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Gastbeitrag von Hans Widmer

Über den Autor:

Dr. phil. Hans Widmer
(9. September 1941) unterrichtete an der Kanti Alpenquai während 36 Jahren Spanisch, Religionswissenschaften und Philosophie. Er war während zweier Jahre Präsident der Philosophischen Gesellschaft der Schweiz. Von 1996 bis 2010 vertrat er die Gewerkschaften und die SP im Nationalrat. Zuvor war er auch Grossrat und Grossstadtrat.

Bild: Herbert Fischer

30.06.2012

Warum die JUSO Leuchten und Fackelträger sind

Nicht viele andere PolitikerInnen waren so lange so nah am Puls der Jungen wie Hans Widmer: Als Lehrer an der Kantonsschule Alpenquai in Luzern, als Bildungs- und Kulturpolitiker auf allen Ebenen, als Gewerkschafter und als Familienvater. Soeben hat der inzwischen 71-jährige alt Nationalrat im Luzerner Kantonsratssaal vor der Delegiertenversammlung der Schweizer JungsozialistInnen gesprochen.

Er machte ihnen Mut, auch fortan für eine soziale, solidarische und offene Schweiz zu kämpfen. Hans Widmer stellte www.lu-wahlen.ch das Manuskript seiner Rede zur Verfügung. Die Auszeichnungen stammen von der Redaktion. 

Die Rede als Manuskript:

«Liebe Genossinnen, liebe Genossen,

Aus allen Landesteilen seid Ihr hierher gekommen, hierher nach Luzern, einer sehr attraktiven mittelgrossen Stadt mit gut 75 000 Einwohnern, 

einer Stadt mit einem klangvollen und symbolträchtigen Namen;

einem Namen, der mit der Vorstellung von Licht, Leuchte oder auch Laterne in Verbindung gebracht werden kann.

Offensichtlich hat diese Namensgebung auch den Kanton fasziniert; den Kanton, der sich ebenfalls stolz Kanton Luzern nennt;  

den Kanton mit seinen gut 375 000 Einwohnerinnen und Einwohnern, dessen Parlament hier in diesem schönen Saal tagt.

Politisch ist die Stadt Luzern für die rote SP-Farbe um einiges offener als der Kanton. 

Im Stadtparlament gibt es nämlich von 48 Sitzen elf SP-Sitze und einen JUSO-Sitz und im Kantonsparlament haben wir es nur – bei einer Gesamtzahl von 120 Sitzen – auf 15 SP-Sitze und einen JUSO-Sitz gebracht. 

Dass die JUSO Luzern je einen Sitz im Stadt- und Kantonsparlament erobern konnte, und dass der Präsident der JUSO Schweiz aus Luzern kommt, das ist eine Sensation, für die ich Euch um einen kräftigen Applaus bitten möchte.

Genossinnen und Genossen 

Es bedeutet mir viel, Euch hier willkommen heissen zu dürfen, weil Ihr für das politische Leben unseres ganzen Landes, 

für die  SP-Schweiz und insbesondere  auch für die SP von Kanton und Stadt Luzern eine Leuchte seid.

Eine Leuchte deswegen, weil Ihr immer wieder – getragen vom Elan des Jungseins – die Laternen und Fackeln neuer Ideen und Forderungen entzündet und sie dann hineintragt in den politischen Alltag; 

hinein in einen politischen Alltagsraum, der manchmal vor lauter Machtinteresse und Pragmatismus stickig und grau wird und der auf neue und zündende Ideen dringend angewiesen ist.  

Für diesen oft allzu trägen Alltag seid Ihr so etwas wie ein Lebenselexier, Hoffnungsträgerinnen und Hoffnungsträger, aber auch hin und wieder zu recht Provokateurinnen und Provokateure. 

Mit Genugtuung denke ich daran, dass die vergangenen nationalen Wahlen für die SP recht positiv verlaufen sind.

Mit etwas weniger Genugtuung denke ich jedoch zurück an all die Befürchtungen vieler SP-Sympathisantinnen und Sympathisanten, 

aber auch etlicher aktiver SP-Politikerinnen und Politiker, die dachten, es könne nicht gut kommen, wenn man von der Überwindung des Kapitalismus spreche.

Aber, wie gesagt, mit grosser Genugtuung stelle ich fest, dass es so schlimm gar nicht gekommen ist. 

Diese Erfahrung zeigt, dass wir nicht weiterkommen, wenn wir nur auf die Bedenkenträgerinnen und Bedenkenträger hören.

Offensichtlich haben sich viele Wählerinnen und Wähler nicht einschüchtern lassen, einer Partei ihre Stimme zu geben, die Klartext spricht.

Klartext in einem Thema, das immer mehr Menschen beschäftigt, 

dem Thema nämlich, dass der real existierende Kapitalimus an seine Grenzen kommt und dass es zukunftsgerichtete Entwürfe braucht, die über den status quo hinaus auch für die kommenden Generationen eine Perspektive eröffnen.  

Genossinnen und Genossen

Wenn Ihr heute eine Initiative debattiert, welche der Spekulation mit Lebensmittelrohstoffen das Handwerk legen soll, dann geht das in die gleiche Richtung: ihr zeigt konkrete Perspektiven über den real existierenden Kapitalismus hinaus. Danke!

Eine solche Initiative schreibt sich ein in das Programm der Überwindung des Kapitalismus, wie er sich heute präsentiert;

eines Kapitalismus, der gierig und masslos und damit letztlich unmenschlich geworden ist.

Auch wenn Ihr mit Euren Anliegen zuweilen gebremst werdet, 

oder manchmal sogar von der eigenen Mutterpartei - wie man so schön sagt - «eins aufs Dach bekommt», auch wenn das so ist:

Verliert bitte nicht Eure politische Fantasie und vor allem nicht Euren politischen Erneuerungswillen! 

Ihr steht für die kommenden Generationen und Ihr steht in einer ganz besonderen Verantwortung, 

in der Verantwortung nämlich, ohne die Fussfesseln von künstlich geschaffenen Faktizitäten, die man mit viel Werbung zu Sachzwängen erklärt, 

auf Dinge hinzuweisen, welche die Gesellschaft weiterführen können; 

auf Missstände auch, welche, wenn man diese Gesellschaft weiterwursteln lässt, diese Gesellschaft in den Abgrund zu führen vermögen.

Die wenigsten von Euch, liebe Genossinnen und Genossen, sind Luzernerinnen oder Luzerner. 

in Luzern, der Leuchtenstadt, und im gleichnamigen Kanton heisse ich Euch nochmals ganz herzlich willkommen und wünsche Euch fruchtbare Debatten und gute, erhellende Entscheide.»

Hans Widmer, Luzern      


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