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Kolumne von Raffael Fischer

23.03.2011

Soziale Netzwerke als grosse Chance

Auch für die Politik werden soziale Netzwerke immer wichtiger. In social networks können Kandidierende ihre Überzeugungen, Positionsbezüge und Meinungen einem breiteren Publikum bekannt machen. Das ist eine grosse Chance, insbesondere für Neukandidierende. Darum hier ein Schnellkurs für Greenhörner.


Es geht nicht darum, den erfolgreichen Wahlkampf von Barack Obama zu kopieren. Eine Präsidentschaftskandidatur in den USA ist ja auch eine etwas grössere Nummer als Parlamentswahlen in einem Schweizer Kanton. Dennoch könnte man von erfolgreichen Wahlkämpfern viel lernen.

1.  Smartvote und eine eigene Homepage

Schon beinahe Pflicht ist inzwischen die Teilnahme an Smartvote. Nach der Beantwortung einer Reihe von Sachfragen werden den Wählenden dort diejenigen Kandidierenden präsentiert, die ihren politischen Positionen am nächsten kommen. 

Seit einigen Jahren verfügen viele Kandidierende bei Kantonsratswahlen sowie nahezu alle bei den National- und Ständeratswahlen über eine eigene Homepage. Die meisten Seiten gleichen aber von der Machart her eher Plakaten: Sie präsentieren die Person, geben ein paar Infos zur politischen Grundüberzeugung, verlinken zum Parteiprogramm und enthalten vielleicht noch Hinweise auf Veranstaltungen. Oft kann nur über umständliche Kontaktformulare eine Frage an den Kandidaten gestellt werden. Gelungener sind Homepages mit regelmässigen Beiträgen oder einem Blog mit kurzen Beiträgen zur aktuellen Politik. Wer Gefallen an den Texten findet, kommt regelmässig wieder.  

2.  Beteiligung an Diskussionen

Das Web 2.0 bietet daneben noch viele weitere Chancen, um die Kommunikation mit potentiellen Wählenden aktiv zu führen. Ich denke dabei zunächst an Facebook, wo man mit interessant gestalteten Pages weit mehr als nur den eigenen persönlichen Freundeskreis erreichen kann. Eine solche Seite muss aber gut bewirtschaftet werden. Kandidierende kommentieren im Idealfall regelmässig den Wahlkampf und das aktuelle Zeitgeschehen. Das kann natürlich auch durch den Hinweis auf interessante Artikel geschehen. Fragen und Hinweise von Nutzern sollten immer beantwortet werden. 

Ein neueres Portal ist das Politnetz, auf dem ganzjährlich Diskussionen zur Schweizer Politik und anstehenden Abstimmungen geführt werden. Vor den Kantonsratswahlen debattieren aktive Kandidierende verschiedener Parteien dort auch Fragen der Luzerner Politik. Noch sind die Politiker leider etwas zu sehr unter sich. Die grössere Beteiligung von nicht-parteigebundenen Wählenden an den Diskussionen wäre sehr wünschenswert. Die gelungene Anbindung an Facebook erlaubt den sofortigen Einstieg für die User des grössten Netzwerks, aber auch andere Politinteressierte sind rasch angemeldet. 

3.  Twitter

Twitter wird hierzulande noch nicht von vielen genutzt. In diesem Netzwerk kommunizieren aktive User mit Kurzmitteilungen, antworten und folgen einander. Besonders ideal sind solche Tweets zum Hinweis auf neue Beiträge in einem Blog oder interessante Webpages, die sofort kommentiert werden. 

Erst wenige Schweizer Politikerinnen und Politiker sind auf Twitter zu finden. Dabei könnte man damit eine grössere Gemeinde auf dem Laufenden halten. Es genügt aber auch dort nicht, nur präsent zu sein. Man muss den Kanal aktiv nutzen, auf Hinweise antworten und interagieren. So gelangte ich in weniger als zwei Monaten auf den 59. Platz in einer Rangliste der 300 aktivsten Schweizer PolitikerInnen auf Twitter. 

4.  YouTube etc.

YouTube ist bekannt geworden durch Ausschnitte aus Filmen und Fernsehsendungen und vor allem die vielen lustigen Spots, die von kreativen Nutzern dort online gestellt werden. Politiker können das Videoportal nutzen, damit potentielle Wähler sie auch «live» erleben können. Musikalische Kandidierende könnten etwa mit einem Song auf sich aufmerksam machen, Wortartisten durch Slam Poetry und künstlerisch weniger begabte Menschen wie ich sagen einfach, was sie denken und was ihnen in der Politik wichtig ist.  

Sicher gibt’s noch viele weitere Möglichkeiten zur Online-Kommunikation mit der Wahlbevölkerung oder auch speziellen Gruppen, mit denen man sich verbunden fühlt. Je nachdem haben diese ihre eigenen Seiten und Foren, so dass man sich dort präsentieren und interagieren kann. 

Engagement erforderlich

Wer gewählt werden will, muss möglichst viele Gelegenheiten nutzen, um auf seine Kandidatur aufmerksam zu machen. Dem möglichen Engagement sind fast keine Grenzen gesetzt – ausser der Zeit. Selbstverständlich erfordert die aktive Bewirtschaftung von sozialen Netzwerken eine regelmässige Beschäftigung damit. Doch für Parlamentarier ist das eine ideale Gelegenheit zur Kommunikation mit ihren Wählenden, denn man kennt längst nicht alle persönlich oder trifft sie gerade zufällig auf der Strasse an. Neukandidierende können ihren Namen bekannt machen - sie wollen ja, dass dieser auf die Listen geschrieben wird. Und das alles kostet nur wenig Geld. 

An Standaktionen werden Flyer, Bonbons oder Blumen verteilt. Auch im Internet muss man etwas bieten. Wem das zuviel Aufwand ist oder wer damit argumentiert, die meisten Wählenden gehörten ohnehin der älteren Generation an und würden das Web nicht nutzen, der verpasst ein wachsendes Segment aktiver, gut informierter und jüngerer Wählerinnen und Wähler. Der Kampf um das Image einer aktiven, innovativen und erfolgreichen Partei wird je länger desto stärker im Internet ausgetragen. Für die Wahlen mobilisiert, wer auf den Netzwerken regelmässig präsent ist – und nicht nur sechs Wochen vor den Wahlen seine Homepage nach vier Jahren endlich wieder mal erneuern lässt und ein paar schöne Plakate aufhängt. Die sozialen Netzwerke werden immer wichtiger für die Politik. Wer sie vernachlässigt, wird kaum neue Wählerinnen und Wähler von sich überzeugen können.


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Über Raffael Fischer:

Der Historiker Raffael Fischer kandidierte für die Grünen im Wahlkreis Luzern für den Kantonsrat, wurde aber nicht gewählt. 

www.raffael-fischer.ch