungen.» 

Neckischerweise haben Daniel Vasella und die Novartis dieser Initiative und ihren Erfolgschancen unvorstellbare Dienste erwiesen. Nachdem nämlich die Höhe der «Entschädigung» von 72 Millionen an Vasella – von der eben niemand weiss, was genau «entschädigt» wird – am Freitag bekanntgeworden war, übertrumpfen sich die Medien gegenseitig mit öffentlichen Brandmarkungen, wie ich sie bisher noch nie gesehen, gehört und gelesen habe. Und der Clou: Selbst Wirtschaftskreise, die sich bis am Freitag mit Händen und Füssen und vor allem mit Millionen gegen die Minder-Initiative gewehrt hatten erkennen nun, dass ihre ganze Arbeit für die Katze, beziehungsweise für die Minder-Initiative war; dass dieses Volksbegehren am 3. März grandios gewinnen wird.

Auch wir JungsozialistInnen sind Daniel Vasella, der Novartis, ihrer Schamlosigkeit und ihrem mangelnden Sensorium für öffentliche Stimmungen zu innigstem Dank verpflichtet. Denn die Annahme der Minder-Initiative am 3. März schafft eine wertvolle Ausgangslage für unsere «1:12-Initiative», die ebenfalls 2013 vors Volk kommt. 

Sie geht weiter als die Minder-Initiative. Denn erst sie wird mit ihrer klaren Regelung der bodenlosen Abzockerei wirklich den dringend nötigen Riegel schieben und dafür sorgen, dass in der Schweiz wieder eine vernünftige und faire Lohnpolitik praktiziert wird. 

Yannick Gauch, Präsident der JungsozialistInnen Stadt Luzern


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Über Yannick Gauch:

Yannick Gauch (1994) war von 2011 bis 2014 Präsident der JungsozialistInnen (JUSO) der Stadt Luzern. 2015 hat er die vierjährige Ausbildung zum Grafiker abgeschlossen. Er arbeitet als selbständiger Grafiker. Seit 2020 ist er zusammen mit Kantonsrätin Simon Brunner Co-Präsident der SP Stadt Luzern.

2016 ist er auf der JUSO-Liste in den Grossen Stadtrat gewählt worden, 2020 als SP-Vertreter.

Yannick Gauch auf der Website des Grossen Stadtrates:
http://www.stadtluzern.ch/politikverwaltung/behoerdenmitglieder/173590

Die Website der Firma, deren Mitbesitzer Yanick Gauch ist:
http://www.buerozwoi.ch/