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Kolumne von Olivier Dolder

10.09.2011

Wie Kandidierende Facebook nützen - oder eben nicht

Das Thema soziale Netzwerke im Wahlkampf ist omnipräsent. Schweizer Medien berichteten wohl noch nie so oft über die Rolle von Facebook und anderen sozialen Netzwerken im Wahlkampf wie im Rahmen der Berichterstattung zu den bevorstehenden eidgenössischen Wahlen.


Die Medienpräsenz dieses Themas könnte den Anschein erwecken, dass Facebook das zentrale Element im Wahlkampf darstellt und über Wahl oder Nichtwahl einer Kandidatin beziehungsweise eines Kandidaten entscheidet. Dem ist – zumindest in Luzern – nicht so.

Grundsätzlich gilt festzuhalten, dass Facebook nur eines von vielen Wahlkampfinstrumenten ist. Somit kann das soziale Netzwerk Wahlen nicht im Alleingang entscheiden. Weiter wird das soziale Netzwerk vor allem von jüngeren Personen benützt. Die Wahl- und Stimmbeteiligung ist aber eben gerade bei jungen Leuten tiefer als bei anderen Altersschichten. Trotzdem können bei richtigem Einsatz von Facebook entscheidende Stimmen gewonnen werden. Insbesondere bietet diese Medium die Chance, junge Nicht-Wählende an die Urne zubringen.

Doch wie sieht ein richtiger Einsatz von Facebook aus? Die Expertenmeinung ist hier klar: Der Aufbau einer Facebook-Seite muss langfristig angelegt und die Pflege regelmässig sein. Dasselbe gilt im übrigen auch für die Webseite einer Politikerin und eines Politikers. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass die Interaktion, die das Medium bietet, genutzt wird. Die Facebook-Seite darf kein eindimensionales Kommunikationsinstrument sein, bei dem der Kandidierende seine «Follower» einfach nur informiert. Diskussionen unter den «Followern» und dem Kandidierenden müssen forciert werden. Eine Facebook-Seite beziehungsweise deren Pflege braucht somit viel Zeit. 

Es stellt sich nun die Frage, wie sich die Situation im Kanton Luzern präsentiert. Ein Blick auf die Facebook-Seite der jeweils jüngsten Kandidatin beziehungsweise des jüngsten Kandidaten der fünf grössten Parteien (Grüne, SP, CVP, FDP, SVP) bringt Klarheit: Die Präsenz auf Facebook dieser Kandidierenden ist schwach.

Lisa Zanolla (SVP) hat nicht einmal eine öffentliche Seite, sondern nur ein privates Profil. Man muss mit ihr befreundet sein, um Information zu erhalten. Wie sieht die Situation bei den anderen vier Kandidierenden aus? Das Kriterium der Langfristigkeit erfüllt niemand: Bei Katharina Meile (Grüne) und Cédric Vollmar (FPD) datieren die ersten Aktivitäten im Juni, bei David Roth (SP) sogar erst im Juli. Einzig Daniel Piazza (CVP) hat bereits im April erste Informationen veröffentlicht.

Die Anzahl der Beiträge ist mit weniger als 15 bei allen Kandidierenden zudem sehr tief. Reaktionen und Beiträge von anderen Personen finden sich auch nur selten. Am besten schneidet hier noch David Roth ab. Dasselbe Bild zeigt sich auch bei den «Followern» (*). Eine Person wird zum Follower, wenn sie beim Facebook-Auftritt einer anderen Person oder einer Organisation «gefällt mir» klickt. Danach werden diesem Follower auf seiner eigenen Facebook-Seite automatisch Beiträge der anderen Person bzw. von Organisationenn angezeigt.

Mit 50 bis 150 haben Meile, Piazza und Vollmar doch nur sehr wenige Personen, die ihre Facebook-Aktivitäten mitverfolgen. Roth hat mit über 500 zwar am meisten «Follower», doch kann auch diese Zahl als bescheiden betrachtet werden. So gilt zu beachten, dass nicht alle diese Personen auch Wählerinnen und Wähler von Roth sind. Auch persönliche Informationen, Meinungen und Bilder sind bei allen vier Kandierenden nur wenige zu finden. Dabei würde gerade Facebook eine ideale Plattform darstellen, um sich persönlich vorzustellen und seine Ansichten zu präsentieren.Es ist doch erstaunlich, dass so junge Kandierende eine derart schwache Facebook-Bilanz aufweisen.

Bei Kandidierenden im mittleren Alter wäre dies eher verständlich gewesen. Es drängt sich daher der Verdacht auf, dass die Kandierenden ihre Wahlchancen als zu gering einschätzen und deshalb nicht mehr Zeit in Facebook investieren. Wäre dem so, müssten sie sich aber die Frage gefallen lassen, ob keine Seite nicht besser wäre.

Sollte jemand Ambitionen haben, bei den eidgenössischen Wahlen 2015 gewählt zu werden, dann empfiehlt es sich, baldmöglichst mit dem Aufbau der eigenen Facebook-Seite und der dazugehörigen «Community» zu beginnen.

Links zu den Facebook-Auftritten der oben erwähnten Kandidierenden:

Katharina Meile (Grüne): http://www.facebook.com/pages/Katharina-Meile-f

Daniel Piazza (CVP): http://www.facebook.com/pages/Daniel-Piazza-Luzerner-Jungpolitiker-in-den-Nationalrat/131586933563770

David Roth(SP): http://www.facebook.com/pages/David-Roth-in-den-Nationalrat/230337296988693

Cédric Vollmar (FDP): http://www.facebook.com/pages/C

Lisa Zanolla (SVP): https://www.facebook.com/profile.php?id=100001253829008

Olivier Dolder

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Eine Person wird zum Follower, wenn sie beim Facebook-Auftritt einer anderen Person oder einer Organisation «gefällt mir» klickt. Danach werden diesem Follower auf seiner eigenen Facebook-Seite automatisch Beiträge der anderen Person bzw. von Organisationenn angezeigt.


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Über Olivier Dolder:

Olivier Dolder (1985) aus Luzern ist promovierter Politikwissenschafter.

Bis zu den eidgenössischen Wahlen 2019 analysierte er für verschiedene Medien das regionale und nationale Politikgeschehen. Er war mehrere Jahre als Projektleiter bei Interface Politikstudien in Luzern tätig.

Seit September 2019 arbeitet Dr. Olivier Dolder als Projektleiter Neue Regionalpolitik (NRP) beim Amt für Wirtschaft des Kantons Schwyz.

www.olivierdolder.ch