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Kolumne von Edwin Beeler

31.07.2012

Die Schweiz gilt weltweit als Erfolgsmodell für die «Einheit in der Vielfalt»

HEIMAT-DEBATTE (15) - Emigriert aus dem Balkan, erlebe ich in der Schweiz seit 1995, was im Land meiner Wurzeln fehlt: Jene Vielfalt, die das friedliche Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen auf engem Raum ermöglicht. Zu recht gilt meine neue Heimat diesbezüglich weltweit als Vorbild.


Mahir Suljovic vor dem Bundeshaus in Bern, dem Sitz des Schweizer Parlaments. Dessen eine Kammer, der Ständerat, vertritt die 26 Kantone. Er ist einer jener Machtfaktoren die dafür sorgen, dass die Interessen kleiner Stände wie der beiden Appenzell, Uris, Nidwaldens und Obwaldens nicht durch grosse wie Bern oder Zürich erdrückt werden.

Seit 1995 bin ich in der Schweiz wohnhaft. Geboren bin ich 1990 in einem Land, welches seit Jahrhunderten Heimat verschiedenster Menschen ist. Menschen, welche verschiedenen Religionen angehören und sich auch auf verschiedene Weise mit diesem Land zwar identifizieren; die zugleich aber leider immer noch weit entfernt sind von einer gemeinsamen Heimat. In diesem Land gingen die Menschen weges des Begriffs Heimat sogar so weit, dass viele von ihnen ihre Heimat verlassen mussten. In meinem Heimatland Bosnien und Herzegowina fehlt nämlich, was auch vielen anderen Ländern fehlt: Es fehlt die Einheit in der Vielfalt. Anders ist dies in der Schweiz.

Mehr und mehr merkte ich die letzten Jahre, dass die Schweiz Heimat all jener Menschen ist, welche sich mit ihr auf irgend eine Art und Weise identifizieren. Auch wer «bloss Durchschnittsbürger» sein will und auf den ersten Blick keine grandiosen Leistungen hervorbringt, ist eben doch etwas Besonderes. Denn jeder Mensch ist ein Original, ein Unikat. Die Schweiz bietet wie kaum ein anderes Land die Möglichkeiten, sich auszuleben, sich selbst zu sein. 

Unter anderem durch ihre vier Sprachen und ihre kleinräumige Unterteilung in 26 Kantone mit weitreichenden Kompetenzen hält sie diese Vielfalt hoch. Sie ist gar ein Vorbild an Multikultur und dient bei Konflikten, wo genau dieses friedliche Zusammenleben nicht funktioniert, als Modell. In kaum einem anderen Land gibt es so viel Einheit dank Vielfalt.

Die allermeisten Bürgerinnen und Bürger der Schweiz arbeiten und/oder studieren, zahlen ihre Steuern, sind in Vereinen aktiv, singen, tanzen, lachen, schreiben, bewegen sich frei von Genf bis Chur und von Schaffhausen bis Chiasso, ohne ihre Identität verstecken zu müssen oder zu wollen; genau das ist Heimat! 

Als 22-jähriger Schweizer mit Migrationshintergrund sind es für mich auch ganz einfache Dinge, welche ich mit den Vorzügen meiner neuen Heimat verbinde. Zum Beispiel im Sommer nach dem Ausgang am See die Aussicht geniessen und mit Freunden bis spät in die Nacht Musik hören und ein kühles Bier trinken; auch das ist Heimat. Damit dies funktioniert, sind gegenseitiger Respekt, vor allem gegenüber der Kultur und den gesellschaftlichen Gepflogenheiten der Schweiz, sind Toleranz und Offenheit erforderlich, sonst erschwert sich der Prozess der Anpassung.

Leider aber wird «Heimat» mitunter auch missbraucht. Beispielsweise, indem lautstark und hasserfüllt verkündet wird, wer ihrer würdig sei und wer nicht. Ich weiss allerdings, dass solche Stimmen eine Minderheit sind. 

Heimat verschwindet, wenn die Natur verschwindet. Darum ist es so wichtig, dass wir uns weltweit für eine gemeinsame Heimat von Mensch und Natur einsetzen. Beginnen können und müssen wir in unserer Umgebung oder noch besser bei uns selber, indem wir uns rücksichtsvoll, also umweltbewusst verhalten.

Ich wünsche allen weissen, schwarzen, armen, reichen, dicken, dünnen, grossen und kleinen Schweizerinnen und Schweizern eine schöne Bundesfeier.

Mahir Suljovic, Präsident JUSO Nidwalden, Buochs


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Über Edwin Beeler:

Edwin Beeler (* 1958) schloss sein Studium in Allgemeiner Geschichte und Geschichte der Deutschen Literatur an der Universität Zürich mit dem Lizentiat ab. Seit rund 25 Jahren arbeitet er hauptsächlich als Filmemacher. 

1988 gründete er zusammen mit Marlon Heinrich und Guido Paul Denzler die Filmproduktionsfirma Calypso Film AG, welche unter anderem seine Kino-Dokumentarfilme produziert: «Arme Seelen» (2011), «Gramper und Bosse - Bahngeschichten» (2005), «Grenzgänge - Eine filmische Recherche zum Sonderbundskrieg 1847» (1998, realisiert zusammen mit Louis Naef), «Bruder Klaus» (1991), «Rothenthurm - Bei uns regiert noch das Volk» (1984). 

Die Stadt Luzern hat ihn 1992 mit einem Anerkennungspreis ausgezeichnet. Beeler arbeitet im Vorstand des Vereins Film Zentralschweiz mit. Er ist Vater von zwei Töchtern und lebt zusammen mit seiner Partnerin in Luzern.

calypsofilm.ch/Website_Calypso_26-07-2012/Index.html