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Kolumne von Hans Beat Achermann

07.03.2012

Die Literaturstadt Luzern bucht und boomt

Am Anfang war es eine Stammtisch-Idee im «Schiff» in Luzern. Dieses Wochenende steigt das Luzerner Literaturfest zum 27. mal, sinnigerweise justament zeitgleich mit der Abstimmung über die Buchpreisbindung. Mitbegründer und lu-wahlen.ch-Kolumnist Hans Beat Achermann erinnert sich an die Wurzeln des «fröhlichen Festes mit lustvoller, praller Literatur.»


Es war an einem runden Tisch – der einzige runde – im Restaurant Schiff an der Reuss, als im Herbst 1984 ein paar junge und jüngere Literaturbegeisterte (Studentin und Student, Kleinverleger/Journalist, Literaturkritikerin, Buchhändlerin), darunter auch der Schreibende, zusammen assen und tranken und beschlossen, im darauf folgenden Frühjahr in Luzern ein Literaturfest durchzuführen.

Keine knochen-trockenen Lesungen für ältere Semester, keine literatur-theoretischen Dispute, kein Wettlesen sollte es werden, sondern ein fröhliches Fest mit lustvoller, praller Literatur. Und neben den Wortgenüssen sollten auch Speis und Trank Platz finden. Die Solothurner Literaturtage hatte es zwar schon vorher gegeben, aber die schienen den Initiantinnen und Initianten von damals zu wenig lustbetont. Zudem war Luzern war literarisch ziemliches Ödland.

Das wunderbare Hotel Eden war das geeignete Paradies – und blieb es dann bis zur Vertreibung 1988. Niklaus Meienberg war am 25. März 1985 dabei und ass sich samt Entourage satt, auf Kosten der Veranstalter nebenbei, las kurz einen bereits in der WOZ erschienenen Text und ging dann wieder zum Kulinarischen über. Franziska Greising las im Salon aus ihrem Erstling «Kammerstille». 190 Personen waren dann  im «Eden»-Saal, als die «Titanic;-Autoren Robert Gernhardt und Eckhard Henscheid nette Bösartigkeiten vortrugen und Kathrin Brenk merveilleuse Chansons sang. Mehr als ein Dutzend Autorinnen und Autoren traten auf. Knapp vor der Polizeistunde um Mitternacht wurde der letzte Buchdeckel geschlossen.

Stadt Luzern und Kanton Luzern hatten beim 1. Luzerner Literaturfest 1985 zum Gesamtbudget von 8000 Franken 3500 Franken beigesteuert, die Stadt erhielt 247 Franken als Billettsteuer wieder zurück. Für die fünf ehrenamtlichen Initiantinnen und Initianten reichten die Einnahmen noch für ein abschliessendes Nachtessen im «Eden». 

Es war der Anfang einer Idee, die später auch an andern Orten übernommen und inzwischen zur Tradition wurde. Mit dem Literaturfest wurde ein Angebot geschaffen, das sich weiterentwickelt hat und das alljährlich Luzern kulturell bereichert. Denn die Begegnung mit Schreibenden ist neben allen Segnungen des digitalen Zeitalters mehr als ein voyeuristisches Erlebnis. Jetzt, am zweiten März-Wochenende 2012, findet das Literaturfest zum 27. Mal statt – am selben Wochenende, an dem über die Buchpreisbindung abgestimmt wird.

Wer mehr als nur Bestseller-Konsumentin oder -Konsument ist, wird zur Buchpreisbindung ja sagen.

Hans Beat Achermann, Luzern  


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Kommentare:
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Leslie Schnyder aus Luzern

Mittwoch, 07.03.2012, 13:34 · Mail

Merci für diese Erinnerung an die allererste Zeit von «Luzern bucht», ich freue mich immer über Berichte über die Anfänge!

Wir hoffen alle auf das JA zur Buchpreisbindung, hoffen, dass die Gleichzeitigkeit der Anlässe ein gutes Omen sei...

Leslie Schnyder

 
 
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Über Hans Beat Achermann:

Hans Beat Achermann (* 1947) ist Berufs- und Laufbahnberater. Er arbeitete von 1993 bis zu seiner Pensionierung (2011) im BIZ ZUG Amt für Berufsberatung. Vorher war er unter anderem Redaktor bei der damaligen «LNN» und beim «Regionaljournal Zentralschweiz».

In den Siebziger und Achtziger Jahren war er als Cafétier, Lehrer, Journalist, Kleinverleger und Korrektor tätig. Er interessiert sich vor allem für (Berufs)Bildungsfragen, aber auch für Kultur(politik). Hans Beat Achermann wohnt seit seiner Geburt in Luzern.